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Essen im Krankenhaus: Experten warnen vor 50.000 vermeidbaren Toten


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Experten schlagen Alarm
Mehr als 50.000 Todesfälle durch miserables Krankenhausessen?


11.12.2024 - 12:11 UhrLesedauer: 2 Min.
Krankenhausessen: Die Qualität lässt oft zu wünschen übrig.Vergrößern des Bildes
Krankenhausessen: Die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. (Quelle: IMAGO/Martin Wagner/imago-images-bilder)
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Es ist eine der Standardklagen von Krankenhauspatienten: Das Essen ist häufig schlecht. Studien geben Einblicke, was dahintersteckt und wie gefährlich das werden kann.

Mehr als 17 Millionen stationäre Behandlungsfälle wurden 2023 in deutschen Krankenhäusern gezählt. Viele Patienten beschweren sich danach vor allem über eins: die Klinik-Verköstigung.

Dass nicht nur als unterschiedliche Geschmäcker hinter den Beschwerden stecken und diese Ernährungsform auch ernste Folgen haben kann, erklärten Fachleute kürzlich auf der "Malnutrition Awareness Week". Sie soll ein Bewusstsein für Mangelernährung auch in den reichen Industrieländern schaffen. Die Aussagen der Experten sind alarmierend: Demnach würde eine gesunde Krankenhauskost zu bis zu 15 Prozent weniger Krankheitskomplikationen führen. Und sogar 27 Prozent der Todesfälle in den Kliniken wären vermeidbar. Das ergab eine Studie aus der Schweiz.

Mehr Komplikationen und mehr Todesfälle durch schlechtes Essen

Das große Problem: die Mangelernährung. Oftmals kommen die Patienten bereits mangelernährt ins Krankenhaus. Heißt: Ihnen fehlt es an bestimmten Nährstoffen, Kalorien, Eiweiß oder auch Vitaminen. Einige Kliniken überprüfen ihre Patienten bei der Einlieferung auf diese Defizite. Geschätzt wird, dass 25 Prozent der Patienten einen solchen Mangel zeigen.

In der Schweizer Studie bekamen 2.000 Krankenhauspatienten mit Anzeichen einer Mangelernährung entweder die übliche Krankenhauskost oder eine Extra-Ernährung speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten – im Verhältnis 50:50.

Nach 30 Tagen zeigte sich: Bei 272 der Patienten mit Standardkost kam es zu Krankheitskomplikationen, in der anderen Gruppe waren es nur 232 Patienten – also 15 Prozent weniger. Noch dramatischer: In der normalen Kostgruppe starben 100 Patienten, unter den extra Ernährten waren es nur 73 – also fast ein Drittel weniger.

Experte: 50.000 vermeidbare Tote

Im Wissenschaftsmagazin "Medscape" warnt Matthias Pirlich, Ernährungsmediziner und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM): "Über 50.000 Todesfälle im Jahr im Krankenhaus wären vermeidbar mit einer einfachen Maßnahme – der guten, bedarfsgerechten Ernährung."

Was verhindert die gesündere Ernährung in den Kliniken? Ganz klar: die Finanzen. Die durchschnittlichen Ausgaben für die Verpflegung eines Patienten belaufen sich auf gerade mal fünf bis sechs Euro pro Tag. Zum Vergleich: Im Bürgergeld ist ein Satz von 6,42 Euro für Ernährung pro Erwachsenem und pro Tag vorgesehen. Und schon hier mahnen Experten, eine gesunde Ernährung wäre damit nicht finanzierbar.

Weniger Budget als im Bürgergeld

Um Geld zu sparen, wird daher häufig auf billige Alternativen zu gesunden und frischen Lebensmittel zurückgegriffen. Das Problem: "Eine tierlastige Ernährung ist aktuell leider häufig billiger als eine eher vegetarische Ernährung mit frischem, regionalem und nachhaltigem Obst und Gemüse." Das berichtet DGEM-Präsident Gert Bischoff. Die Krankenhäuser würden gerne hochwertigere Produkte anbieten, aber dafür stehe leider kein Geld zur Verfügung, betont er.

Das Problem der gestiegenen Inflation schlägt hier auch zu Buche. Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen, Friedrich München, fordert, dass die inflationsbedingten Kostensteigerungen auch im Bereich der Essensversorgung zu 100 Prozent von den Krankenkassen erstattet werden sollten. "Wir haben im letzten Jahr erhebliche Kostensteigerungen erlebt. Die Essenszubereitung ist sehr energieintensiv und auch die Grundnahrungsmittel sind erheblich teurer geworden." Diese Kosten seien, so München, in der Höhe nicht refinanziert.

Regierung sieht Krankenhäuser in der Pflicht

Bereits 2022 hatten Ärzte in einem offenen Brief an Ernährungsminister Özdemir (Grüne) und Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) um ein adäquates Verpflegungsbudget gebeten. Die Bundesregierung sieht jedoch die Krankenhäuser in der Pflicht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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