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Therapie bei Colitis ulcerosa: Medikamente, OP und weitere Behandlungen


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Von Medikamenten bis OP
Colitis ulcerosa – welche Therapie helfen kann


Aktualisiert am 25.10.2022Lesedauer: 6 Min.
Die Therapie einer Colitis ulcerosa wird individuell auf die betroffene Person zugeschnitten.Vergrößern des Bildes
Die Therapie einer Colitis ulcerosa wird individuell auf die betroffene Person zugeschnitten. (Quelle: PeopleImages)

Bei der Therapie einer Colitis ulcerosa spielen vor allem Medikamente eine Rolle. Manchmal kann auch eine Operation nötig sein. Ein Überblick.

Bei Colitis ulcerosa entstehen immer wieder Entzündungen im Bereich des Dickdarms. Die Erkrankung tritt oft in Schüben auf. Zwischen einzelnen Schüben liegt eine Phase, in der die Entzündung weniger aktiv oder komplett weg ist. Fachleute sprechen dann von einer Remission.

Eine Therapie ist bei Colitis ulcerosa sowohl während eines akuten Schubs als auch in schubfreien Phasen sinnvoll.

Ziel der Behandlung ist, die Erkrankung so gut wie möglich in Schach zu halten. Ein akuter Schub soll rasch abklingen und die Entzündung ausheilen. Ist die Remission erreicht, geht es darum, weitere Schübe möglichst zu verhindern – denn jeder neue Schub ist mit narbigen Veränderungen an der Darmwand verbunden. Je mehr Veränderungen auftreten, desto mehr verliert der Darm seine typische Struktur: Er wird von innen zunehmend glatt und unflexibel, ähnlich wie ein alter Fahrradschlauch. Dadurch kann er seine Funktionen nicht mehr so gut erfüllen. Hinzu kommt, dass jeder akute Schub eine Belastung für die betroffene Person darstellt und sie in ihrer Lebensqualität mitunter stark einschränkt.

Die Therapie wird individuell abgestimmt

Colitis ulcerosa kann von Person zu Person sehr unterschiedlich verlaufen. Welche Behandlung infrage kommt, ist von vielen Faktoren abhängig, etwa davon,

  • ob gerade ein akuter Schub besteht,
  • wie oft Schübe auftreten und wie schwer sie sind,
  • wo sich die Entzündung befindet,
  • wie die Erkrankung bislang verlaufen ist und wie lange sie schon andauert und
  • ob bestimmte Begleiterkrankungen bestehen.

Nicht zuletzt ist von Bedeutung, welche Therapie die erkrankte Person bevorzugt. Darüber hinaus spielt eine Rolle, inwieweit vorangegangene Therapiemaßnahmen geholfen haben und welche Nebenwirkungen dabei aufgetreten sind.

Während bei leichten Verläufen kein stationärer Aufenthalt erforderlich ist, müssen Patientinnen und Patienten mit einem schweren Schub unter Umständen im Krankenhaus behandelt werden.

Medikamente bei Colitis ulcerosa

Nicht nur während eines akuten Schubs, auch in der beschwerdefreien Zeit einer Colitis ulcerosa sind in der Regel Medikamente nötig. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Aminosalizylate, etwa mit dem Wirkstoff Mesalazin
  • Kortisonpräparate, etwa mit dem Wirkstoff Budenosid
  • andere Immunsuppressiva, etwa mit dem Wirkstoff Azathioprin
  • Biologika, etwa mit Wirkstoffen wie Infliximab oder Adalimimab

Welches Medikament wann und in welcher Dosierung Anwendung findet, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Aminosalizylate bei Colitis ulcerosa

Wann kommen Aminosalizylate infrage?

Aminosalizylate (5-ASA) gehören zum Therapiestandard bei Colitis ulcerosa. Sie kommen vor allem bei leichten bis mittelstarken Schüben, aber auch in der Phase dazwischen zum Einsatz. Häufig verschreiben Ärztinnen und Ärzte den Wirkstoff Mesalazin.

Aminosalizylate wie Mesalazin haben in der Darmschleimhaut eine entzündungshemmende Wirkung. Bis Erfolge spürbar sind, können einige Wochen vergehen.

Aminosalizylate stehen in unterschiedlichen Darreichungsformen zur Verfügung, die miteinander kombiniert werden können. Dazu zählen

  • Tabletten zum Einnehmen,
  • Granulat zum Einnehmen und
  • Präparate zur Anwendung im Enddarm, etwa als Zäpfchen, Schaum oder Einlauf (Klysma).

Welche Darreichungsform am besten geeignet ist, richtet sich unter anderem danach, welcher Teil des Darms befallen ist. Ist der letzte Darmabschnitt entzündet (Proktitis) oder hat sich die Entzündung bis zur linken Krümmung im Dickdarm ausgebreitet (Linksseitenkolitis), können zum Beispiel Präparate zur Anwendung im Enddarm helfen.

