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HomeGesundheitYael Adler: Gesundheit!

Schnarchen: So gefährdet es Ihre Gesundheit und was dagegen hilft


Millionen leiden daran
Das ist Gift für den Schlaf

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

15.02.2025 - 10:01 UhrLesedauer: 4 Min.
Schnarchen: Es ist das bekannteste Anzeichen für eine Schlafapnoe, aber nicht das einzige.Vergrößern des Bildes
Schnarchen: Oft tritt eine Schlafapnoe gleichzeitig auf. (Quelle: Felix Hörhager/dpa)
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Es stört die Nachtruhe, Partnerschaften und belastet Betroffene gesundheitlich stark. Wer schnarcht, leidet nämlich häufig unter Schlafapnoe – mit schwerwiegenden Folgen.

Werden Sie auch manchmal nachts vom Geräusch einer Kettensäge oder eines Laubbläsers wach? Stellen Sie, nachdem Sie zeitlich und räumlich orientiert sind, dann manchmal überrascht fest, dass die Quelle des Lärms gar nicht so fern liegt, sondern direkt neben Ihnen im Bett? Über Schnarchen und Schnarcher wird so manchmal, im besten Falle gutmütig, gewitzelt. Wer aber direkt betroffen ist, als Matratzenpartner oder Selbstsägender, wird die Angelegenheit unter Umständen bald nicht mehr so lustig finden, besonders wenn die konkrete Wohnraumsituation keine Aussicht auf getrennte Schlafzimmer eröffnet.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Es muss allerdings immer bedacht werden, dass bei Schnarchern neben dem akustischen, atmosphärischen manchmal auch ein handfestes medizinisches Problem besteht – das im ungünstigsten Falle lebenszeitbegrenzend wirkt.

Nachts atmen wir normalerweise durch die Nase. Wenn es da aber eng wird oder die Nase komplett verstopft ist, öffnet der Schnarcher unbewusst den Mund, um der Luft eine Umleitung durch "das große Tor" zu ermöglichen. Das hilft bei der Luftzufuhr, bedeutet aber auch, dass die Nase als Filter und Lufterwärmer ausfällt. Mundatmer haben deshalb ein höheres Infektionsrisiko. Außerdem trocknen die Mundschleimhäute aus, und viele Betroffene leiden unter Parodontose und Mundgeruch. Schnarchen reizt die Schleimhäute aber auch ganz mechanisch, sie schwellen an, weshalb der Schnarcher nachts mit Durst und morgens mit Halsschmerzen aufwacht. Ein Teufelskreis.

Purer Stress für den Körper

Schnarchen ist außerdem richtig anstrengend, und das nicht nur für den Menschen auf der anderen Bettseite: Der Körper des Schnarchers muss ständig gegen die Engstelle, gegen den Atemwiderstand anatmen. Sie können das gut nachempfinden, wenn Sie einfach mal versuchen, im Wachzustand ein paar Minuten lang zu schnarchen.

Die gesundheitlichen Folgen können erheblich sein. Das gilt besonders für jene Schnarcher, die nicht einfach nur Lärm machen, sondern dazu noch unter Atemaussetzern leiden. Diese sogenannte Schlafapnoe ist purer Stress für den Körper, und die Folgen sind fast immer hoher Blutdruck und ein gesteigertes Schlaganfallrisiko.

Bei einer solchen Schlafapnoe werden Phasen des lauten Schnarchens plötzlich von Stille und Atemlosigkeit unterbrochen. Der Sauerstoffmangel im Blut fühlt sich für den Körper wie Ersticken an. Vor lauter Panik weckt sich das Gehirn selbst, um aktiv nach Luft zu schnappen – und das dutzende Male pro Nacht. Der Schläfer wird sich daran am nächsten Tag nicht erinnern, sein Körper aber schon. Die nächtlichen Aufweckattacken führen zu einer Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol, und diese wiederum sind verantwortlich für starkes nächtliches Schwitzen, Konzentrationsstörungen, für Diabetesneigung, Impotenz, Libidoverlust, Depression, für Übergewicht, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und eine verkürzte Lebenserwartung.

