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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Oft unterschätzt Dieses Covid-19-Symptom zeigt sich in den Ohren
Atemnot, Müdigkeit, Muskelschmerzen: Die Liste der möglichen Langzeitfolgen bei Covid-19 ist lang. Studien zeigen, dass offenbar auch Probleme mit den Ohren zu den bleibenden Symptomen gehören können.
Eine Infektion mit dem Coronavirus kann selbst bei milden Verläufen zu Folgeschäden führen. In den meisten Fällen klagen Betroffene über langanhaltende neurologische Störungen wie dem Verlust des Geruchssinns oder auch über Erschöpfung und Atemnot. Mitunter kommt es bei schweren Covid-19-Erkrankungen zu gefährlichen Lungen- oder Hirnschäden. Doch auch andere Körperteile können immens Schaden nehmen, wie etwa das Mittelohr.
Langzeitkomplikation: plötzlicher Hörverlust durch Corona?
Britische Hals-Nasen-Ohren-Ärzte haben bereits 2020 der "Pharmazeutischen Zeitung" zufolge den ersten Fall eines plötzlichen und dauerhaften Hörverlusts infolge von Covid-19 beschrieben. Ein 45 Jahre alter Mann mit Asthma sei aufgrund einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt worden und erlitt infolge der Krankheit einen Tinnitus im linken Ohr, gefolgt vom plötzlichen kompletten Hörverlust im selben Ohr.
Was ist ein Tinnitus? Bei einem Tinnitus – auch Ohrensausen genannt – nehmen die Betroffenen summende, dröhnende oder pfeifende Geräusche im Ohr wahr, die nicht verschwinden wollen. Je nach Ausprägung kann das eine starke Belastung sein.
Die Ärzte fanden weder eine Entzündung im Ohr, noch andere mögliche Ursachen wie etwa rheumatoide Arthritis oder eine Influenza- oder HIV-Infektion, die plötzlichen Hörverlust zur Folge haben können. Sie vermuteten daher einen kausalen Zusammenhang zwischen der SARS-CoV-2-Infektion und dem Hörverlust. Dafür spreche, dass Coronaviren die Epithelzellen im Mittelohr befallen könnten.
Studie deckt auf, wie häufig Hörschäden und Tinnitus bei Covid-19 auftreten
Nun mehren sich Fallberichte von Corona-Patienten, die über ein beeinträchtigtes Hörvermögen und Tinnitus klagen. "In den letzten Monaten habe ich unzählige E-Mails von Menschen erhalten, die über Veränderungen ihres Hörens oder einen Tinnitus nach Covid-19 berichteten", sagte Kevin Munro, Experte für Audiologie von der Universität Manchester. "Es gibt daher eine dringende Notwendigkeit, die Langzeiteffekte von Covid-19 auf das auditorische System genauer zu untersuchen."
Gemeinsam mit seinem Kollegen Ibrahim Almufarrij führte Munro eine Metastudie durch. Sie werteten 56 Untersuchungen aus, bei denen ein vermehrtes Auftreten von Hörstörungen im Zuge einer Corona-Infektion beschrieben wurde.
Das Ergebnis der im "International Journal of Audiology" veröffentlichten Studie: Im Schnitt berichteten 14,8 Prozent der Covid-19-Patienten, dass ihr Tinnitus schlimmer wurde oder ein solches Ohrgeräusch neu auftrat, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden. 7,6 Prozent erlitten einen länger anhaltenden Hörverlust. Dieser setzte meist abrupt ein und betraf beide Ohren, es gab aber auch einige wenige Fälle, in denen sich eine Schwerhörigkeit allmählich entwickelte oder nur ein Ohr betraf. Die Hörstörungen traten sowohl bei Patienten mit milden als auch mit schweren Verläufen auf – die Mehrheit von ihnen war männlich.
Nach Ansicht der Studienautoren legen diese Ergebnisse nahe, dass Covid-19 auch die Ohren und das Hörsystem beeinträchtigen kann. Die Ursachen sind allerdings noch nicht abschließend erforscht. Es könnte mehrere Mechanismen geben, durch die die Infektion direkt oder indirekt das Hörsystem angreift, wie sie erklären. Infrage kommen dabei das Virus selbst, Durchblutungsstörungen oder aber das Immunsystem.
Zusammenhang zwischen Tinnitus und Covid-19 bereits erwiesen
Ein internationales Forscherteam aus England, Belgien, den USA, den Niederlanden, Schweden und Indien hatte sich bereits 2020 genauer mit der Frage beschäftigt, wie sich eine Corona-Infektion auf Menschen mit Tinnitus auswirkt. Dazu wurden Daten von 3.103 Tinnituspatienten aus 48 Ländern ausgewertet.
Das Ergebnis: 40 Prozent derjenigen, die unter Covid-19-Symptomen litten, gaben an, dass sich auch deren Tinnitus verschlimmert hatte. Sieben Personen gaben zudem an, dass sie den Verdacht haben, dass der Tinnitus erst durch Corona ausgelöst wurde. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass ein Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Tinnitus besteht. Auch eine Studie deutscher Forscher des Tinnituszentrums der Universität Regensburg konnte dies bestätigen. Demnach könnte ein erhöhter Stresslevel – ausgelöst durch die Corona-Pandemie – als Tinnitus-Trigger wirken.
Hörproblemen bei Corona mehr Beachtung schenken
Berichte über Hörverlust infolge von Covid-19 sind bislang zwar eher selten, allerdings raten Mediziner Covid-19-Patienten dazu, achtsam zu sein und sich bei den ersten Anzeichen eines Hörverlusts untersuchen zulassen. Dies sei vor allem deshalb enorm wichtig, weil eine schnell einsetzende Therapie mit sogenannten Corticosteroiden den Hörverlust rückgängig machen könne.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Journal of Audiology: "One year on: an updated systematic review of SARS-CoV-2, COVID-19 and audio-vestibular symptoms"
- Front. Public Health: "Changes in Tinnitus Experiences During the COVID-19 Pandemic"
- Pharmazeutische Zeitung: "Hörverlust bei Covid-19: sofort handeln"
- Tinnituszentrum Universität Regensburg
- Eigene Recherche