Lebenslänglich fett Forscher: Übergewicht ist nicht heilbar
Übergewicht belastet den gesamten Körper und betrifft ein Drittel der Weltbevölkerung. Nicht selten führt es zu Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und letztlich zu einem früheren Tod. Dafür, dass das Abnehmen den wenigsten dauerhaft gelingt, nennen Forscher nun einen Grund: Sie halten Übergewicht für unheilbar.
Natürlich sind Abnehmen, eine Umstellung der Ernährung und Sport für Adipositaspatienten wichtig. Den Teufelskreis aus fettem Essen und hohem Gewicht zu durchbrechen, fällt den meisten jedoch extrem schwer. Fettleibigkeit sei keine Eigenschaft, die mit eben solchen Verhaltenstipps gestoppt werden kann, schreiben nun Mediziner in einem Aufruf im Fachblatt "The Lancet Diabetes & Endicrinology". Viel mehr handle es sich um eine chronische Erkrankung, die die Abläufe im Körper grundlegend verändert.
Je mehr das Fett schmilzt, desto mehr will der Körper zunehmen
Gerade beim Abnehmen reagiere ein adipöser Körper tückisch: Je mehr Gewicht der Patient abbaue, desto stärker versuche sein Organismus, dem Abnehmen entgegenzusteuern, so die Wissenschaftler. Er stehe unter einem "biologischen Druck" der erst nachlasse, wenn der Patient sein altes Gewicht wieder erreicht habe. Das Übergewicht werde dem Körper quasi biologisch einprogrammiert und von ihm verteidigt.
Hang zur Fettleibigkeit bleibt
Demnach hätten auch Patienten, die durch Sport und Diäten Gewicht verloren haben, weiterhin einen großen Hang zur Fettleibigkeit. Zudem würden sie sich biologisch stark und für lange Zeit von anderen Menschen gleichen Alters, Geschlechts und Körpergewichts unterscheiden, die niemals fettleibig waren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Fettspeicher der einst Übergewichtigen größer sind. Ihr Körper ist es gewohnt, viel Fett aufzunehmen und tut es dann auch.
"Wir glauben, diese Mechanismen erklären die langfristig niedrigen Erfolgsquoten von Veränderungen des Lebensstils bei Fettleibigen", schreiben die Ernährungs-Experten um Dr. Christopher N. Ochner vom Columbia University Medical Center in New York und fordern Kliniken auf, nicht mehr bloß Diäten und Bewegung zu empfehlen.
Diäten und Bewegung reichen nicht
Da es sich bei Übergewicht um eine biologisch vermittelte Krankheit handelt, seien andere Wege notwendig. Hierzu kämen auch Medikamente und medizinische Maßnahmen wie Magenverkleinerungen in Frage. Doch auch Psychotherapien dürften eine wichtige Rolle spielen. Von einem Gentest, durch den Adipositas-Betroffene eine speziell auf sie zugeschnittene Therapie verordnet bekommen könnten, ist man jedoch noch weit entfernt.
Zweifelhafter Ansatz
Ob die Verfasser mit all dem Recht haben, muss noch geprüft werden. Erfolgsgeschichten von einst stark Übergewichtigen, die dauerhaft abgenommen haben, zeigen schließlich, dass eine große, auch dauerhafte, Gewichtsabnahme möglich ist. Dafür bedarf es jedoch eiserner Disziplin und großer Geduld. Eine Ernährungsumstellung und Sport bleiben dabei die entscheidenden Faktoren. Dennoch könnten die Aussagen der Experten eine Erklärung dafür sein, warum das Abnehmen vielen Fettleibigen so verdammt schwer fällt.
Besonders die jungen Jahre sind entscheidend
Generell ist es wichtig, gar nicht erst so schwer zu werden, denn in jungen Jahren werden die Grundlagen für Übergewicht geschaffen. Eine Studie von Universität in Montreal belegte bereits, dass besonders junge, fettleibige Männer an Lebenszeit verlieren. Ihr zufolge sterben Männer, die im Alter zwischen 20 und 40 einen Body Mass Index (BMI) über 35 haben, 8,4 Jahre früher als ihre schlanken Altersgenossen. Frauen kostet Fettleibigkeit in diesem Alter immerhin noch 6,1 Jahre Lebenszeit. Wichtig ist es deshalb auch, dass Eltern ihre Kinder gesund ernähren und Bewegung in den Alltag integrieren. So könnte schädlichen Gewohnheiten, die zu einem hohem Körpergewicht führen, im Vorfeld vorgebeugt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.