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Russisches Militär in Tschernobyl: Was radioaktive Strahlung mit dem Körper macht


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Soldaten in verseuchtem Gebiet
Was radioaktive Strahlung im Körper auslösen kann


Aktualisiert am 30.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Achtung, Strahlung (Symbolbild): Die Sorge vor radioaktiver Strahlung ist seit dem Ukraine-Krieg gestiegen.Vergrößern des Bildes
Achtung, Strahlung (Symbolbild): Die Sorge vor radioaktiver Strahlung ist seit dem Ukraine-Krieg gestiegen. (Quelle: agefotostock/imago-images-bilder)

Russisches Militär ist offenbar ungeschützt durch radioaktiv verseuchtes Gebiet nahe Tschernobyl in der Ukraine gefahren. Welche gesundheitlichen Folgen durch eine erhöhte Strahlung drohen könnten.

Russische Soldaten sollen Berichten zufolge mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen durch stark radioaktiv verseuchtes Gelände gefahren sein, als sie Ende Februar die Atomruine von Tschernobyl eingenommen haben. Laut Beobachtern vor Ort wurde dabei im sogenannten Roten Wald radioaktiver Staub aufgewirbelt – und vermutlich von den Soldaten auch eingeatmet.

Überprüfen lassen sich diese Aussagen nicht. Unklar bleibt auch, wie viel Radioaktivität die Soldaten ausgesetzt waren, falls sie tatsächlich durch dieses verseuchte Gebiet gefahren sind.

Der Rote Wald gehört zu den am stärksten radioaktiv verseuchten Gebieten der Welt. Seinen Namen hat er von Kiefern, die dort nach dem Atomunglück von Tschernobyl abgestorben sind und in rotbrauner Farbe erschienen. Der Wald wurde nach dem Super-GAU gerodet.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beobachtet die Lage in der Ukraine aufmerksam. Besonderes Augenmerk gilt dem stillgelegten Kernkraftwerk Tschernobyl. Aktuell besteht laut BfS "keine akute Gefahr einer Freisetzung von radioaktiven Stoffen". Es lägen auch keine Hinweise vor, dass in der Ukraine radioaktive Stoffe freigesetzt worden sein könnten (Stand 29. März 2022).

Es könne allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass infolge der Waldbrände in der Sperrzone rund um Tschernobyl radioaktive Stoffe aus dem Boden aufgewirbelt werden. Berichte über Messungen von kleinsten Mengen von Cäsium-137 in der Luft nahe der Sperrzone seien mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen.

Wurde dieser radioaktive Staub tatsächlich eingeatmet, können schwere gesundheitliche Schäden entstehen. Ein Überblick, welche Werte besorgniserregend sind und was Strahlung im Körper anrichtet.

Menschen sind immer radioaktiver Strahlung ausgesetzt

Man sieht Strahlung nicht und man spürt sie auch nicht. Dennoch ist der Mensch immer einer Strahlenbelastung ausgesetzt. In Deutschland liegt die natürliche Strahlenexposition einer Person laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bei durchschnittlich 2,1 Millisievert im Jahr.

Info: Gemessen wird die biologische Wirkung von radioaktiver Strahlung auf Menschen, Tiere oder Pflanzen in der Maßeinheit Sievert (Sv). Ein Sievert ist bereits eine sehr große Dosis. Üblicherweise gibt man die Strahlung daher in tausendstel Sievert (Millisievert, mSv) an.

Abhängig vom Wohnort sowie den Ernährungs- und Lebensgewohnheiten schwankt der Wert zwischen einem und zehn Millisievert. Zur Einordnung: Bei einer Kurzzeitbelastung von vier Sievert ist zu erwarten, dass die Hälfte der betroffenen Personen stirbt. Das entspricht 4.000 Millisievert, also dem Zweitausendfachen des jährlichen Durchschnittswerts in Deutschland.

Gesundheitliche Folgen von ionisierender Strahlung

Hohe Dosen radioaktiver Strahlung können ganz unterschiedliche gesundheitliche Probleme zur Folge haben. Dabei kommt es auch darauf an, über welchen Zeitraum hinweg der menschliche Körper der Strahlung ausgesetzt ist: Werde innerhalb kurzer Zeit eine Dosis aufgenommen, die viele Zellen schädige, könne der Organismus dies weniger gut kompensieren, als wenn die gleiche Dosis über einen längeren Zeitraum hinweg absorbiert werde, erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz.

In den Körper aufgenommen werden radioaktive Substanzen über die Luft und auch durch die Haut. Dann lagern sie sich im Gewebe an und entfalten ihre zerstörerische Kraft. Das, was dem Körper dabei zu schaffen macht, sind aber nicht die radioaktiven Partikel selbst. Es ist die sogenannte ionisierende Strahlung, die von ihnen ausgeht.

Sie lässt sogenannte Radikale entstehen, die wiederum wichtige Enzyme funktionsunfähig machen oder ganze Zellbausteine zerstören. Auch das Erbgut ist für ionisierende Strahlung anfällig. Je größer die Schäden an der DNA sind, desto höher ist langfristig das Risiko für Krebs.

Hohe Strahlendosen führen zudem zur akuten Strahlenkrankheit. Wie schwer sie ist, hängt davon ab, welches Gewebe wie stark von der Strahlung betroffen ist. Erste Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Sie treten wenige Stunden nach dem Beschuss des Körpers mit der Strahlung auf. Dann klingen sie vorübergehend ab, um nach einigen Tagen als Appetitlosigkeit, Übermüdung und Unwohlsein zurückzukehren und einige Wochen anzudauern.

Menschen mit einer solchen leichten Strahlenkrankheit erholen sich zwar in der Regel wieder. Doch oft bleibt das Immunsystem ein Leben lang geschwächt, und die Betroffenen haben häufiger mit Infektionskrankheiten zu kämpfen.

Was eine niedrigere Strahlendosis bewirkt, ist wissenschaftlich strittig. Denn viele Erkrankungen treten oft erst nach Jahren auf. Es ist daher schwierig, einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Krankheit und Bestrahlung herzustellen.

Leukämie als bekannteste Strahlen-Folge

Eine der bekanntesten Spätfolgen von radioaktiver Strahlung ist Blutkrebs, auch Leukämie genannt. Eine Schwellendosis ist dem BfS zufolge für das strahlenbedingte Leukämie- und Krebsrisiko nicht bekannt. "Es wird allgemein angenommen, dass auch niedrige Dosen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Krebs bei bestrahlten Personen erhöhen, allerdings nur in geringem Ausmaß. Mit zunehmender Dosis erhöht sich das Erkrankungsrisiko", so das Bundesamt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Bundesamt für Strahlenschutz
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Spiegel: "Was radioaktive Strahlung im Menschen anrichtet", 29. März 2022.
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