Vier Schlafphasen

Beobachtet man im Schlaflabor Schnarchpatienten mit Atemaussetzern, spielen sich oftmals dramatische Szenen ab. Man wird Zeuge eines Beinahe-Erstickungstodes, bei dem sich die Betroffenen winden, aufbäumen und um Luft ringen. Und das zigfach in der Nacht – purer Stress für Körper und Geist. Dabei liebt und braucht unser Gehirn nichts mehr als die regelmäßige Wiederholung der immer gleichen vier Schlafphasen, die jede für sich etwa neunzig Minuten dauert: Leichtschlaf, Tiefschlaf, Traumschlaf (REM-Schlaf), Wachsein. Wie bei einem Zirkeltraining passiert das bei einer durchschnittlichen Schlafdauer von acht Stunden mehrmals pro Nacht. Wenn diese Phasen immer wieder unterbrochen werden, bleibt das nicht ohne Folgen.

Was aber tun?

Wenn Sie fürchten, ein Schnarcher zu sein, oder Ihr Partner Ihnen das jeden Morgen vorhält, ist das Wichtigste eine gute Diagnostik. Um herauszufinden, ob Sie nun ein "Alterssäger" sind, unter Polypen oder Allergien oder eben an den gefährlichen Atemaussetzern leiden, müssen Sie verschiedene Fachärzte aufsuchen, die sich speziell mit dem Schlaf beschäftigen: einen Schlafmediziner, einen Hals-Nasen-Ohrenarzt, einen spezialisierten Zahnarzt und manchmal auch einen Neurologen. Idealerweise findet man sie in interdisziplinären Zentren für Schlafmedizin vereint.

Nach einem Diagnosegespräch und einer körperlichen Untersuchung erfolgt die sogenannte ambulante Polygrafie: Ein Gerät zum Umschnallen misst nachts zu Hause wichtige Körperparameter. Im Anschluss verbringen Sie gegebenenfalls eine Nacht im Schlaflabor. Untersucht wird, ob der Körper gegen ein Atemhindernis anatmen muss, oder ob das Gehirn schlicht vergisst, den Befehl zum Weiteratmen zu geben; ob der Sauerstoffgehalt im Blut absinkt und der Herzschlag ansteigt, wie oft man aufwacht, ob man überhaupt in den Tief- oder Traumschlaf sinken kann, ob man sich abnorm viel bewegt, und ob Rücken- oder Seitenlage einen Einfluss auf das Schnarchen haben.

Alkohol verstärkt das Schnarchen

Ist die Ursache geklärt, bieten sich verschiedene therapeutische Maßnahmen an: Bei Atemaussetzern kann über spezielle Masken – die allerdings gewöhnungsbedürftig sind – zusätzlich Sauerstoff verabreicht werden; eine spezielle Zahnschiene (Unterkiefer-Protrusionsschiene) kann den Kiefer nach vorn ziehen und die zurückfallende Zunge aus dem Schlund holen, damit sie die Atemwege nicht mehr verlegt.

HNO-Hindernisse wie Polypen, vergrößerte Mandeln oder Nasenmuscheln können wegoperiert, andere gelasert oder mit Hitzesonden geschrumpft werden. Bei Allergien sind auch Kortisonspray und Antihistaminika kurzfristig hilfreich, auf Dauer jedoch sollte die Allergie mit einer Hyposensibilisierung behandelt werden. Bei gestörter Nasenatmung kann ein Nasenpflaster helfen. Da auch zurückfließende Magensäure Schnarchen auslösen kann, sollten Sie Ihr Zwerchfell mit Pilates und Joggen trainieren, was die Magenöffnung auf ein gesundes Maß verengen kann. Es empfiehlt sich auch, den Oberkörper im Schlaf etwas erhöht zu lagern. In schwereren Fällen können Säureblockermedikamente für die kurzzeitige Behandlung hilfreich sein. Und übrigens – Alkohol verstärkt Schnarchen.

Bleiben Sie wachsam in der Schlafgesundheit, träumen Sie weiter und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • eigene Meinung
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