Stundenlange Verspätung Passagiere sitzen fest, weil Fluglotsen nach Hause gehen
Weil die Fluglotsen Feierabend machen wollten, saßen die Passagiere einer Ryanair-Maschine über Nacht am Flughafen Bilbao fest. Ein Flughafensprecher erklärte, was passiert war.
Die Britin Sara Diggle befand sich am späten Samstagabend an Bord des Ryanair-Fluges RK3209 von Malaga (Spanien) nach Manchester (England). Sie berichtete, dass die Maschine etwa eine Stunde nach dem Start die spanische Stadt Bilbao überflog, als der Kapitän ankündigte, das Flugzeug aufgrund eines medizinischen Notfalls an Bord umzuleiten.
Der Flieger, der zum Zeitpunkt der Entscheidung in 36.000 Fuß Höhe flog, landete eine halbe Stunde später auf dem Flughafen Bilbao in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland im Norden Spaniens, berichtet die britische Tageszeitung "The Independent". Solche Umleitungen sind üblich. Nachdem ein erkrankter Passagier das Flugzeug verlassen hat, besteht die normale Vorgehensweise darin, aufzutanken und die Reise fortzusetzen. Auch in diesem Fall wurde der Passagier bei der Ankunft von Sanitätern in Empfang genommen und zur Behandlung in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Weitere Details zu seinem Gesundheitszustand wurden nicht bekanntgegeben.
Passagiere müssen sich selbst um Hotelzimmer kümmern
Danach wurde die Ryanair-Maschine aufgetankt und für den Weiterflug nach Manchester vorbereitet, wo sie am frühen Sonntagmorgen landen sollte. Doch dann sei den Passagieren mitgeteilt worden, dass sich das Personal der Flugsicherung geweigert habe, 15 Minuten zu warten, um dem Flieger den Start zu ermöglichen, sagte Diggle. "Sie fuhren einfach nach Hause. Also mussten wir aussteigen und uns selbst um die Hotelzimmer kümmern", fügte sie hinzu.
Aufgrund strenger Arbeitszeitvorschriften mussten sich die Piloten und das Kabinenpersonal vor dem Weiterflug ausruhen. Das führte dazu, dass der Flugplan "die Betriebszeiten des Flughafens Bilboa überschritten" hatte, erklärte ein Flughafensprecher. Konkret handelte es sich um eine Überziehung von besagten 15 Minuten.
Flug hat 14 Stunden Verspätung
Ein Sprecher des Flughafenbetreibers Aena erklärte am nächsten Tag: "Ich kann bestätigen, dass der Flug nach Manchester am Sonntag um 13.01 Uhr Ortszeit gestartet ist". Er erreichte Manchester mit 14 Stunden Verspätung.
Sara Diggle lobte nach dem Zwischenfall die Crew: "Das Kabinenpersonal war großartig. Es war nicht ihre Schuld, aber sie hatten viel Einfühlungsvermögen gegenüber den Passagieren." Ryanair teilte inzwischen mit, dass trotz Bemühungen der Fluggesellschaft aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit keine Unterkünfte für die Passagiere organisiert werden konnten. Die entstandenen Koste würden jedoch erstattet.
Anspruch auf Entschädigung
Gemäß den Fluggastrechten haben Reisende, die über Nacht verspätet ankommen, Anspruch auf Hotelzimmer, Transport vom und zum Flughafen sowie Verpflegung. Ist keine Fluggesellschaft am Flughafen vertreten, müssen Passagiere unter Umständen selbst die Organisation in die Hand nehmen und sich die entstandenen Kosten erstatten lassen. Zudem winkt bei Flugärger als Ausgleich Bargeld – zwischen 125 bis 600 Euro, informiert die Verbraucherzentrale.
- independent.co.uk: "Ryanair passengers stranded in Spain after late-night diversion and air-traffic controllers went home"
- verbraucherzentrale.de: "Fluggastrechte auf einen Blick: Wann habe ich welchen Anspruch?"
