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Kassenärzte-Chef gegen Karenztag: Kein pauschales Misstrauen


"Wer krank ist, ist krank"
Kein Lohn am ersten Krankheitstag? Kassenärzte-Chef hat klare Ansicht


Aktualisiert am 08.01.2025 - 13:31 UhrLesedauer: 2 Min.
Dr. Andreas Gassen ist Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV.Vergrößern des Bildes
Dr. Andreas Gassen ist Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV. (Quelle: IMAGO/Jürgen Heinrich/imago-images-bilder)
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Mit seinem Vorstoß für einen sogenannten Karenztag löst Allianz-Chef Oliver Bäte Aufregung aus. Nun reagiert auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung.

Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag, das fordert der Chef der Allianz-Versicherung Oliver Bäte in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Er begründet dies mit der hohen Zahl an Krankmeldungen. Im Durchschnitt seien Arbeitnehmer hierzulande 20 Tage pro Jahr krankgemeldet, während der EU-Durchschnitt bei lediglich acht Tagen liege.

Laut seiner Rechnung zahlen deutsche Arbeitgeber jährlich 77 Milliarden Euro an Lohnfortzahlungen für erkrankte Mitarbeiter. Die Krankenkassen steuerten weitere 19 Milliarden Euro bei. Mit dem geforderten Karenztag würden Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Arbeitstag selber tragen. Damit würden die Arbeitgeber entlastet, so Bäte. Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert drei Karenztage.

Warnung vor "Präsentismus"

Die Führung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) lehnte beide Forderungen bereits ab. Anja Piel aus dem DGB-Vorstand warnte vor einer zunehmenden Tendenz bei Beschäftigten in Deutschland, trotz Krankheit zu arbeiten. "'Präsentismus', also krank bei der Arbeit zu erscheinen, ist branchenübergreifend weit verbreitet", so Piel.

Auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sieht den Vorstoß skeptisch: Man könne generell die Frage aufwerfen, warum es in den ersten Tagen einer Krankheit überhaupt eine ärztliche Krankschreibung geben müsse, so Gassen zu t-online.

"Das würde Praxen wirklich entlasten"

"Möglich wäre eine Regelung auf Vertrauensbasis: Für die ersten drei Krankheitstage könnten sich Arbeitnehmer informell krankmelden, erst ab dem vierten Krankheitstag würde ein ärztliches Attest nötig. Das würde Praxen wirklich entlasten."

Ob eine Lohnfortzahlung am ersten Tag gewährleistet sein soll oder nicht, sei zudem keine medizinische, sondern eine politische Frage. "Auch wenn die Zahl der Krankheitstage im internationalen Vergleich hoch sein mag, spricht das nicht dafür, dass die Deutschen automatisch ein Volk von Blaumachern sind, zumal die Zahlen einzelner Länder nicht immer vergleichbar sind."

"Ganz klar: Wer krank ist, ist krank," so Gassen weiter. Wer bei einer Erkrankung sich oder andere durch den Gang zur Arbeit gefährden würde, solle zu Hause bleiben. Natürlich gebe es auch Arbeitnehmer, die "blaumachen". "Das ist aber nicht die Regel – und man sollte hier keine pauschale Misstrauenskultur gegenüber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern schüren."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • handelsblatt.com: "Allianz-Vorstandschef Bäte ist offen für höhere Erbschaftsteuer" (08.01.2025)
  • Interview mit Andreas Gassen
  • Mit Material von dpa und AFP

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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