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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mehr Ruhe im Darm Wie die FODMAP-Diät Reizdarm lindern kann
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Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall: Die Symptome eines Reizdarms sind belastend. Die FODMAP-Diät kann die Beschwerden verbessern.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Reizdarm?
- Woher kommt der Reizdarm?
- Reizdarm ist nicht heilbar
- Reizdarm-Symptome lindern
- Was ist die FODMAP-Diät?
- FODMAPs mit professioneller Begleitung reduzieren
- Low-FODMAP-Diät: besonders bei Blähungen wirksam
- FODMAPs: Diese Lebensmittel reduzieren
- Umstellung auf FODMAP-Diät gelingt in drei Phasen
- Bei wiederkehrenden Darmbeschwerden immer zum Arzt
Ein Reizdarm kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Zwar ist das Reizdarmsyndrom nicht gefährlich. Doch ständige Blähungen, Krämpfe, Verstopfung und Durchfälle sind belastend. Vielen Betroffenen hilft eine Ernährungsumstellung. Die FODMAP-Diät setzt den Fokus auf leichter verdauliche Lebensmittel.
Was ist ein Reizdarm?
Unter dem Begriff Reizdarmsyndrom, kurz RDS, werden Verdauungsbeschwerden zusammengefasst, für die es keine medizinische Erklärung gibt. Dazu gehören Bauchschmerzen, Darmkrämpfe, veränderter Stuhl, Völlegefühl, Blähungen, Durchfälle und Verstopfung. Die Symptome des nervösen Darms können variieren. Manchmal sind bestimmte Symptome präsenter als andere. Beispielsweise wechseln sich bei vielen Betroffenen Durchfälle und Verstopfung ab.
Woher kommt der Reizdarm?
Die Reizdarm-Ursachen sind nicht abschließend geklärt. Experten vermuten unter anderem, dass überempfindliche Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur sowie Entzündungen der Darmwand eine Rolle spielen. Auch eine erbliche Veranlagung wird diskutiert, ebenso vorangegangene Darminfektionen mit starkem Durchfall sowie Lebensmittelunverträglichkeiten. Die Einnahme von Antibiotika gilt ebenfalls als möglicher Risikofaktor. Stress und psychische Belastungen scheinen bei manchen Betroffenen auf die Entwicklung eines Reizdarms ebenso einen Einfluss zu haben.
Reizdarm ist nicht heilbar
Heilbar ist das Reizdarm-Syndrom nicht. Der Reizdarm ist eine chronische Erkrankung. Die Therapie hat die Symptomlinderung zum Ziel, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Schätzungen zufolge haben etwa 10 bis 20 von 100 Menschen ein Reizdarmsyndrom. Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Reizdarm-Symptome lindern
Um die Beschwerden zu verbessern, spielt eine an die Darmfunktion angepasste Ernährung eine wichtige Rolle. Betroffene wissen häufig, welche Lebensmittel ihnen nicht bekommen und reduzieren diese oder lassen sie weg. Auch entlastet es die Verdauung, wenn mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt verzehrt werden statt wenige große. Wichtig ist zudem, gut zu kauen. Die Verdauung beginnt im Mund. Abends sollte man auf Rohkost verzichten – sie ist für die Verdauung schwerer zu bewältigen als Gekochtes. Viele Betroffene ernähren sich nach der sogenannten FODMAP-Diät, auch Low-FODMAP-Diät genannt.
Was ist die FODMAP-Diät?
Bei der FODMAP-Diät verzichten Reizdarm-Betroffene auf fermentierbare, also vergärbare Kohlenhydrate. Diese werden als FODMAPs bezeichnet. Der Begriff FODMAP leitet sich von der englischen Bezeichnung "fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols" ab. Diese Kohlenhydrate, darunter zum Beispiel Fruchtzucker (Einfachzucker), Milchzucker und Stärke (Mehrfachzucker) sowie Süßstoffe (Zuckeralkohole) stehen mit den Darmbeschwerden in Verbindung. FODMAPs führen dazu, dass mehr Wasser im Darm gebunden wird – was Durchfälle begünstigt. Außerdem steigern FODMAPs die Gasbildung im Darm, was Blähungen, Völlegefühl und Krämpfe verstärkt. Bei einer FODMAP-Diät werden alle Lebensmittel, in denen diese Zucker enthalten sind, auf ein tolerierbares Minimum reduziert.
