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Coronavirus: So wirkt die Pandemie auf unsere Psyche


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Depression, Schlafstörungen, Ängste
So wirkt Corona auf unsere Psyche

MeinungEine Kolumne von Ulrike Scheuermann

Aktualisiert am 24.05.2020Lesedauer: 4 Min.
Schwere Gedanken: Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf unsere psychische Gesundheit aus.Vergrößern des Bildes
Schwere Gedanken: Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf unsere psychische Gesundheit aus. (Quelle: Action Pictures/imago-images-bilder)
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Dass sich die Corona-Pandemie auch auf die geistige Gesundheit niederschlägt, haben Sie vielleicht schon an sich selbst bemerkt. Eine Studie zeigt nun das Ausmaß dieser Wirkung.

Zunehmend beobachte ich in der Corona-Zeit, dass immer mehr Menschen schlecht schlafen können, unter depressiven Verstimmungen leiden, depressiv sind und mit Ängsten zu tun haben. Aber hier geht es nicht nur um meine subjektiven Erfahrungen und Beobachtungen als Psychologin: In Österreich wurde nun die meines Wissens erste Studie veröffentlicht, die sich wissenschaftlich mit den Schäden an der menschlichen Psyche befasst und vermutlich direkt auf Deutschland übertragbar ist. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Die österreichische Donau-Universität Krems hat die Daten einer repräsentativen Umfrage analysiert und jetzt publiziert. Die Studie ist für Österreich repräsentativ mit einer Stichprobe von 1.009 Menschen. Die Ergebnisse sind Teil einer größeren Studie, die die Auswirkungen der Covid-19-Ausgangsbeschränkungen nach vier Wochen auf die psychische Gesundheit in Österreich und Großbritannien untersucht hatte.

Häufigkeit u.a. depressiver Symptome verfünffacht

Demnach hat sich die Häufigkeit depressiver Symptome in Österreich verfünffacht, von etwa vier Prozent auf über 20 Prozent. Eine ähnlich starke Zunahme findet man bei Angstsymptomen, die sich von fünf Prozent auf 19 Prozent erhöhten. Zudem leiden aktuell rund 16 Prozent unter einer Schlafstörung, teilte die Universität mit.

Interessant finde ich zudem, dass gerade junge Erwachsene unter der gegenwärtigen Situation besonders leiden. In allen untersuchten Skalen zur psychischen Gesundheit schneidet diese Altersgruppe am schlechtesten ab. Außerdem sind Frauen, Singles und Menschen ohne Arbeit besonders belastet, während Menschen über 65 Jahre deutlich weniger belastet sind.

Großbritannien gilt mit fast 29.000 Todesfällen aufgrund von Covid-19 als eines der am schwersten betroffenen Länder innerhalb Europas. Das Land ist auch in Bezug auf die psychische Belastung deutlich schwerer betroffen. Insgesamt leiden 40 Prozent der Befragten in Großbritannien unter einer depressiven Symptomatik.

Die Gründe der Belastung

Was sind die Hintergründe für diese psychische, allgemein depressive und ängstliche Befindlichkeit? Meine Vermutungen gehen in zwei Richtungen: Unsicherheit und ungewisse Zukunft – in Bezug auf die wirtschaftlich-finanzielle und Job-Lage sowie in Bezug auf die Gesundheit, auch anderer Menschen – und der Bruch in der Art, wie wir normalerweise in Beziehung zu anderen Menschen sind.

Unsicherheit als Hochbelastung

Die Ungewissheit und die Vorstellung, dass eine Rückkehr in das uns bekannte Leben noch länger nicht möglich sein und vielleicht mit weiteren Rückschritten durch Infektionswellen belastet sein könnte, macht uns nun mehr zu schaffen. Vor zwei Monaten habe ich hier geschrieben, eine zeitbegrenzte Ausnahmesituation von einigen Wochen sei gut zu meistern. Die Zeitbegrenzung ist längst nicht mehr klar gegeben. Die wirtschaftliche Lage kann zu einer Belastung werden. Es trifft Selbständige, deren Business zum Teil nicht mehr existiert. Das eigene Geschäft ist nie einfach nur ein Job, sondern mit einem enormen Ausmaß an Arbeit, Herzblut und Sinn gefüllt. Auch große Konzerne wie die Lufthansa oder die Deutsche Bank „kürzen“ Mitarbeiter ein. Wer aber seine Arbeit verliert, fühlt oft erst einmal: Ich werde nicht gebraucht. Das schlägt auf die Seele, nachhaltig.