Ist der akute Schub abgeklungen, nehmen Patientinnen und Patienten weiterhin Aminosalizylate in Form von Tabletten oder Granulat in einer niedrigeren Dosis ein. Auf diese Weise soll die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Schub gesenkt werden.

Zu möglichen Nebenwirkungen von Aminosalizylaten zählen Beschwerden im Oberbauch, Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen, Haarausfall und Reizungen der Haut.

Kortisonhaltige Präparate bei Colitis ulcerosa

Wann kommen kortisonhaltige Präparate infrage?

Kortisonhaltige Präparate sind nur zur Behandlung eines akuten Schubs geeignet. Sie werden bei schweren Verläufen verschrieben, wenn Aminosalizylate nicht ausreichend wirken oder zu starken Nebenwirkungen führen.

Kortisonhaltige Präparate mit Wirkstoffen wie Budenosid oder Prednisolon beeinflussen das Immunsystem und unterdrücken so die Entzündung. Sie sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, entweder

  • zur Einnahme als Tabletten,
  • zur Gabe in eine Vene oder
  • zur Anwendung im Enddarm als Klysma, Rektalschaum oder Zäpfchen.

Kortison sollte nur so lange wie nötig angewendet werden. Ist der akute Schub abgeklungen, wird die Ärztin oder Arzt die Dosis schrittweise verringern und schließlich absetzen. Zur Langzeitbehandlung ist Kortison nicht geeignet, da es zu teils schweren Nebenwirkungen führen kann.

Weitere Immunsuppressiva

Wann kommen diese Medikamente infrage?

Haben weder Aminosalizylate noch Kortisonpräparate Erfolg gebracht oder treten die Beschwerden nach dem Absetzen sofort wieder auf, können stärkere Immunsuppressiva zum Einsatz kommen, um bestimmte Funktionen des Immunsystem unterdrücken und so die Entzündung in Schach halten. Bis sie wirken, vergehen etwa vier bis sechs Wochen.

Diese weiteren Immunsuppressiva sind vor allem zur Vorbeugung eines erneuten Schubs geeignet. Sie können aber auch während eines Schubs verschrieben werden.

Zu möglichen Wirkstoffen zählen vor allem

  • Azathioprin oder
  • 6-Mercaptopurin.

In Einzelfällen können andere Wirkstoffe geeignet sein, zum Beispiel Ciclosporin, Methotrexat oder Tacrolimus.

Immunsuppressiva können zu verschiedenen Nebenwirkungen führen. Dazu zählen insbesondere zu Beginn der Behandlung Schwindel, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Auch können sich Leber und Bauchspeicheldrüse entzünden.

Zudem erhöht sich durch Immunsuppressiva das Risiko für Infektionen, da das Immunsystem geschwächt wird. Um mögliche negative Folgen rechtzeitig zu erkennen, wird die Ärztin oder der Arzt das Blut regelmäßig untersuchen lassen und in Abständen einen Ultraschall vom Bauchraum durchführen. Zudem sind vor der Gabe von Immunsuppressiva verschiedene Voruntersuchungen nötig. Empfehlenswert ist, vor der Therapie eventuell notwendige Impfungen nachzuholen.

Biologika

Wann kommen Biologika infrage?

Biologika können sowohl bei akuten Schüben als auch während der Remission helfen. Sie sind bei einer Colitis ulcerosa mit mittelschwerer bis schwerer Ausprägung geeignet, wenn die anderen Medikamente nicht geholfen und/oder zu starken Nebenwirkungen geführt haben.

Biologika sind Eiweißstoffe, die biotechnologisch aus lebenden Zellen (etwa aus Bakterien, pflanzlichen oder tierischen Zellen oder Blut) hergestellt werden. Die Entzündung bei einer Colitis ulcerosa entsteht, wenn Bakterien in die Darmschleimhaut gelangen und Immunzellen versuchen, die Erreger zu bekämpfen. Biologika beeinflussen die entzündungsfördernden Immunzellen oder sie binden an bestimmte Botenstoffe (TNF-alpha), die Entzündungen auslösen. Zu den Biologika zählen etwa die Wirkstoffe Infliximab, Adalimumab, Golimumab und Vedolizumab. Sie werden entweder als Spritze oder über eine Infusion verabreicht.

Wie Kortison und andere Immunsuppressiva erhöhen Biologika die Anfälligkeit für Infekte. Dazu zählen zum Beispiel Lungenentzündungen. Vor der Therapie wird die Ärztin oder der Arzt die betroffene Person gründlich untersuchen. Liegen chronische Infektionen wie zum Beispiel Hepatitis B oder Tuberkulose vor, sind Biologika nicht geeignet.