FODMAPs mit professioneller Begleitung reduzieren
Da diese Ernährung eine Vielzahl an Lebensmitteln umfasst, sollte die FODMAP-Diät unter ärztlicher Begleitung oder unter Begleitung eines medizinischen Ernährungsberaters erfolgen, um einer zu starken Lebensmitteleinschränkung und einer möglichen Mangelernährung entgegenzuwirken. Außerdem ist es nur dann ratsam, diese Ernährungsform längerfristig zu berücksichtigen, wenn sich dadurch tatsächlich die Reizdarm-Beschwerden verbessern.
Low-FODMAP-Diät: besonders bei Blähungen wirksam
Laut der Leitlinie "Reizdarmsyndrom" bestehen Hinweise, dass diese Diät auch über einen längeren Zeitraum (Untersuchungszeitraum bis 18 Monate) ohne Auftreten von Mangelerscheinungen und ohne Einschränkung der ernährungsbezogenen Lebensqualität mit anhaltendem klinischem Erfolg durchgeführt werden kann.
Eine Ernährung mit einem niedrigen Anteil von FODMAPs wird besonders RDS-Patienten mit Blähungen oder Bauchschmerzen als dominantes Symptom empfohlen. Laut den Autoren der Leitlinie lässt die Studienlage eine wirkliche Empfehlung für eine Low-FODMAP-Diät bei Bauchschmerzen, Blähungen und Diarrhö als dominantes Symptom zu.
FODMAPs: Diese Lebensmittel reduzieren
Als FODMAP-reich gelten unter anderem folgende Lebensmittel:
- Oligosaccharide: Weizen, Roggen, Gerste, Zwiebel, Lauch, Knoblauch, Erbsen, Wirsing, Zuckermais, Artischocke, Spargel, Rote Bete, Kohl, Fenchel, Chicorée, Hülsenfrüchte, Cashewkerne, Pistazien.
- Disaccharid Laktose: Milch, Buttermilch, Joghurt, Sahne, Sauerrahm, Kondensmilch, Eis, Frischkäse von Kühen, Ziegen und Schafen.
- Monosaccharid Fruktose: Apfel, Birne, Pfirsich, Mango, Wassermelone, Trockenfrüchte, Fruchtsäfte, Honig, Fruchtzucker, Maissirup.
- Polyole: Apfel, Aprikose, Kirschen, Litschi, Birne, Nektarine, Pfirsich, Pflaumen, Avocado, Blumenkohl, Pilze, Zuckerersatzstoffe: Sorbit, Mannit, Xylit, Maltit, Isomalt.
Die Auflistung der FODMAP-reichen Lebensmittel orientiert sich an dem Informationsblatt des Instituts für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar, TU München.
Umstellung auf FODMAP-Diät gelingt in drei Phasen
Die FODMAP-Diät erfolgt in drei Phasen. Während der ersten Phase, der Eliminationsphase, verzichten Betroffene sechs bis acht Wochen vollständig auf FODMAP-haltige Lebensmittel. Ergänzend wird ein Ernährungstagebuch geführt, in dem die verzehrten Lebensmittel sowie die Beschwerden notiert werden.
In der zweiten Phase (Phase der Toleranzfindung) werden langsam wieder bestimmte FODMAPs eingeführt. Es wird geschaut, wie diese vertragen werden. Pro Tag wird jeweils ein Lebensmittel in kleiner Menge verzehrt. Bei guter Verträglichkeit kann die Menge in den folgenden Tagen schrittweise erhöht werden. Dadurch lässt sich die individuelle Toleranzgrenze feststellen.
In Phase drei wird die individuelle FODMAP-Diät zur Langzeiternährung. Der Betroffene stellt seine Ernährung dauerhaft um. Das Ziel ist es, eine gute Symptomverbesserung mit zeitgleich möglichst wenigen Einschränkungen zu erreichen.
Bei wiederkehrenden Darmbeschwerden immer zum Arzt
Wer wiederkehrende Beschwerden mit der Verdauung hat, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Hinter den Beschwerden können möglicherweise ernstere Erkrankungen stecken. Die Diagnose Reizdarm erfolgt über ein Ausschlussverfahren. Erst wenn Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Unverträglichkeiten, Zöliakie, Divertikulitis, Gallensteine, Darmkrebs und andere ausgeschlossen sind, wird die Diagnose Reizdarm gestellt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- msdmanuals.com: "Reizdarmsyndrom (RDS)". Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für Patienten. (Stand: April 2024)
- gesundheitsinformation.de: "Reizdarmsyndrom". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22. Februar 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Was hilft bei Reizdarm – und was nicht?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22. Februar 2023)
- awmf.org: "Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie". Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). AWMF-Registriernummer: 021/016. (Stand: Juni 2021)
- mri.tum.de: "FODMAP-Konzept". Online-Information (PDF) des Instituts für Ernährungsmedizin. Klinikum rechts der Isar, TU München. (Stand: 2018)