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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Von Alkoholentzug bis Schizophrenie Welche Ursachen Halluzinationen haben
Viele Menschen verbinden Halluzinationen unweigerlich mit Schizophrenie oder Drogenkonsum. Doch die Liste der möglichen Ursachen ist lang. Was steckt hinter den Sinnestäuschungen?
Inhaltsverzeichnis
- Halluzinationen: Ursache Schizophrenie
- Halluzinationen bei anderen psychischen Erkrankungen
- Halluzinationen: Ursache Demenz
- Halluzinationen: Ursache Drogenmissbrauch
- Halluzinationen durch Entzug
- Halluzinationen durch körperliche Erkrankungen
- Halluzinationen im (Halb-)Schlaf
- Halluzinationen durch Nebenwirkungen von Medikamenten
Bei einer Halluzination nimmt eine Person etwas wahr, das in der Realität nicht existiert. Zum Beispiel hört sie eine Stimme, die zu ihr spricht. Oder sie sieht Gegenstände, die andere nicht wahrnehmen.
Eine Halluzination ist ein Symptom und keine eigenständige Erkrankung. Die Ursachen können harmlos sein. Sinnestäuschungen können aber auch ernste Erkrankungen zugrunde liegen. Daher ist es wichtig, ihnen auf den Grund zu gehen.
Lesen Sie hier mehr über Beispiele von Halluzinationen.
Zu häufigen Ursachen von Halluzinationen zählen:
- Schizophrenie
- andere psychische Erkrankungen, etwa eine schwere Depression
- Demenz
- körperliche Erkrankungen, etwa Epilepsie oder Narkolepsie
- Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, Vergiftungen
- Alkoholabhängigkeit, Alkoholentzug
- Drogenmissbrauch
- harmlose Phänomene beim Einschlafen oder Aufwachen
Halluzinationen: Ursache Schizophrenie
Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die mit sehr unterschiedlichen Symptomen einhergehen kann. Bei einem Teil der Betroffenen stehen Halluzinationen und Wahnvorstellungen im Vordergrund ("paranoide Schizophrenie"). Dabei verlieren die Erkrankten (meist phasenweise) den Verlust zur Realität: Sie erleben eine akute Psychose.
Was viele nicht wissen: Halluzinationen können Symptom einer Schizophrenie sein – aber nicht jede Schizophrenie macht sich durch Halluzinationen bemerkbar.
- Diagnose Schizophrenie: So äußert sich eine Psychose
Insbesondere akustische Halluzinationen kommen bei einer Schizophrenie häufiger vor. Zum Beispiel hören die Erkrankten Stimmen, die ihnen Befehle erteilen oder ihre Handlungen kommentieren.
Halluzinationen und Wahnvorstellungen zählen zu den sogenannten positiven Symptomen einer Schizophrenie. "Positiv" bedeutet, dass die Erkrankten Erlebnisse oder Verhaltensweisen zeigen, die andere Menschen nicht zeigen. Positive Symptome werden häufig mit Medikamenten aus der Gruppe der Antipsychotika behandelt.
Halluzinationen bei anderen psychischen Erkrankungen
Schizophrenie ist nicht die einzige psychische Störung, in deren Rahmen Halluzinationen auftreten können. Zum Beispiel können psychotische Phasen mit Sinnestäuschungen (und Wahnvorstellungen) auch bei einer schweren Depression oder einer krankhaft gehobenen Stimmung (Manie) vorkommen.
Zu weiteren psychische Störungen, in deren Rahmen Halluzinationen möglich sind, zählen zum Beispiel die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ. In manchen Fällen sind sich die Betroffenen zwar bewusst, dass es sich um Sinnestäuschungen handelt (Pseudohalluzination), für sie ist das Erlebte jedoch häufig dennoch sehr belastend.
Halluzinationen: Ursache Demenz
Bei einer Demenz lassen die intellektuellen Fähigkeiten immer mehr nach. Meist sind Menschen im höheren Alter betroffen.
Eine Demenz entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum. Im fortgeschrittenen Stadium kann sie mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen einhergehen. Es gibt unterschiedliche Formen von Demenz. Dazu zählen unter anderem die Alzheimer-Demenz, bei der immer mehr Nervenzellen im Hirn absterben, die vaskuläre Demenz, die durch meist altersbedingte gefäßbedingte Hirnschädigungen entsteht, und die Levy-Körperchen-Demenz, bei der bestimmte Eiweiße (Levy-Körper) die Nerven schädigen. Auch im Rahmen bestimmter körperlicher Erkrankungen kann sich eine Demenz entwickeln, zum Beispiel bei Morbus Parkinson.
