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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sprossen im Verdacht Mehr als 500 Salmonellen-Fälle in Europa

Aktuell häufen sich in Europa ungewöhnlich viele Fälle von Salmonellen. Ein Auslöser könnte nun gefunden worden sein.
In Europa steigt die Zahl an Salmonellen-Infektionen stark an. Das zeigt eine Auswertung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Seit Januar 2023 wurden demnach in neun europäischen Ländern mindestens 509 Fälle von Salmonellen-Infektionen registriert.
Die Gesundheitsbehörde konnte die Ursache nun auf Alfalfasprossen eines Produzenten aus Italien zurückführen. Besonders stark betroffen ist Norwegen mit 257 bestätigten Fällen, gefolgt von Schweden, Finnland und Deutschland.
Die Infektionskette wurde erst durch mehrere Ausbruchsuntersuchungen sichtbar. Während deutsche Behörden Anfang 2023 Fälle des Serotyps Salmonella Adelaide untersuchten, wurde in Finnland im Herbst desselben Jahres ein Ausbruch durch Salmonella enteritidis festgestellt. Anfangs bestand kein Zusammenhang zwischen den Vorfällen. Doch als sich ähnliche Fälle in Norwegen, Schweden und weiteren Ländern häuften, führte die Spur schließlich zu einem italienischen Lieferanten.
Keimsprossen aus Italien im Verdacht
Sprossen stehen seit Jahren im Verdacht, häufiger Auslöser von Lebensmittelinfektionen zu sein. Sie werden roh verzehrt und können durch verunreinigte Samen oder Wasser während der Anzucht mit Bakterien belastet sein. In diesem Fall konnten acht verschiedene Salmonellen-Serotypen nachgewiesen werden, die alle mit demselben Produzenten in Verbindung standen.
Die italienischen Behörden haben den Betrieb im Februar 2025 überprüft, jedoch keine Salmonellen nachweisen können. Wo genau die Kontamination stattfand – ob bei der Zucht, Ernte oder während des Transports – ist unklar. Experten vermuten eine Kreuzkontamination entlang der Lieferkette.
Symptome einer Salmonellen-Infektion
Eine Infektion mit Salmonellen äußert sich meist durch Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber. Die Beschwerden setzen in der Regel sechs bis 72 Stunden nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel ein und halten einige Tage an. Während gesunde Erwachsene die Infektion oft ohne ärztliche Behandlung überstehen, sind ältere Menschen, Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem besonders gefährdet. In schweren Fällen kann eine Infektion zu einem gefährlichen Flüssigkeitsverlust führen und eine Krankenhausbehandlung erforderlich machen.
Salmonellose: Wie kann ich mich schützen?
Das ECDC rät Verbrauchern nun, beim Verzehr von rohen Sprossen vorsichtig zu sein. Besonders empfindliche Gruppen sollten Sprossen nur ausreichend erhitzt verzehren. Auch eine gute Küchenhygiene – etwa gründliches Waschen von Händen, Schneidebrettern und Messern – kann helfen, eine Übertragung zu verhindern.
Wer nach dem Verzehr von Sprossen oder anderen möglicherweise kontaminierten Lebensmitteln starke Magen-Darm-Beschwerden entwickelt, sollte einen Arzt aufsuchen und auf eine mögliche Salmonellen-Infektion hinweisen.
- ecdc.europa.eu: "Widespread salmonella outbreak in the European Union/European Economic Area linked to sprouted seeds"
- aerzteblatt.de: "Keimsprossen aus Italien verursachen Salmonelleninfektionen in mehreren nordeuropäischen Ländern"
- rki.de: "Salmonellose"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.