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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mehr als nur Lärm Schlafstörungen durch Schnarchen: Das sind die Gesundheitsrisiken
Schnarchen kann die Nacht zum Tag machen, die Beziehung auf eine harte Probe stellen, die Leistungsfähigkeit erheblich einschränken und die Gesundheit in Gefahr bringen.
Das nächtliche "Sägen" ist nicht nur für den Menschen eine Belastung, der das Schlafzimmer teilt, sondern birgt auch für den Betroffenen selbst Risiken – etwa, wenn eine obstruktive Schlafapnoe die Ursache ist.
Was ist Schnarchen?
Schnarchen ist eine "atmungsabhängige, meist bei der Einatmung auftretende, akustische Belästigung/Geräuschentwicklung im Schlaf" – so die Definition der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Besonders Männer im mittleren und höheren Lebensalter sind der DGSM zufolge betroffen. Zwischen 20 und 50 Prozent der Männer sind Untersuchungen zufolge Schnarcher. Doch auch bei den Frauen ist "Sägen" häufig: Bis zu 25 Prozent von ihnen sollen schnarchen – besonders nach den Wechseljahren.
Wo entsteht Schnarchen?
Die Schnarchgeräusche haben ihren Ursprung im Bereich des Rachens – häufig aufgrund einer übermäßigen Zunahme des Rachengewebes und durch Fettgewebeeinlagerungen bei Übergewicht. Schnarchen entsteht durch Vibration von Weichteilstrukturen an Engstellen der oberen Atemwege während des Atmens im Schlaf – meist beim Einatmen. "Ursache der Geräuschentwicklung ist die Abnahme der Muskelspannung im Bereich des oberen Atemweges bei Einsetzen des Schlafes. Dadurch nimmt nicht nur die Vibrationsbereitschaft des Weichteilgewebes zu. Auch die Luftwege verengen sich", erklärt Dr. Alfred Wiater, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Schlafmedizin.
Zur Person
Dr. med. Alfred Wiater ist ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Schlafmedizin. Außerdem hat der Schlafexperte zusammen mit Dr. med. Christoph Schöbel das Buch "Ticken Sie richtig? Wie Sie zu Ihrem gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus finden" (Scorpio Verlag) verfasst. Dr. Wiater ist Leiter einer Onlinepraxis für Kinderschlafmedizin.
Schnarchen: für Bettpartner oft eine Qual
Während die Betroffenen oft intensiv und in allen erdenklichen Tönen und Lautstärken schnarchen und dabei mehr oder weniger tief schlafen, machen Bettpartner oft kein Auge zu. Sie empfinden die Geräuschkulisse als starke Belästigung – was nicht selten dazu führt, dass man irgendwann getrennt schläft. Besonders für Menschen mit leichtem Schlaf ist der Leidensdruck oft enorm. Der Schlafmangel aufgrund des gestörten Schlafes hat Folgen: typisch sind Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, ein verringertes Reaktionsvermögen und eine damit einhergehende erhöhte Unfallwahrscheinlichkeit, Leistungseinbußen, Stimmungsschwankungen, verstärkte Schmerzwahrnehmung und Gereiztheit, um nur einige zu nennen.
"Anhaltender Schlafmangel birgt gesundheitliche Risiken. Schlechter Schlaf schwächt nicht nur das Immunsystem und stört wichtige Regenerationsprozesse. Unter anderem steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzschwäche, Schlaganfall, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, psychische Erkrankungen wie Depression und Angststörungen, aber auch neurologische Erkrankungen wie Demenz", sagt Wiater. "Damit ist Schnarchen beziehungsweise die damit verbundenen Schlafstörungen weit mehr als ein sozial störendes Phänomen."
Schnarchen als Risikofaktor für Betroffene
Für die Schnarcher selbst ist das Schnarchen aus medizinischer Sicht oft harmlos. Dann bedarf es keiner Behandlung, es sei denn, vonseiten der betroffenen Person besteht ein Therapiewunsch. Dieser wird meist dann geäußert, wenn die Beziehung unter dem nächtlichen Lärm leidet und Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, Seitenschlafen, Hochlagerung des Oberkörpers beim Schlafen, Verzicht auf Alkohol und Rauchen, Behandlung einer verstopften Nase sowie ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus keine Linderung bringen.
Eine ärztliche Untersuchung ist bei Schnarchen in jedem Fall empfehlenswert, so der Schlafmediziner. Denn auch, wenn der oder die Betroffene keine Schlafstörungen bei sich bemerkt, kann das Schnarchen gesundheitliche Risiken bergen, etwa wenn eine chronische Schlafapnoe die Ursache ist.
Obstruktive Schlafapnoe: Atemaussetzer in der Nacht
Die obstruktive Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atmungsstörung, die lebensbedrohliche Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. Bei der obstruktiven Schlafapnoe kommt es im Schlaf vermehrt zu einem Kollaps im Rachenraum, wodurch die oberen Atemwege teilweise oder komplett blockieren. Es kommt zu Atemaussetzern. Die nächtlichen Atempausen sind für den Körper Stress. Die Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff lässt Betroffene wiederholt kurz aufwachen. Tiefschlaf beziehungsweise erholsamer Schlaf ist dann nicht möglich.
"Zudem ist die Unterversorgung unter anderem für Herz und Gehirn eine große Belastung. Langfristig drohen Bluthochdruck, erhöhte Herzbelastung, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch Diabetes mellitus, Demenzerkrankungen sowie die neurodegenerative Erkrankung Parkinson werden mit Schlafapnoe in Zusammenhang gebracht", sagt Wiater. "Eine frühe Diagnose und Behandlung der Schlafapnoe kann diesen Risikofaktoren entgegenwirken."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gesundheitsinformation.de: "Schlafprobleme und Schlafstörungen (Insomnie)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 6. Oktober 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Obstruktive Schlafapnoe". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 16. November 2022)
- dgsm.de: "Ein- und Durchschlafstörungen". Patienten-Ratgeber (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). (Stand: 21. September 2021)
- dgsm.de: "Schnarchen des Erwachsenen". Patienten-Ratgeber (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). (Stand: 19. August 2021)
- dgsm.de: "Obstruktive Schlaf-Apnoe". Patienten-Ratgeber (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). (Stand: 3. Dezember 2021)
- patienten-information.de: "Schnarchen – was hilft gegen das nächtliche Sägen?". Online-Information von Patienten-Information, ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. (Stand: September 2021)
- hno-aerzte-im-netz.de: "Schnarchen & Schlafapnoe – mögliche Auswirkungen". Online-Information des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Stand: Aufgerufen am 8. Januar 2024)