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Corona vor Weihnachten: Sind Reinfektionen ein Grund zur Sorge?


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Virologe über die aktuelle Lage
Sind Corona-Reinfektionen ein Grund zur Sorge?

  • Melanie Rannow
InterviewVon Melanie Rannow

Aktualisiert am 21.12.2023Lesedauer: 3 Min.
Corona-positiv zu Weihnachten: Das Virus wird uns jetzt immer begleiten.Vergrößern des Bildes
Corona-positiv zu Weihnachten: Das Virus wird uns jetzt immer begleiten. (Quelle: Michael Bihlmayer/imago-images-bilder)
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Fast neun Millionen Deutsche liegen kurz vor Weihnachten mit einer Infektion der Atemwege flach. Welche Rolle das Coronavirus dabei spielt.

Kurz vor den Feiertagen steigen die Zahlen akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland weiter an. Aktuell seien fast neun Millionen Menschen von Corona, Grippe oder der Respiratorischen Synzytial-Virus-Infektion (RSV) betroffen, heißt es vom Robert Koch-Institut (RKI). Das sind eine Million mehr als noch in der Vorwoche.

Derzeit seien vor allem weiterhin das Coronavirus sowie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und diverse Influenzaviren für das Infektionsgeschehen in Deutschland verantwortlich, heißt es in dem aktuellen RKI-Bericht. Welche Rolle spielen Reinfektionen und Impfungen dabei? Worauf müssen wir achten? t-online fragte den Mediziner Alexander Dalpke.

t-online: Erkältungen, Grippe und Corona-Infektionen: Wir erleben gerade eine starke Infektionswelle in Deutschland. Viele Menschen werden an Weihnachten krank sein. Glauben Sie, dass die Fallzahlen nach den Feiertagen umso mehr steigen?

Alexander Dalpke: Das lässt sich nicht vorhersagen. Wir haben jetzt natürlich vermehrt Reisetätigkeiten und Kontakte. Das kann dazu beitragen, dass sich diese Erkrankungen der Atemwege, die alle über infektiöse Tröpfchen übertragen werden, weiter ausbreiten.

Warum kommt es zu Reinfektionen mit dem Coronavirus?

Infektionen mit dem Coronavirus sind – wie auch mit Rhinoviren, Influenzaviren oder anderen Coronaviren – respiratorische Tröpfcheninfektionen, gegen die das Immunsystem nach durchlaufener Infektion keinen dauerhaften Immunschutz zeigt. Deshalb kann man sich mit diesen verschiedenen respiratorischen Viren immer wieder infizieren.

Prof. Dr. Alexander Dalpke
(Quelle: Alexander Dalpke)

Zur Person

Prof. Dr. Alexander Dalpke ist Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Zentrums für Infektiologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Welche Rolle spielen da die Impfungen? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat erst kürzlich dazu aufgerufen, dass sich Risikogruppen impfen lassen sollten.

Die Impfung führt dazu, dass der Immunschutz gegen die symptomatische Infektion kurzfristig verstärkt wird. Das verringert das Risiko deutlich, sich zu infizieren. Aber dieser Schutz hält allenfalls wenige Monate an. Mehrfach Geimpfte haben darüber hinaus auch einen Schutz gegen schwere Infektionsverläufe und dieser hält länger an. Er bedarf also keiner kurzfristigen Auffrischung.

Das heißt, mit einer kurzfristigen Auffrischungsimpfung kann man sich auch nur kurzfristig gegen die akute Sars-CoV2-Infektion schützen. Der Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe wird beim Gesunden sonst durch die Grundimmunisierung bereits erreicht. Die Stiko empfiehlt die Auffrischungsimpfungen daher ausschließlich Älteren und Vorerkrankten mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf.

Verlaufen wiederholte Infektionen mit Sars-CoV-2 in der Regel milder? Oder besteht sogar die Gefahr eines schwereren Verlaufs?

Schwere Fälle wird es immer geben. Doch grundsätzlich gilt: Das Immunsystem lernt immer besser mit dem Erreger umzugehen und schwere Infektionen abzuwenden. Bei der aktuellen Krankheitswelle sehen wir, dass Reinfektionen in den meisten Fällen milder verlaufen. Das gilt auch für Risikopersonen wie ältere oder immungeschwächte Menschen.

Steigt mit einer erneuten Infektion auch das Risiko für Long-Covid?

Nein, davon ist nicht auszugehen. Die Forschungen dazu laufen noch, aber nach bisheriger Erkenntnis nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Long-Covid oder Post-Covid zu erkranken, mit wiederholten Infektionen nicht zu. Denn durch jede neue Infektion wird das Immunsystem wieder etwas aktiviert, und das kann dabei helfen, Folgeerkrankungen besser abzuwehren.

Spielt auch die Veranlagung eine Rolle, wer schwerer an Corona erkrankt?

Auch hier ist noch mehr Forschung nötig. Es gibt definitiv nicht die eine "einzige" Veranlagung, die dazu führt, dass Menschen besonders schwer an Corona erkranken. Genetische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass bestimmte Genvarianten eher mit einem schweren Verlauf zusammenhängen. Das sind jedoch sehr seltene Genvarianten.

Neben der Impfung für Risikogruppen: Wie kann ich ohne Corona-Infektion durch die letzten Tage des Jahres kommen?

Hier gilt, was wir während der Pandemie gelernt haben: Wichtig ist vor allem die allgemeine Hygieneempfehlung, da die Infektion über Tröpfchen übertragen wird. Natürlich spielt auch die Anzahl der Kontakte eine Rolle.

Info: Hygieneempfehlungen

1. Niesen oder husten Sie in die Armbeuge oder in ein Taschentuch – und entsorgen Sie das Taschentuch anschließend in einem Mülleimer mit Deckel.
2. Halten Sie die Hände vom Gesicht fern – vermeiden Sie es, mit den Händen Mund, Augen oder Nase zu berühren.
3. Halten Sie ausreichend Abstand zu Menschen, die Husten, Schnupfen oder Fieber haben.
4. Waschen Sie regelmäßig und ausreichend lange (mindestens 20 Sekunden) Ihre Hände mit Wasser und Seife – insbesondere nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten.

Und sind jetzt auch Masken wieder sinnvoll?

Im Moment kann es für bestimmte Personen wieder sinnvoll sein, eine Maske zu tragen. Dazu gehören etwa Menschen, die eine Immunsuppression haben, oder Ältere. Auch im überfüllten Nahverkehr oder bei Menschenansammlungen können Masken das Ansteckungsrisiko senken.

Info: Immunsuppression

Bei einer Immunsuppression oder Immunschwäche wird das körpereigene Abwehrsystem, das Immunsystem, unterdrückt, also supprimiert. Das kann etwa gezielt mit Medikamenten erreicht werden oder ungewollt als Folge bestimmter Erkrankungen.

Ist Corona künftig gleichzusetzen mit anderen Atemwegsinfektionen?

Das Coronavirus reiht sich nun bei den akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) ein. Es ist zu erwarten, dass sich – wie bei Rhino- und Influenzaviren – eine Saisonalität einstellt. Dann werden sich die Erkrankungen von Spätherbst bis Frühjahr häufen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Prof. Dr. Alexander Dalpke
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