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Multiple Sklerose: So macht sich die Erkrankung bemerkbar


Krankheit der 1.000 Gesichter
So macht sich Multiple Sklerose bemerkbar

Von t-online, lk, ag

Aktualisiert am 10.05.2023Lesedauer: 4 Min.
MRT-Bild einer Multiplen Sklerose im GehirnVergrößern des Bildes
Bild einer Magnetresonanztomographie des Gehirns: Eine MRT-Aufnahme ist Teil des Diagnoseverfahrens für Multiple Sklerose. (Quelle: sudok1/getty-images-bilder)

Ein Kribbeln in Beinen und Händen und Sehstörungen können Hinweise auf Multiple Sklerose (MS) sein. Doch es gibt noch weitere Warnsignale der Nervenkrankheit.

Lesen Sie hier, welche Symptome für Multiple Sklerose typisch sind und die Krankheit verläuft.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Mehr als 200.000 Menschen sind in Deutschland betroffen. Die auftretenden Symptome können ganz unterschiedlich sein – je nachdem, welche Areale von der chronischen Entzündung betroffen sind. MS wird daher auch als die Krankheit der 1.000 Gesichter bezeichnet. Die Vielfalt der Symptome, von denen einige eher unspezifisch sind, erschwert die Diagnose. Manchmal dauert es mehrere Jahre, bis eindeutig feststeht, dass ein Patient MS hat. Zuständig ist der Neurologe.

Noch ist die Ursache von MS unklar. Nach Angaben des "Kompetenznetzes Multiple Sklerose" sprechen jedoch viele untersuchte Fälle dafür, dass eine Autoimmunerkrankung Auslöser für MS ist. Körpereigene Immunabwehrzellen greifen das Gehirn und Rückenmark an.

Erste Symptome von Multipler Sklerose

Meist beginnt Multiple Sklerose mit Empfindungsstörungen an Armen und Beinen. Machen sich beispielsweise taube Füße oder Kribbeln in Händen und Beinen bemerkbar, kann dies ein erstes Indiz für den Beginn der entzündlichen Nervenerkrankung sein.

Ähnlich häufig kommt es zu Beginn der Multiplen Sklerose zu:

  • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
  • schwankendem Gang und Stolpern
  • Schwindel
  • Kraftlosigkeit
  • Darmentleerungsstörungen
  • Lähmungserscheinungen (Spastik)
  • Muskelsteifigkeit

Weitere Anzeichen sind Sehstörungen: Im Zentrum des Blickfeldes eines Auges kann es zu einem Sehausfall kommen oder der Blick wird nur getrübt, wie bei leichtem Nebel vor einem Auge. Dahinter steckt meist eine Entzündung der Sehnerven (Optikusneuritis). Auch Doppelbilder zählen zur Symptomatik. Bei Multipler Sklerose kann es auch zu Blasenentleerungsstörungen oder undeutlicher Sprechweise kommen.

Experten sprechen auch von sogenannten "unsichtbaren" Symptomen, die auftreten können. Dazu gehören sexuelle Störungen wie verminderte Empfindungsfähigkeiten und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Sie können das Nervenleiden auch an einer unnatürlichen Überempfindlichkeit an verschiedenen Körperstellen erkennen. Des Weiteren treten auch schwere und anhaltende Müdigkeit (die sogenannte Fatigue) oder Depressionen auf.

Ist Multiple Sklerose vererbbar?

Im Gegensatz zu einer klassischen Erbkrankheit, die auf Veränderungen eines oder mehrerer spezieller Gene des Immunsystems zurückzuführen sind, zählt Multiple Sklerose zu den multifaktoriellen Erkrankungen. Sie entstehen durch genetische Veränderungen im Zusammenspiel mit Umwelteinflüssen sowie der Lebensführung.

Allerdings berichtet in der medizinischen Praxis ungefähr jeder fünfte MS-Betroffene von blutsverwandten Angehörigen, die ebenfalls an Multipler Sklerose erkrankt waren oder sind. Die genetischen Ursachen dafür sind nicht eindeutig geklärt. Das relative Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken, ist bei Kindern eines MS erkrankten Elternteils – im Vergleich zur regionalen Bevölkerung – nur geringfügig erhöht. Frauen leiden häufiger unter Multipler Sklerose. Woran das liegt, ist ebenfalls noch nicht geklärt.

