Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gesundheit Künstlicher Darmausgang trifft nicht nur Senioren
Es ist keine angenehme Vorstellung: Der Darm funktioniert nicht mehr richtig und es muss ein künstlicher Darmausgang, ein so genanntes Stoma, gelegt werden. Das Ende des Darms wird dann an die Bauchdecke verlegt und der Darminhalt muss mit einem Beutel aufgefangen werden. Nach Schätzungen der Deutschen ILCO e.V., Selbsthilfeorganisation für Stomaträger, leben in Deutschland rund 100.000 Menschen mit einem solchen Stoma. Doch wie funktioniert so ein künstlicher Darmausgang und wer braucht ihn überhaupt? Zehn Fakten über das Stoma.
Leben mit einem Stomabeutel
Wenn der letzte Teil des Dickdarms schwer erkrankt und entfernt werden muss, funktioniert auch der Schließmuskel nicht mehr und die Kontrolle über den Stuhlgang geht verloren. Das Ende des noch vorhandenen, gesunden Darms wird dann an die Bauchdecke angeschlossen. Ein so genannter Stomabeutel, der ständig mit sich getragen werden muss, fängt den Stuhl auf. "Das ist zunächst schwer vorstellbar, doch die Beutel sind unauffällig und absolut dicht", erklärt Professor Stefan Hillejan, Leiter der Praxisklinik für Enddarmerkrankungen in Hannover.
Kaum körperliche Einschränkungen
Die Beeinträchtigungen im Alltag sind erstaunlich gering. Selbst die meisten Sportarten lassen sich mit den Beuteln problemlos ausüben und auch ein relativ normales Sexualleben ist möglich. "Der Stomabeutel ist nicht wie ein Ballon, der am Bauch herumbaumelt", sagt Hillejan. "Er ist flach und fällt unter der Kleidung nicht auf." Die Beutel gebe es in verschiedenen Größen. Je nach Situation könne dann ein kleiner, unauffälliger oder ein größerer Beutel gewählt werden, die dann unterschiedlich häufig gewechselt werden müssen. "Man sieht das Stoma den Menschen nicht an", sagt der Experte.
Auf blähende Lebensmittel verzichten
Damit der künstliche Darmausgang so wenig Probleme wie möglich macht, müssen Betroffene ihre Ernährung anpassen. "Auf blähende, ballaststoffreiche Lebensmittel sollten Patienten verzichten", rät Stefan Hillejan. Viele Betroffene nehmen zudem Medikamente, die die Gasbildung im Darm verringern. Da Teile des Dickdarms fehlen, wird dem Darminhalt weniger Wasser entzogen - der Stuhl ist zu Beginn daher häufig weicher. Betroffene sollten ausreichend trinken und eher zu stopfenden Lebensmitteln wie Bananen, Kartoffeln, Karotten oder Weißbrot greifen. Jeder Patient mit Stoma wird zudem nach der Operation ausführlich beraten, was er beachten sollte.
Auch junge Menschen brauchen manchmal ein Stoma
Der häufigste Grund, weshalb Menschen einen künstlichen Darmausgang bekommen, ist Dickdarmkrebs. Die meisten Stomaträger sind daher über 60 Jahre alt. Doch auch junge Menschen können ein Stoma bekommen, wenn ihr Dickdarm schwer beschädigt ist. "Bei jüngeren Menschen sind die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa die Hauptursachen für einen künstlichen Darmausgang", sagt Stefan Hillejan. In einigen Fällen kann auch ein Unfall ein Stoma nötig machen.
So sehr das Stoma auch das Leben verändert: Die Lebenserwartung wird durch den künstlichen Darmausgang nicht verkürzt.
Kontakt zu anderen Betroffenen und zahlreiche Tipps, wie man mit einem künstlichen Ausgang gut leben kann, finden Stomaträger und deren Angehörigen bei der Deutschen ILCO e.V.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.