JAK-Inhibitoren

Sogenannte JAK-Inhibitoren hemmen bestimmte Enzyme (Januskinasen), die an Entzündungsprozessen beteiligt sind.

Bei einer mittelschweren bis schweren Colitis ulcerosa kann der JAK-Inhibitor Tofacitinib zum Einsatz kommen. Diese Behandlung kommt jedoch nur infrage, wenn andere Therapieverfahren keinen Erfolg gebracht haben. Zu Nebenwirkungen zählen unter anderem Gefäßverstopfung durch Blutgerinnsel, Blutarmut oder eine erhöhte Infektneigung.

Probiotika

Zur Erhaltungstherapie kann alternativ zu Aminosalizylaten ein sogenanntes Probiotikum eingesetzt werden. Probiotika sind lebende Bakterienkulturen, die bei regelmäßiger Einnahme die Darmflora positiv beeinflussen sollen.

Bei einer Colitis ulcerosa findet das Bakterium Escherichia coli, Stamm Nissle 1917 Anwendung. Erwachsene nehmen das Probiotikum in der Regel in Kapselform ein. Zu möglichen Nebenwirkungen zählen Blähungen, die vor allem zu Beginn der Behandlung auftreten können.

Operation bei Colitis ulcerosa

Zur Therapie einer Colitis ulcerosa kann manchmal eine Operation infrage kommen. Das gilt etwa, wenn es sich um einen schweren Verlauf handelt, der sich kaum durch Medikamente beeinflussen lässt. Auch verschiedene Komplikationen können eine OP erforderlich machen.

Wie schwer der operative Eingriff ist, ist individuell verschieden. In vielen Fällen wird der gesamte Dickdarm inklusive des Enddarms entfernt (Proktokolektomie). Anschließend wird aus Dünndarmschlingen ein sogenannter ileoanaler Pouch gebildet. Dabei handelt es sich um eine Art kleiner Dickdarmersatz: In einem Reservoir kann sich eine gewisse Menge Stuhl sammeln und eindicken. Gegen Ende der OP wird der Pouch per Naht mit dem Anus verbunden.

Damit die Wunde verheilen kann, bekommt die betroffene Person – meist vorübergehend – einen künstlichen Darmausgang (Ileostoma). Dabei gelangt der Stuhl aus dem Dünndarm über eine Öffnung in der Bauchdecke in einen Beutel. Später wird der Darmausgang in der Regel wieder rückverlegt, sodass ein natürlicher Stuhlgang möglich ist. Da der neu gebildete Dickdarmersatz relativ klein ist, ist der Stuhl allerdings relativ dünnflüssig und muss häufiger entleert werden.

Nach einer kompletten Dickdarmentfernung treten bei vielen Patientinnen und Patienten keine entzündlichen Schübe mehr auf. Bei anderen kann es im Laufe der Zeit zu einer Entzündung des künstlichen Stuhlreservoirs (Pouch) kommen.

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Weitere Therapiemöglichkeiten

Viele Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa setzen auf alternativheilkundliche Verfahren. Zu den meisten dieser Verfahren ist die jeweilige Wirkung jedoch nicht ausreichend untersucht. Daher sollten solche Behandlungen nur ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt werden. Zudem empfiehlt es sich, vor der Anwendung mit der Ärztin oder dem Arzt zu sprechen.

Eine spezielle Ernährung oder Diät wird bei Colitis ulcerosa derzeit nicht empfohlen. Die Erkrankung kann zu einem Nährstoffmangel führen, zum Beispiel in Form eines Eisenmangels. Gegebenenfalls ist es daher sinnvoll, entsprechende Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.

Eine Colitis ulcerosa hat nicht nur körperliche, sondern auch psychische Auswirkungen. Erkrankte fühlen sich durch die Symptome mitunter stark belastet. Hinzu kommt, dass Stress einen akuten Schub begünstigen kann. Achtsamkeitsbasierte Verfahren zur Stressreduktion können hilfreich sein. Gegebenenfalls kann psychische Unterstützung sinnvoll sein – zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe, aber auch in einer Psychotherapie.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Colitis ulcerosa". Online-Informationen der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung: www.dccv.de (Abrufdatum: 26.9.2022)
  • "Chronisch entzündliche Darmerkrankungen". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 26.9.2022)
  • "Colitis ulcerosa". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 25.8.2022)
  • "Colitis ulcerosa". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 9.3.2022)
  • Herold, G.: "Innere Medizin 2022". Eigenverlag, Köln 2021
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: "Colitis ulcerosa" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 021/009 (Stand: April 2021)
  • Terjung, B., Kruis, W.: "Ratgeber Colitis ulcerosa" (PDF). Online-Publikation der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.: www.gastro-liga.de (Stand: April 2019)
  • Baenkler, H., et al.: "Kurzlehrbuch Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2015
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