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PMDS: Symptome, Ursache, Unterschied zum Prämenstruellen Syndrom (PMS)


Wenn der Zyklus zur Qual wird
PMDS – Die schwere Form des Prämenstruellen Syndroms


Aktualisiert am 28.04.2025 - 19:00 UhrLesedauer: 5 Min.
Erschöpfte Frau auf Sofa.Vergrößern des Bildes
PMDS kann tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben haben – häufig treten Angstgefühle, starke Reizbarkeit und depressive Episoden auf. (Quelle: fizkes/getty-images-bilder)
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Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) stellt eine besonders schwere Form des PMS dar. Hier erfahren Sie mehr über Symptome und Ursachen der Erkrankung.

Die "Tage vor den Tagen" können bei menstruierenden Personen durch emotionale und körperliche Symptome geprägt sein. Wenn die Periode eintritt, nehmen die unbeliebten Begleiterscheinungen wieder ab. Sind die psychischen Symptome so stark, dass sie den Alltag Betroffener erheblich einschränken, sollten Sie lieber einen Termin bei der Frauenärztin oder einem Frauenarzt machen. Denn dahinter könnte eine immer noch wenig bekannte und unterdiagnostizierte Krankheit stecken: die Prämenstruelle Dysphorische Störung, kurz PMDS.

PMDS – was ist das? Definition und Ursache

Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (im Englischen PMDD) ist eine neurobiologische, hormonabhängige Erkrankung, bei der das Gehirn von Betroffenen verändert auf normale hormonelle Schwankungen reagiert. Obwohl die Erkrankung in direktem Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus und Hormonen steht, handelt es sich nicht um eine Hormonstörung – die Hormonwerte sind meist unauffällig. Deren Wirkung scheint bei PMDS-Betroffenen aber wie umgekehrt auszufallen. Dabei spielt besonders Progesteron und dessen Abbauprodukte eine Rolle. Zudem legen Studien nahe, dass die Verarbeitung des Botenstoffs Serotonin gestört ist, was die Stimmungssymptome und die Wirksamkeit von bestimmten Antidepressiva erklärt. PMDS gilt damit als neurobiologisch bedingte Erkrankung, bei der hormonelle Reize eine veränderte Wirkung auf das zentrale Nervensystem haben. PMDS ist damit auch keine rein psychische Erkrankung und muss von mehreren Seiten betrachtet werden. Die Beschwerden treten ausschließlich in der Lutealphase auf, also zwischen Eisprung und Periode, und sind von psychischen Symptomen dominiert. Darunter:

  • Stimmungsschwankungen
  • Reizbarkeit und Wut
  • Müdigkeit und Energielosigkeit
  • Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit
  • Depressivität
  • Suizidgedanken
  • Desinteresse und Antriebslosigkeit
  • Angst und Anspannung
  • Heißhungerattacken und Überessen
  • Kontrollverlust und Wesensveränderung

Auch körperliche Symptome können vorhanden sein, treten im Vergleich zu den psychischen Beschwerden allerdings in der Regel in den Hintergrund. Mit dem Eintreten der Periode bessern sich die Symptome zügig. Warum manche Menschen PMDS entwickeln, ist bisher nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht davon aus, dass vererbte Anlagen oder durch Umwelteinflüsse geprägte Veränderungen, dafür verantwortlich sind. Traumatische Erfahrungen oder Stress können zusätzlich eine Rolle spielen – sie gelten allerdings als mögliche Verstärker, nicht als alleinige Ursache.

Wie unterscheidet sich PMS von PMDS?

Das Prämenstruelle Syndrom ist im Allgemeinen bekannter als die schwere Form PMDS. Die Liste von möglichen körperlichen Beschwerden ist lang: Blähbauch, Brustspannen, Rückenschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Krämpfe oder Benommenheit gehören dazu. Emotionale Beschwerden können zusätzlich auftreten und die Stimmung trüben. Bei den psychischen Beschwerden gilt zu unterscheiden, was "noch" PMS oder schon PMDS ist. Wenn die psychischen Symptome wiederkehrend so stark sind, dass sie den Alltag und die Betroffenen im Griff haben, könnte es sich um PMDS handeln.


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Viele Frauen könnten viel Lebensqualität zurückgewinnen, wenn sie die richtige Diagnose und Behandlung erhalten.


Stephanie Eder


Woher weiß ich, ob es PMDS ist?

PMDS: Ja oder nein? Diese Frage kennt Stephanie Eder, Expertin des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF) und Fachärztin für Gynäkologie. Sie hat regelmäßig Patientinnen, die mit ihren Symptomen zu ihr kommen: "Es gibt Frauen, die in dieser Zyklusphase kurzerhand ihren Job hinschmeißen, weil sie emotional so instabil sind – meist können sie sich das einige Tage später selbst nicht ganz erklären, weil die Welt dann wieder anders aussieht", erzählt die Expertin.

