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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studie enthüllt Multivitamin-Präparate schaden offenbar mehr, als sie nutzen
Multivitaminpräparate sollen gesund halten und das Leben verlängern. Doch sie scheinen eher rausgeworfenes Geld zu sein.
Drei von vier Deutschen nehmen Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Am weitesten verbreitet sind dabei Vitaminpräparate. Doch was das Leben eigentlich gesünder und länger machen soll, könnte gar keinen Effekt haben oder sogar das Gegenteil bewirken.
Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte US-Studie. Forscher des National Institute of Health in Rockville, Maryland, untersuchten, ob und wie sich die tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten auf das Sterberisiko auswirkt.
Die Studie fußt auf den Daten von über 390.000 Probanden ohne eine Vorgeschichte von Krebs oder anderen chronischen Krankheiten. Sie machten Angaben zu ihrem täglichen Konsum von Multivitaminpräparaten. Der Beobachtungszeitraum betrug 20 Jahre.
Keine Hinweise auf höhere Lebenserwartung
In dieser Zeit verstarb knapp die Hälfte der Teilnehmer (164.762). Rein statistisch ergab sich: Diejenigen, die jeden Tag Multivitaminpräparate zu sich nahmen, hatten ein um vier Prozent erhöhtes Sterberisiko. Bei ihnen war auch das Risiko für die Haupttodesursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs um vier Prozent erhöht.
Studienleiterin Erikka Loftfield fasst zusammen: "Wir fanden keine Hinweise darauf, dass gesunde Erwachsene, die regelmäßig Multivitaminpräparate einnehmen, eine höhere Lebenserwartung haben."
Schon 2022 keine Ergebnisse
Bereits im Jahr 2022 beschäftigte sich eine Studienauswertung der US Preventive Services Task Force mit den Auswirkungen der Einnahme von Multivitaminpräparaten auf die Entstehung von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Schon damals kam man zu dem Ergebnis, dass es keine ausreichende Evidenz gebe, um dies zu beurteilen und ein Nutzen-Risiko-Verhältnis zu ermitteln.
Die Forscher der aktuellen Studie weisen jedoch darauf hin, dass es wichtig sei, die Einnahme von Multivitaminpräparaten und das Sterberisiko in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu bewerten, beispielsweise bei Personen mit nachgewiesenen Nährstoffmängeln.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Jama Network: "Multivitamin Use and Mortality Risk in 3 Prospective US Cohorts" (26.06.2024, englisch)
- nih.de: "For healthy adults, taking multivitamins daily is not associated with a lower risk of death" (26.06.2024, englisch)
- Pharmazeutische Zeitung: "Schaden Multivitamine mehr als sie nützen?" (3.07.2024)
- medscape: "Jeder Dritte schluckt dauerhaft Multivitamin-Pillen – doch wer Supplemente nimmt, hat eher ein erhöhtes Mortalitätsrisiko" (4.07.2024)
- US Preventive Seervice Task Force: "Vitamin, Mineral, and Multivitamin Supplementation to Prevent Cardiovascular Disease and Cancer: Preventive Medication" (21.06.2022, englisch)
- Statista: "Wie verbreitet sind Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland?" (20.11.2023)