Lego, Nannies, strenge Bewachung So leben Putins Söhne fernab der Hauptstadt
Dass der russische Präsident Putin mehrere Kinder haben soll, ist bekannt. Doch über das alltägliche Leben wusste die Öffentlichkeit bisher wenig. Ein Medienbericht gewährt nun Einblicke.
Russlands Präsident Wladimir Putin steht – nicht erst seit seinem Angriff auf die Ukraine – ständig unter der Beobachtung der Öffentlichkeit. Dennoch ist wenig über sein Privatleben bekannt. Details kommen vereinzelt allerdings trotzdem heraus: So sind Putins Kinder etwa ein offenes Geheimnis.
Mit der rhythmischen Sportgymnastin Alina Kabajewa soll er zwei Söhne haben. (t-online berichtete in der Vergangenheit schon darüber.) Zu ihnen bekannt hat sich der Kremlchef nie. Nun liefern Recherchen des russischen Investigativportal "Dossier" neue Einblicke in das Leben der Kinder, Hunderte Kilometer von Moskau entfernt.
Anwesen wird streng bewacht
Die Söhne heißen Iwan und Wladimir Junior und sind derzeit neun und fünf Jahre alt. Iwan wurde 2015 im schweizerischen Lugano geboren, Wladimir junior 2019 in Moskau. Aktuell leben sie mit ihrer Mutter in Putins Anwesen in Waldai, was 440 Kilometer von Moskau entfernt ist.
"Dossier" wird vom Kremlkritiker und Oligarchen Michail Chodorkowski betrieben, der in London lebt. Bei den aktuellen Enthüllungen stützt sich das Medium auf die Aussagen eines Angestellten des Anwesens. Bilder der Kinder, die dem Portal nach eigenen Angaben vorliegen, hat "Dossier" aus Jugendschutzgründen nicht veröffentlicht. Der Kreml hat sich zu der Veröffentlichung bislang nicht geäußert.
Dem Bericht zufolge liegt das Anwesen auf einer gut bewachten Halbinsel im Waldaisee. Es kann über eine Straße, ein eigenes Gleis oder vier Hubschrauberlandeplätze erreicht werden, heißt es. Satellitenaufnahmen sollen Basketball- und Tennisplätze, Bootsanleger, Wohnhäuser, Lagerhallen und sogar eine Kirche zeigen. "Dossier" schreibt zudem von Schwimmbädern, Eishockeyfeldern und Fitnessstudios. Vor Ort sollen Sicherheitsbeamte und zwei Flugabwehrsysteme das Gelände schützen.
Besuch muss zwei Wochen vorher in Quarantäne. Putin gilt, besonders seit der Coronapandemie, als paranoid, was seine Gesundheit betrifft. Mehr dazu erfahren Sie hier. Auch die Sorge vor Vergiftungen könnte Putin an die Kinder weitergegeben haben: Zumindest heißt es im Bericht, dass die Jungen je einen eigenen Becher haben und nur daraus trinken.
Wie streng die Vorkehrungen sind, zeigt auch der Fakt, dass die beiden Kinder in keinen öffentlichen Datenbanken auftauchen und dem Bericht zufolge besondere Pässe, wie Agenten oder Personen im Zeugenschutzprogramm, haben.
Privatunterricht und kaum Spielgefährten
Reisen soll für die Jungen dem Bericht nach dennoch möglich sein. Im Winter ging es für sie zum Skifahren nach Krasnaja Poljana in der Nähe von Sotschi, im Sommer auf Yachten im Finnischen Meerbusen oder ans Schwarze Meer.
Der Alltag hingegen gestaltet sich laut dem Bericht wie folgt: Die Jungen frühstücken und bekommen anschließend Privatunterricht. Nach dem Mittagessen steht Sport an. Die Eltern sehen sie am Abend wieder.
Auf dem Anwesen spielen die Jungen den Schilderungen des Angestellten zufolge vorwiegend mit den Erwachsenen vor Ort: Kindermädchen, Köche, Lehrer und Sicherheitspersonal. Sie würden gerne mit Legos spielen und hätten zwei Ponys, Kaninchen und einen Bernhardiner zur Unterhaltung. Der ältere Sohn soll Cartoons von Disney mögen, was Putin nicht gefallen dürfte. Erst im Januar hatte er sich öffentlich über die schlechte Qualität westlicher Cartoons ereifert.
Putin hat noch mehr Kinder
Neben den beiden Söhnen hat Putin noch zwei Töchter aus seiner Ehe mit Ludmila Putina: Maria Worontsowa (39) und Katerina Tichonowa (37). Die beiden Frauen sind in diesem Jahr mehr in die Öffentlichkeit gerückt, da sie auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg aufgetreten sind.
Maria Worontsowa wurde 1985 in Leningrad, wie der frühere Name von St. Petersburg lautet, geboren. Wie ihre Schwester soll auch Maria eine deutsche Schule in ihrer Geburtsstadt besucht haben. Nach dem Abschluss hat die heute 39-Jährige Biologie studiert, sie gilt als Expertin für seltene genetische Krankheiten bei Kindern.
Seit November führt die Website der Moscow Society of Medical Genetics sie als Mitglied des Aufsichtsrats zusammen mit neun weiteren Mitgliedern. Ziel der Gesellschaft ist nach eigenen Angaben "die gemeinsame Erforschung genetischer Erkrankungen und die Suche nach Lösungen für aktuelle Probleme auf der Grundlage moderner Errungenschaften".
Seine jüngere Tochter, Katerina Tichonowa, bekleidet nach Recherchen der russischen Mediengruppe RBC einen einflussreichen Posten an Moskaus Staatsuniversität. Eines ihrer Projekte umfasst ein Gesamtbudget von 1,7 Milliarden US-Dollar. Im Verwaltungsrat sitzen demnach alte KGB-Mitarbeiter und Putin-Freunde wie Sergej Tschemesow, Chef der Rüstungsfirma Rostech, sowie Igor Setschin, CEO des staatlichen Ölkonzerns Rosneft.
Tichonowa soll laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters mit dem einem zwei Milliarden Dollar schweren Geschäftsmann Kirill Schamalow verheiratet sein. Er ist der Sohn eines Geschäftsmanns namens Nikolai Schamalow. Ebenso gibt es Gerüchte, dass Putin 2003 eine weitere Tochter bekommen haben soll.
- Eigene Recherche
- dossier.center: "Succession: The Secret Lives of Vladimir Putin's Sons"