Auch verschiedene Viren und Bakterien, etwa ein Herpeserreger, stehen im Verdacht, Auslöser für die Nervenerkrankung zu sein.

Um die Ursachen der Multiplen Sklerose zu klären, wird weltweit geforscht. Es gibt internationale MS-Gesellschaften, welche die Forschungsarbeiten unterstützen.

Krankheitsverlauf bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose ist eine Erkrankung, die meist schubförmig verläuft. Dabei können neu auftretende Symptome auch wieder vollständig verschwinden. Andererseits ist es aber auch möglich, dass sich die Beschwerden immer weiter verschlimmern, bis die entzündliche Nervenerkrankung zu einer zunehmenden Behinderung führt.

Mögliche Symptome eines späteren Stadiums der MS sind:

  • Gangstörungen unterschiedlichen Grades (Spastiken)
  • komplette Lähmung von Gliedmaßen
  • Blasenentleerungsstörungen
  • verstärkte Sehstörungen
  • vorübergehende Blindheit

Kognitive Störungen bei Multipler Sklerose

Unter kognitiven Einschränkungen leiden nach aktuellen Erhebungen des deutsche MS-Registers rund 40 Prozent der MS-Erkrankten. Beschwerden können frühzeitig im Krankheitsverlauf und auch bei Patienten ohne schwerwiegende körperliche Beeinträchtigung auftreten.

Kognition:
Die Kognition (lateinisch cognoscere: erkennen, wahrnehmen) umfasst die Fähigkeiten zum Denken und Fühlen, etwa Aufmerksamkeit, Erinnerung und Urteilsvermögen. Bei Multipler Sklerose können die kognitiven Funktionen/Fähigkeiten durch die Hirnschäden beeinträchtigt werden.

  • kognitive Verlangsamung (Einschränkung in der Geschwindigkeit und Informationsverarbeitung)
  • Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme
  • Beinträchtigungen sogenannter exekutiver Funktionen (zum Beispiel eingeschränktes Multitasking, fehlende mentale Flexibilität).
  • Eischränkungen im Bereich Rechenfähigkeit, Planen, Probleme lösen und Urteilsbildung

Zwar werden auch die kognitiven Funktionen von der Krankheit beeinflusst, dennoch sind die meisten Patienten trotz schwerer körperlicher Behinderungen geistig für lange Zeit eher nicht beeinträchtigt.

Therapie bei Multipler Sklerose

MS ist nicht heilbar. Durch verschiedene Therapieansätze ist es aber möglich, die Lebensqualität der betroffenen Person zu verbessern und die Selbstständigkeit zu erhalten. Die Behandlungsform muss aber je nach Krankheitsgeschichte angepasst und individualisiert werden, denn MS tritt in verschiedensten Verlaufsformen auf.

Da Multiple Sklerose in Schüben auftritt, gibt es für genau diese Schübe Akutbehandlungen. Um die Symptome zu lindern, werden Kortisonpräparate verschrieben, durch die das Immunsystem unterstützt wird.

Die Behandlung der Multiplen Sklerose basiert nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) vor allem auf drei Säulen:

  • die Therapie des akuten Schubs (Schubtherapie). Mittels Kortison oder Plasmapherese (eine Art Blutwäsche) werden akute Entzündungsseaktionen gehemmt.
  • die verlaufsmodifizierende Therapie (Basistherapie, langfristige Immuntherapie). Durch sie soll die beschwerdefreie/-arme Zeit verlängert werden.
  • die symptomatische Therapie, ergänzt um Rehabilitationsverfahren. Ziel ist es, Symptome und Beschwerden wie Muskelverkrampfungen, Schmerzen, Balsenfunktionsstörungen und andere zu lindern.

Die verschiedenen Therapieformen können auch kombiniert zum Einsatz kommen und werden individuell angepasst. Das hängt unter anderem vom Alter, Geschlecht und dem individuellen Krankheitsbild des jeweiligen Patienten ab. Neben der medikamentösen Therapie wird MS auch mit nicht-medikamentösen Verfahren behandelt, etwa mit Physiotherapie, Logopädie oder Psychotherapie.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
  • Kompetenznetz Multiple Sklerose
  • Deutsches Ärzteblatt
  • Eigene Recherchen
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