Schockierendes Geständnis Rugby-Star kann sich an kein einziges Spiel erinnern

Auf dem Rugbyfeld war er eine Ikone. Nun spricht Sébastien Chabal über seine dramatischen Gedächtnisverluste.
Sein markanter Bart ist noch da – etwas länger als früher und von grauen Strähnen durchzogen. Auch das Haar trägt Sébastien Chabal weiterhin lang. Vor Jahren stand er für Härte wie kaum ein anderer. "Anästhesist" nannten sie ihn, weil seine Tacklings Gegner reihenweise zu Boden schickten – oft bewusstlos. Nun spricht der 47-Jährige in einem Interview mit dem YouTube-Kanal Legend über das, was davon geblieben ist: nichts.
Er habe keine Erinnerung mehr, sagt Chabal – nicht an seine Spiele, nicht an die Hymnen vor dem Anpfiff. Und auch nicht an den Moment, als seine Tochter geboren wurde. "Es ist wahr, ich habe keine Erinnerung mehr – und wenn ich sage keine, dann meine ich keine", so der frühere französische Nationalspieler.
Ein Leben zwischen Ruhm und Risiko
Chabal stand 62-mal für Frankreich auf dem Platz. Mit 1,91 Metern und 120 Kilogramm galt er als Inbegriff körperlicher Dominanz im Rugby. Die Marseillaise sang er stets laut mit, wurde durch seine Auftritte zur nationalen Figur – besonders im rugbyverrückten Südwesten des Landes. Unternehmen engagierten ihn für Werbekampagnen, im Pariser Wachsfigurenkabinett Musée Grévin steht eine Wachsfigur von ihm.
Doch Ruhm und Risiko lagen bei Chabal stets nah beieinander. Die vielen Stöße gegen den Kopf seien wohl die Ursache für seine Amnesie, vermutet er. Sein Körper trägt Spuren der Karriere: verknorpelte Ohren, tiefe Stimme – und der Gedächtnisverlust.
Die Debatte nimmt Fahrt auf
Nach dem Interview war das Thema in den französischen Abendnachrichten präsent. Seither läuft eine Diskussion über die Risiken des Rugbysports. Kritiker warnen seit Langem vor den Folgen ständiger Kollisionen: Kopf gegen Schulter, Knie gegen Schädel, Kopf gegen Kopf. Neurologen erklären, dass auch kleinere Erschütterungen das Gehirn langfristig verändern können.
Gleichzeitig betonen Verteidiger der Rugbywelt, dass sich seit Chabals Karriereende viel verändert habe. Es gebe heute mehr Schutzmaßnahmen und Sicherheitsprotokolle sowie verpflichtenden Kopfschutz. Vergleiche mit Boxen, Eishockey oder American Football sollen relativieren. Doch Chabals Geschichte könnte das Bild des Sports beschädigen – und Eltern davon abhalten, ihre Kinder Rugby spielen zu lassen.
Ein Tabu gerät ins Wanken
Chabal ist nicht der Einzige, der über Spätfolgen berichtet. Auch andere Ex-Profis leiden an früher Demenz oder merklichen Verhaltensänderungen. Viele schweigen aus Scham. Dass ein so prominenter Name nun offen spricht, könnte etwas verändern. Chabal arbeitet inzwischen als TV-Kommentator und hat mit seiner Offenheit womöglich eine Tür geöffnet.
Ob er sich bereits von einem Spezialisten habe untersuchen lassen, wurde er gefragt. Seine Antwort: "Nein, wozu auch, das Gedächtnis kommt ohnehin nicht zurück."
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