Bayrou unter Druck Skandalschule: Auch Tochter von Frankreichs Premier verprügelt

Ein Skandal über Missbrauch in einer französischen Schule hat jetzt auch die Familie des Premierministers erreicht. Seine Tochter machte ein Geständnis.
Der französische Premierminister François Bayrou ist im Zusammenhang mit Gewaltvorwürfen an einer katholischen Schule in Südfrankreich erneut unter Druck geraten. Seine Tochter Hélène Perlant erklärte im Magazin "Paris Match", sie sei als 14-Jährige bei einem Sommercamp von einem Priester misshandelt worden. Bayrou sagte am Mittwoch, er habe davon nichts gewusst. Hintergrund ist ein Missbrauchsskandal um die Schule, der auch politisch untersucht wird.
"Eines Abends, als wir gerade unsere Schlafsäcke auspackten", habe der etwa 120 Kilogramm schwere Mann sie "auf einmal an den Haaren gezogen, mich mehrere Meter über den Boden geschleift und hat mir am ganzen Körper, vor allem im Bauch, Fausthiebe versetzt und mich getreten". Sie habe niemandem von dem Vorfall erzählt, auch nicht ihrem Vater. Bayrou erklärte, die Aussagen seiner Tochter hätten ihn tief erschüttert, sie stehe jedoch nicht im Zentrum der Affäre.
Bayrou muss vor Ausschuss aussagen
Der Premierminister betonte, es handele sich nicht um eine persönliche Angelegenheit, sondern um ein größeres Problem. Bayrou steht wegen der Vorwürfe, die auch in seine Zeit als Bildungsminister fallen, unter Druck und soll am 14. Mai vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen.
Die mutmaßlichen Taten sollen sich zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren an der Schule Notre-Dame de Bétharram bei Pau ereignet haben. Bayrou war von 1993 bis 1997 Bildungsminister. Der Premierminister weist Vorwürfe zurück, von den mutmaßlichen Gewalttaten an der Schule Notre-Dame de Bétharram in der Nähe der Stadt Pau gewusst zu haben. Bayrou war damals außerdem Vorsitzender des Regionalrats und ist bis heute Bürgermeister von Pau.
Der Staatsanwaltschaft liegen rund 200 Anzeigen vor, davon 90 wegen sexueller Übergriffe. Die Beschuldigungen richten sich gegen mindestens 13 Priester oder Ordensleute sowie mehrere Mitarbeitende. Viele der Fälle sind vermutlich verjährt.
Die Berichte ehemaliger Schüler über die Zustände an der Schule haben landesweit Aufsehen erregt. Weitere Vorwürfe wurden auch gegen andere katholische Einrichtungen erhoben.
- Nachrichtenagentur AFP