Halluzinationen: Ursache Drogenmissbrauch
Halluzinogene Substanzen heißen nicht ohne Grund so, denn sie können Halluzinationen auslösen. Dazu zählen zum Beispiel
- LSD (Lysergsäure-Diethylamid),
- PCP (Phencyclidin) oder
- bestimmte Rauschpilze.
Auch der Konsum von Cannabis oder Ecstasy kann zu vorübergehenden Sinnestäuschungen führen. Und Alkohol: Nach langjähriger Alkoholabhängigkeit kann eine sogenannte Alkoholhalluzinose entstehen. Erkrankte hören dann zum Beispiel Stimmen, die sie beschimpfen. Seltener kommen optische Halluzinationen oder andere Sinnestäuschungen vor. Auch Verfolgungsideen oder Ängste können im Rahmen der Alkoholhalluzinose auftreten.
Halluzinationen durch Entzug
Eine weitere mögliche Ursache für Halluzinationen ist ein Entzug von Alkohol oder anderen Drogen. Verzichtet eine abhängige Person zum Beispiel auf Alkohol, entwickelt sie nach kurzer Zeit Entzugssymptome.
Bei einer schweren Alkoholabhängigkeit kann sich ohne professionelle Behandlung ein Alkoholdelir (Delirium tremens) entwickeln. Dieses ist lebensbedrohlich. Zu möglichen Symptomen zählen – neben meist optischen Halluzinationen – Krämpfe, Wahnvorstellungen, Verwirrtheit, Angstzustände und Orientierungsstörungen.
- Auf eigene Faust: Funktioniert ein Alkoholentzug zu Hause?
Halluzinationen durch körperliche Erkrankungen
Bestimmte körperliche Krankheiten oder Veränderungen können ebenfalls Halluzinationen auslösen. Dazu zählen unter anderem
- Epilepsie
- multiple Sklerose
- Verletzungen, Tumoren oder Blutungen im Bereich des Kopfes
- Narkolepsie, eine seltene Erkrankung, die mit Schläfrigkeit und Verlust der Muskelspannung einhergeht
- Infektionskrankheiten wie Meningitis, Enzephalitis, Neuroborreliose, Syphilis
- Herz-, Nieren- oder Leberschwäche
- verminderter Sauerstoffgehalt im Blut
- Blutarmut
- Organversagen
- hohes Fieber
- hormonell bedingte Erkrankungen wie Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, Morbus Cushing oder Diabetes mellitus
- bestimmte genetische Erkrankungen
Postpartale Psychose: Wahn und Halluzinationen nach der Geburt
In seltenen Fällen können Halluzinationen und Wahnvorstellungen bei Frauen nach der Geburt ihres Kindes auftreten. An dieser sogenannten postpartalen Psychose erkranken etwa 1 bis 2 von 1.000 Frauen innerhalb der ersten Wochen nach der Geburt.
Halluzinationen im (Halb-)Schlaf
Manche Menschen erleben in der Ein- oder Aufwachphase Halluzinationen. Beispielsweise nehmen sie eine Person an ihrem Bett wahr, obwohl niemand im Raum ist. Auch akustische Halluzinationen kommen bei schlafbezogenen Halluzinationen häufiger vor. Im Vergleich zu einem Traum sind die Halluzinationen deutlich intensiver und fühlen sich "echter" an.
Fachleute sprechen bei schlafbezogenen Sinnestäuschungen von hypnagogen (beim Einschlafen) beziehungsweise hypnopompen (beim Aufwachen) Halluzinationen. In der Regel sind diese Phänomene harmlos. Sie können zum Beispiel auf Schlafmangel zurückzuführen sein. Nur selten ist eine Erkrankung die Ursache – etwa eine Narkolepsie.
Halluzinationen durch Nebenwirkungen von Medikamenten
Nur selten sind bestimmte Medikamente die Ursache für eine Halluzination. Diese Nebenwirkung kann zum Beispiel bei Einnahme von Medikamenten gegen Parkinson auftreten. Auch bestimmte Antidepressiva, Antibiotika oder Mittel gegen Epilepsie können vorübergehend zu Halluzinationen führen. Gegebenenfalls wird die Ärztin oder der Arzt dann ein anderes Präparat wählen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Borderline-Störung. Online-Informationen der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abrufdatum: 19.4.2022)
- Alkohol (Intoxikation und Abhängigkeit). Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 9.3.2022)
- Sinnestäuschungen. Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 18.3.2022)
- Halluzination. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Mai 2021)
- Halluzinationen. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 16.5.2021)
- Alkoholhalluzinose. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Dezember 2020)
- S3-Leitlinie Schizophrenie (PDF). Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN). AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 038/009 (15.3.2019)