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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neues Schmerzmittel Eine Tablette kostet über 14 Euro
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Über zwei Jahrzehnte wurde es entwickelt, nun hat die US-Arzneimittelbehörde ein neues Schmerzmittel zugelassen. Experten sprechen von einem Durchbruch.
Schmerzmittel wirken generell auf zwei unterschiedliche Arten. Antirheumatika (wie etwa Ibuprofen oder Aspirin) wirken am Ort des Schmerzes. Oder sie wirken im Gehirn auf das zentrale Nervensystem ein. Beispiele dafür sind Opioide wie Morphin, Codein oder Oxycodon. Letztere bergen ein besonderes Risiko: Sie können abhängig machen.
Schmerzweiterleitung blockiert
Nun hat die US-Arzneimittelbehörde (FDA) ein neues Schmerzmedikament mit einer ganz anderen Wirkweise zugelassen. Wie der Hersteller Vertex Pharmaceuticals mitteilt, handelt es sich bei Journavx (Wirkstoff Suzetrigin) um einen Natriumkanalblocker. Zum Verständnis: Neun verschiedene Natriumkanäle sind in den Nervenzellen für die Weiterleitung der Schmerzsignale zuständig. Einen dieser Kanäle blockiert der neue Wirkstoff und verhindert so die Weiterleitung an das Gehirn.
Das Denkorgan wird folglich nicht beeinträchtigt und es besteht kein Abhängigkeitsrisiko. Letzteres ist besonders in den USA wichtig. Denn das Land leidet seit über einem Vierteljahrhundert unter der sogenannten Opioid-Krise. Mitte der 90er-Jahre kam das Schmerzmittel Oxycontin auf den Markt, das Hunderttausende in die Sucht trieb, insgesamt gelten Millionen Amerikaner als opioidabhängig.
Tests an 1.000 Patienten
Laut dem Hersteller des neuartigen Schmerzmittels werden in den USA bis heute rund 40 Millionen Opioidverordnungen pro Jahr ausgestellt. Jährlich entwickelten daraufhin rund 85.000 Patienten eine Opioidabhängigkeit.
Suzetrigin soll an 1.000 Probanden getestet worden sein – bei Patienten nach einer Bauchdeckenstraffung und nach einer Fußknochenkorrektur. Der Wirkstoff soll die akuten Schmerzen ähnlich gut lindern wie Opioide und auch keine stärkeren Nebenwirkungen wie diese hervorbringen (zum Beispiel Juckreiz, Hautausschlag oder Krämpfe).
Enorm hoher Preis
Auf "tagesschau.de" sprach Martin Dusch, Leiter des Schmerzzentrums der Universitätsmedizin Mannheim, von einem Durchbruch. "Der grundsätzliche Unterschied ist der, dass der Wirkstoff einen völlig neuen Weg geht. Es gibt keine andere aktuelle Schmerzmedikation, die pharmakologisch den gleichen Weg beschreitet."
Das neue Medikament hat allerdings seinen Preis. Wie "Apotheke adhoc" berichtet, gibt der Hersteller 15,50 US-Dollar (14,30 Euro) pro 50-mg-Tablette an. "Zum Vergleich: Eine 10-mg-Tablette Oxycodon kostet in den USA zwischen 50 Cent und 2,50 US-Dollar (umgerechnet rund 45 Cent bis 2,30 Euro). Das ebenfalls häufig verordnete Morphin schlägt mit 1 bis 4 US-Dollar (0,92 bis 3,70 Euro) pro Tablette zu Buche – abhängig von der Dosis." Wann das neue Arzneimittel in Europa zugelassen wird, ist noch unklar.
- nature.com: "US drug agency approves potent painkiller — the first non-opioid in decades" (31.10.2025, englisch)
- apotheke-adhoc.de: "14 Euro pro Tablette: FDA lässt neues Schmerzmittel zu" (21.02.2025)
- tagesschau.de: "Neues starkes Schmerzmittel ohne Suchtgefahr?" (20.02.2025)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.