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Uni Graz: Forscher entdecken neue Spezies im Darm


Forschung aus Österreich
Neue Spezies im menschlichen Darm entdeckt


22.04.2025 - 11:10 UhrLesedauer: 2 Min.
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Unter dem Mikroskop: Das Darmmikrobiom hat großen Einfluss auf das Immunsystem und den Stoffwechsel. (Quelle: skynesher/getty-images-bilder)
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Sie produzieren Methan, lieben es warm – und leben mitten in uns: Wissenschaftler haben eine neue Mikrobenart im menschlichen Darm entdeckt.

Unser Verdauungstrakt gleicht einer belebten WG: Billionen von Mikroorganismen leben in unserem Inneren – viele davon sind bisher kaum erforscht. Eine neue Studie aus Österreich zeigt jetzt: Unter den bekannten Darmbewohnern mischen offenbar mehr Archaeen mit als bislang angenommen. Dabei handelt es sich um eine dritte große Lebensform neben Bakterien und sogenannten Eukaryoten, zu denen unter anderem Tiere und Pflanzen gehören.

Neuer Mikrobenfund im Darm überrascht Forscher

Ein Forschungsteam um Viktoria Weinberger von der Medizinischen Universität Graz hat die bislang unbekannte Archaeenart identifiziert. Sie trägt den Namen Methanobrevibacter intestini und wurde in der Stuhlprobe eines US-Amerikaners entdeckt. Die mikroskopisch kleine Mikrobe misst etwa 0,5 Mikrometer und produziert – wie der Name verrät – Methan.

Zur Erklärung

Im Gegensatz zu Bakterien unterscheiden sich Archaeen in ihrem Zellaufbau, Stoffwechsel und ihrer Genetik deutlich. Lange Zeit glaubte man, sie kämen nur in extremen Lebensräumen wie heißen Quellen oder Salzseen vor. Heute weiß man: Auch der menschliche Darm bietet ihnen ein ideales Zuhause.

"Archaeen wurden lange übersehen", sagte Christine Moissl-Eichinger, Professorin für interaktive Mikrobiomforschung an der Med Uni Graz laut Pressemitteilung. Dabei könnten sie laut der Expertin eine zentrale Rolle bei der Darmfunktion, dem Gashaushalt im Körper und sogar bei der Entstehung bestimmter Krankheiten spielen.

Was die neue Mikrobe so besonders macht

Methanobrevibacter intestini gedeiht besonders gut bei Temperaturen zwischen 35 und 39 Grad Celsius und einem leicht sauren bis neutralen pH-Wert von 5,5 bis 7,5. Die Mikrobe lebt meist in Paaren oder kurzen Zellketten und produziert Methan aus Wasserstoff und Kohlendioxid. Besonders überraschend: Sie bildet gleichzeitig auch große Mengen des Stoffwechselprodukts Succinat – auch bekannt als Bernsteinsäure.

Succinat steht im Verdacht, Entzündungen im menschlichen Körper zu fördern. Welche Auswirkungen diese Produktion auf unsere Gesundheit hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch schon jetzt steht fest: Methanobrevibacter intestini erweitert das Bild unseres Mikrobioms um einen bisher übersehenen Puzzlestein.

Zweiter Fund: Bekannte Art mit neuer Eigenschaft

Neben der neuen Art entdeckten die Grazer Forscher auch eine Variante einer bereits bekannten Archaeenart: Methanobrevibacter smithii. Der neu identifizierte Stamm mit dem Namen "GRAZ-2" stammt aus der Stuhlprobe einer 42-jährigen Europäerin. Anders als bisher bekannte Vertreter produziert er nicht nur Methan, sondern auch Formiat – ein Stoff, der in andere Stoffwechselprozesse eingreifen kann.

Welche Folgen die Neuentdeckungen für die medizinische Forschung haben, ist noch unklar. Sicher ist jedoch: Die Welt der Archaeen im Darm ist vielfältiger als gedacht – und könnte einen bislang unterschätzten Einfluss auf unsere Gesundheit haben.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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