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Kaschmir: Warum Indien und Pakistan streiten


Kaschmir
Vom Urlaubsziel bis zum K2 – eine Region im Fokus

Von t-online, pri

25.04.2025 - 13:32 UhrLesedauer: 3 Min.
Der Indus in Kaschmir.Vergrößern des Bildes
Der Indus in Kaschmir (Archivbild): Indien hat ein Abkommen mit Pakistan zur Nutzung der Wasservorräte aufgekündigt. (Quelle: IMAGO/Basit Zargar)
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Nach einem tödlichen Attentat prallen Indien und Pakistan in Kaschmir aufeinander. Die Region ist als Urlaubsziel beliebt und für ihre Wolle bekannt. Doch verläuft in der Region auch eine geopolitische Konfliktlinie.

"Kaschmir ist das Paradies auf Erden", lautet ein altes Sprichwort. Doch die Bergregion ist seit Jahrhunderten umkämpft. Seit einem Attentat mit mindestens 26 Toten im beliebten Urlaubsort Pahalgam in dieser Woche im indischen Teil der Region spitzt sich der Konflikt zwischen Indien und Pakistan zu. In der Nacht zu Freitag kam es zu einem ersten Schusswechsel entlang der Grenze zwischen den beiden verfeindeten Mächten. Ein Blick auf die Region, ihre Geschichte und historische Konfliktlinien.

Wo liegt Kaschmir?

In der Kaschmir-Region rund um den Indus leben rund 17,5 Millionen Menschen. Davon rund 12,5 Millionen im indisch kontrollierten Teil, fünf Millionen auf pakistanischer Seite. Die Bevölkerung in dem Gebiet mit einer Fläche von rund 222.000 Quadratkilometern teilt sich in Hindus, Sikhs und Muslime. Die Region ist geprägt vom Himalaja und markanten Gipfeln wie dem K2 als zweithöchstem Berg der Welt mit rund 8.611 Metern Höhe. Vor allem in den indischen Bundesstaaten Jammu und Kaschmir – kurz J&K genannt – wurde der Tourismus bisher als wichtige Einnahmequelle kräftig beworben. Das Attentat von Pahalgam trifft die Region deshalb auch wirtschaftlich.

Woher rührt der Konflikt?

Kaschmir war in der Geschichte immer umstritten. Nach der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans 1947 vom britischen Empire gründete sich der Fürstenstaat Kaschmir. Doch gelang es der Region nicht, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Formal trat der Fürstenstaat 1947 Indien bei, seither beansprucht Delhi die Hoheit über die gesamte Region. So sind im Regionalparlament auch Sitze für Vertreter des pakistanischen Teils von Kaschmir reserviert. Zudem hält China einen Teil der Region besetzt.

Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) hält fest: "Sollte Peking die Kaschmir-Frage künftig nicht mehr nur unter dem Aspekt seiner eigenen Grenzstreitigkeiten mit Indien, sondern nun auch im Kontext des indisch-pakistanischen Konflikts sehen, könnte daraus ein neuer Streitpunkt im ohnehin schwierigen bilateralen Verhältnis erwachsen."

Der Anschlag auf Urlauber in Pahalgam heizt den Konflikt weiter auf.

Was ist die Vorgeschichte der jüngsten Eskalation?

Narendra Modi ist seit 2014 Premierminister Indiens. Er setzt auf eine hindu-nationalistische Linie und Abgrenzung zum Erzfeind Pakistan sowie dem strategischen Rivalen China. Seit dem vergangenen Jahrzehnt lassen sich im indischen Teil Kaschmirs verstärkt islamistische Tendenzen beobachten – vor allem unter Jugendlichen.

Modi versuchte, mit einem Verfassungstrick die Position der Zentralregierung in Delhi zu stärken. Er splittete 2019 den Bundesstaat Jammu und Kaschmir in zwei Territorien auf, die der Regierung in Delhi unterstellten wurden SWP-Experte Wagner notierte zwei Konsequenzen: Die Hindus, die in den 1990er-Jahren aus Kaschmir vertrieben worden waren, können auf eine Rückkehr hoffen. Und die muslimische Bevölkerung fürchtete um ihre Minderheitenrechte.

Das Hamburger Giga-Institut kam in einer Analyse zu dem Schluss: "Wachsende politische Unzufriedenheit unter der kaschmirischen Bevölkerung dürfte außerdem nichtstaatlichen islamischen Gruppierungen Anlass zu Einmischungen geben und zu langfristigen Konflikten führen."

Und die geopolitische Lage in dem Konflikt?

China und Pakistan näherten sich infolge des Konflikts weiter an. Indien forcierte seinen wirtschaftlichen Aufschwung und versuchte, seine außenpolitische Eigenständigkeit zu untermauern. Im russischen Angriffskrieg in der Ukraine besuchte Modi sowohl Moskau als auch Kiew. Allein durch die Einfuhr von russischem Öl unterstützt Indien aber Wladimir Putins Invasion durch die Zahlung mit Devisen. Auch gegenüber der EU und Deutschland setzte Modi auf engere Kooperation.

So notierte SWP-Experte Wagner im Vorjahr in einer Analyse: "Während der letzten Jahre hat die Indische Union eine deutliche Aufwertung in der deutschen und europäischen Außenpolitik erfahren. Gefördert wurde dieser Prozess durch Indiens wirtschaftliche Dynamik und seine geopolitische Rolle als Partner im Indopazifik gegen die hegemonialen Ambitionen Chinas."

Einfach wird der Umgang mit Indien für die EU und Deutschland aber nicht. Von einem "schwierigen Partner" sprach Wagner und bilanzierte: "Das Land wird seiner strategischen Autonomie treu bleiben und die sino-amerikanische Rivalität nutzen, um seine eigenen Aufstiegsambitionen voranzutreiben. Trotz des gemeinsamen Bekenntnisses zu einer regelbasierten Ordnung wird es weiterhin Unterschiede bei der Bewertung geopolitischer Krisenherde geben, wie im Fall von Russlands Krieg gegen die Ukraine."

Es geht im Streit zwischen Indien und Pakistan also um weit mehr als einen Regionalkonflikt.

Letzte Frage: Und was ist mit der Wolle?

Die begehrte Wolle für edle Kleidung kommt von der Kaschmirziege. Weltweit wird der Markt auf rund 3,3 Milliarden Dollar (2023) geschätzt. Er soll bis 2032 auf rund 5 Milliarden Dollar wachsen. Hauptimporteure in Europa sind Italien und Großbritannien. Doch kommt die meiste Wolle nicht aus der Kaschmir-Region. China und die Mongolei kontrollieren rund 90 Prozent des Weltmarkts.

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