Auch Partnerschaften und Freundschaften können massiv darunter leiden, weil die erkrankte Person sich anders verhält, vielleicht eher zu Streit und impulsivem Verhalten neigt und der Grund nicht klar ist. PMS-Symptome können sich im Laufe des Lebens durch hormonelle Veränderungen wie Schwangerschaft oder Wechseljahre verschlimmern und das PMDS damit plötzlich neu auftreten. Gerade diese fließenden Übergänge zwischen PMS und PMDS erschwert die Diagnose, die vor allem auf Anamnese basiert. Wie genau läuft das ab?

(Quelle: Privat)

Zur Person

Dr. Stephanie Eder ist Expertin des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF) und Fachärztin für Gynäkologie. Seit 2004 ist sie als niedergelassene Frauenärztin in Gräfelfing tätig. Als Mitglied der Deutschen Menopause Gesellschaft ist Frau Eder Expertin für Frauen in den Wechseljahren. Neben ihrer praktischen Arbeit engagiert sie sich in der Aufklärung von Jugendlichen und hält Vorträge auf Fachkongressen.

Wie wird PMDS diagnostiziert?

Während andere Krankheiten über Blutabnahme und Speicheltests festgestellt werden können, geht das bei PMDS nicht. Allerdings kann es helfen, andere Erkrankungen auszuschließen. Das gilt nicht für psychische Krankheiten. Durch Symptom-Überschneidung wird PMDS oft mit psychischen Krankheiten wie einer bipolaren Störung, Borderline oder Depressionen verwechselt. Das führt immer wieder zu falschen Diagnosen.

Zwei Faktoren gelten in Fachkreisen als wichtige Erkennungsmerkmale für die Krankheit: die psychischen Symptome dominieren und die Beschwerden treten ausschließlich in der zweiten Zyklushälfte auf. Um das genau verfolgen zu können, wird empfohlen, mehrere Monate lang ein Zyklus-Tagebuch zu führen. Hierunter versteht man ein Tagebuch oder einen Tracker per App, in dem die Symptome dokumentiert werden. Das hilft, andere Ursachen auszuschließen und Zusammenhänge zwischen Beschwerden und Zyklusphasen zu erkennen und kann der behandelten Ärztin oder dem Arzt zur weiteren Analyse dienen.

Der Weg zur Diagnose dauert bei Betroffenen teils viele Jahre. Zu den Gründen zählt fehlende Aufklärung bis hin zu Scham. Stephanie Eder versteht das Problem: "Jeder kennt den Satz: Hast du deine Tage, oder was? Das sorgt dafür, dass sich die Frauen nicht ernst genommen fühlen und vielleicht gar nicht zum Arzt gehen, obwohl sie leiden." Dabei sollte als Erstes ein Termin bei der eigenen Gynäkologin oder dem Gynäkologen ausgemacht werden. Dann beginnt die Anamnese, von der das Zyklus-Tagebuch ein maßgeblicher Teil ist und die Behandlungsmöglichkeiten werden besprochen.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu steigern. Da das Krankheitsbild komplex ist, muss eine erfolgreiche Behandlung meist von verschiedenen Richtungen angegangen werden – eine Standardbehandlung gibt es derzeit nicht. Zu den wichtigsten Möglichkeiten gehören die Pille und Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Dass die Pille helfen kann, liegt daran, dass nicht zu viele Hormone das Problem sind, sondern die Reaktion des Körpers auf deren normale Schwankungen. Die kann die Pille glätten und so werden die Symptome gelindert. Aber: Wie jedes hormonelle Verhütungsmittel bringt die Pille Risiken mit, die abgewogen werden sollten.

Antidepressiva setzen an einem anderen Punkt an: Sie beeinflussen die Serotoninverarbeitung im Gehirn, die bei PMDS gestört sein kann, und können so gegen die Symptome wirken. Je nach Schweregrad kann auch eine Kombination beider Medikamente sinnvoll sein und eine Therapie, um mit den Emotionen und dem Stress umgehen zu lernen. In jedem Fall sollte die Behandlung ärztlich begleitet werden. Auch Lebensstiländerungen und Ernährung können sich positiv auswirken.

Wo steht die Forschung?

Die Forschung zu PMDS steht noch relativ am Anfang. Ein Problem ist, dass die Erkrankung lange nicht ernst genommen und als „normales Frauenleiden“ abgetan wurde. Auch in der Medizin fand man erst spät raus, dass neurobiologische Ursachen dahinterstecken könnten. Stephanie Eder sieht hier Fortschritte: "Wie viele gynäkologische Krankheiten wurde auch PMDS eher schleppend erforscht. In der Medizin war es lange üblich, Forschung an Männern durchzuführen und die Ergebnisse auf Frauen zu übertragen. Aber langsam beginnt ein Umdenken." Die Forschung an Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten wurde intensiviert. Ziel ist es, Betroffenen schneller helfen zu können und Fehldiagnosen häufiger auszuschließen.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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