Kritik an Vances Grönland-Besuch "So redet man nicht mit engen Verbündeten"
J. D. Vance hat Grönland besucht und Dänemark deutlich kritisiert. Daraufhin folgt viel Kritik für den Vizepräsidenten.
Der Besuch von US-Vizepräsident J. D. Vance auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik hat international deutliche Reaktionen ausgelöst. Vor allem in Dänemark und Grönland stießen seine Äußerungen auf Ablehnung. Vance hatte Dänemark vorgeworfen, Grönland unzureichend gegen Bedrohungen durch Russland und China geschützt zu haben. Dies rief sowohl politische als auch gesellschaftliche Kritik hervor.
Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen reagierte scharf auf die Vorwürfe. "Seit vielen Jahren stehen wir in sehr schwierigen Situationen an der Seite der Amerikaner", erklärte sie. Die Einschätzung des Vizepräsidenten sei daher "nicht zutreffend". Frederiksen kündigte an, die militärische Präsenz im Arktisraum weiter auszubauen: "Wir sind bereit – Tag und Nacht – mit den Amerikanern zu kooperieren. Eine Zusammenarbeit, die sich an die notwendigen internationalen Spielregeln halten muss."
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Auch das dänische Staatsoberhaupt meldete sich öffentlich zu Wort. König Frederik schrieb am Freitag in sozialen Medien: "Es sollte keinen Zweifel daran geben, dass meine Liebe zu Grönland und meine Verbundenheit mit den Menschen in Grönland ungebrochen sind."
Auch der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen meldete sich am Freitagabend mit einem Appell zur Mäßigung und zum Dialog. In einer Videobotschaft sagte er: "Natürlich sind wir offen für Kritik, aber ich will ganz ehrlich sein – wir schätzen den Ton, in dem sie vorgebracht wird, nicht."Er betonte: "So redet man nicht mit engen Verbündeten." Auf der Plattform X wandte er sich direkt an die "lieben amerikanischen Freunde" und schrieb: "Der Status quo ist keine Option. Also lasst uns gemeinsam darüber sprechen, wie wir das ändern können."
Grönland kritisiert Vance deutlich
In Grönland selbst wurde der US-Besuch ebenfalls kritisch gesehen. Der wahrscheinlich nächste Regierungschef Jens-Frederik Nielsen sprach im Vorfeld von einem Zeichen des "mangelnden Respekts gegenüber dem grönländischen Volk". Als Zeichen nationaler Einheit unterzeichneten vor Vances Ankunft vier der fünf Parteien des Territoriums einen Koalitionsvertrag, in dem es auf Seite eins heißt: "Grönland gehört uns."
Der scheidende grönländische Premierminister Múte Bourup Egede hatte Vances Reise bereits Anfang der Woche "höchst aggressiv" genannt und sagte, sie könne "auf keinen Fall als harmloser Besuch bezeichnet werden".
Auch Bürger äußerten sich besorgt. Die Künstlerin Karline Poulsen sagte laut BBC: "Es gibt viele Arten, Dinge auszudrücken. Aber ich finde, die Art, wie Präsident Trump es sagt, ist nicht die richtige." Eine Einwohnerin namens Nina ergänzte: "Ich mache mir Sorgen. Das ist irgendwie seltsam, und ich mag es nicht." Ihre Tochter Anita meinte: "Der Besuch hat viel Unsicherheit ausgelöst. Viele Menschen sind beunruhigt." Die in Nuuk lebende Marie Olsen sagte über Vance: "Ich glaube, er ist ein großes Kind, das alles will."
Russlands Präsident Wladimir Putin bewertete die US-Pläne als "ernst" und warnte davor, dass die Arktis nicht zu einem "Sprungbrett möglicher Konflikte" werden dürfe. Es sei "ein tiefer Fehler zu denken, dies sei eine Art extravagantes Gerede Washingtons", sagte Putin beim russischen Arktis-Forum. Lesen Sie hier mehr dazu.
Der Arktis-Experte Troy Bouffard von der Universität Alaska sagte der BBC, die US-Regierung verfolge ihre Ziele mit wirtschaftlicher Logik: "Wenn man dieses Thema nur diplomatisch betrachtet, übersieht man andere Optionen, mit denen die USA Druck auf die Hauptakteure ausüben könnten." Es sei denkbar, so Bouffard, dass Washington versuche, Dänemark außen vorzulassen: "Ein mögliches Szenario wäre, Dänemark aus dem Spiel zu nehmen."
- bbc.com: "Vance scolds Denmark during Greenland trip" (englisch)
- Nachrichtenagentur AFP
- abcnews.go.com: "Denmark doesn't 'appreciate the tone' of US Greenland remarks, minister says"
- theguardian.com: "Trump news at a glance: Vance stakes US claim for Greenland as island’s new coalition insists it ‘belongs to us’" (englisch)
- commondreams.org: "Vance Calls Greenland 'Cold as Sh*t'—Just Like the Local Reaction to His Visit" (englisch)
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