Beziehungsgestaltung und Kontakt sind beschädigt

Zudem greifen die Kontaktbeschränkungen nun immer längerfristiger in die Beziehungsgestaltung der Menschen ein. Körperliche Nähe ist ein wichtiger Faktor für unser Verbundenheitsgefühl, auch das physische Zusammentreffen mit anderen Menschen. Wir können uns leider nicht in den Arm nehmen. Die Masken belasten den Kontakt auf Distanz zusätzlich, wir können nicht klar unsere Freundlichkeit über die Mimik kommunizieren – ein wichtiger Aspekt beim Herstellen von Verbundenheit im öffentlichen Raum, die wiederum ein wichtiger Zufriedenheitsfaktor ist. Wir müssen Abstand halten, obwohl wir Nähe brauchen, auch körperliche, zurzeit besonders. Verbundenheit aber ist ein zentraler Faktor, der Depression, Ängste und weitere psychische Symptome zu verhindern hilft.

Die Studienergebnisse sind alarmierend und wir müssen sie sehr ernst nehmen. Depression und depressive Symptome dürfen nicht mit Überempfindlichkeit, Weinerlichkeit oder Sich-gehen-Lassen verwechselt werden, sondern sind eine extrem belastende und in starker Ausprägung wegen der Suizidgefahr massiv lebensbedrohliche Symptomatik. „Reiß dich mal zusammen“ ist denn auch der grundfalsche Rat. Wenn Sie Anzeichen bei sich oder Menschen in ihrem Umfeld erkennen, sollten aktiv werden und Hilfe organisieren.

Was sind Anzeichen einer Depression?

Die Symptome sind oft sehr unterschiedlich, es gibt jedoch einige charakteristische Anzeichen wie etwa die Niedergeschlagenheit und das Gefühl, nichts mehr empfinden zu können, freudlos, kraftlos und antriebsarm zu sein.

  • Alles erscheint aussichtlos-trübe und anstrengend: "Gefühl der Gefühllosigkeit". Interesse und Leistungsfähigkeit nehmen meist rapide ab. Konzentration und Entscheidungsfähigkeit sind deutlich verringert.
  • Tiefgreifendes Gefühl der Wertlosigkeit, Schuldgefühle und übertriebene Selbstvorwürfe.
  • Gestörter Schlaf und verändertes Schlafmuster: zu wenig oder zu viel Schlaf, Appetit- und Gewichtsveränderung, zahllose Körper- und Schmerzsymptome.

Was tun bei depressiven Symptomen?

Die folgenden drei Hinweise helfen sofort und immer – auch zur allgemeinen Verbesserung der Stimmung und damit der Lebensqualität.

  • Verbundenheit und Nähe in guten, stabilen, sorgenden Beziehungen: Dafür muss man sich u.a. anderen Menschen gegenüber öffnen und erzählen, wie es einem wirklich geht. Das geht zum Glück auch auf Distanz.
  • Sport hilft: Das Ergebnis zahlreicher Studien zeigte schon immer einen positiven Einfluss von Bewegung und Sport auf die psychische Gesundheit. Auch während der Ausgangsbeschränkungen haben Befragte, die häufig Sport treiben, um 20 Prozent bessere Werte im Fragebogen der WHO zur Lebensqualität als Personen, die keinen Sport treiben. Man sollte möglichst dreimal pro Woche eine halbe Stunde Sport machen, der aus der Puste bringt.
  • Genug schlafen: 7-8 Stunden wären optimal. Hier finden Sie Tipps für einen gesunden Schlaf.
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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