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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Forscher schlagen Alarm Viren in Käse gefunden

Seit einigen Jahren wütet die Vogelgrippe. Nun haben Forscher eine bedrohliche Entdeckung gemacht – in Käse.
H5N1 ist der wissenschaftliche Name für die Vogelgrippe, die – wie der Name schon sagt – zunächst bei Vögeln auftrat. Seit einigen Jahren überspringt das Virus jedoch immer mehr Arten und wurde unter anderem bereits in Füchsen, Nerzen, Seelöwen und Katzen nachgewiesen – allesamt Säugetiere.
Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Übersprung des Virus auf Rinderherden in den USA im Frühjahr 2024. Ende des vergangenen Jahres betonte der Virologe Alexander Kekulé im Interview mit t-online: "Die Amerikaner tun viel zu wenig, um die Ausbreitung einzudämmen. Die Farmer und die Milchindustrie verweigern sogar die Probennahmen durch die Überwachungsbehörden, da wirkt die Spaltung der Gesellschaft wegen der Corona-Maßnahmen noch nach. Profit geht hier offenbar vor Sicherheit. Spuren des H5N1-Virus werden in den USA bereits regelmäßig in handelsüblicher Milch gefunden. Dass ein technologisch hoch entwickeltes Land das nicht in den Griff bekommt, ist inakzeptabel."
Nach Eiern nun Käse
Das Problem: Das Virus könnte nicht erst in der Zukunft auch für Menschen zu einem Problem werden. Mehr dazu lesen Sie hier. Es führt bereits heute zur Knappheit von Eiern, da durch die Ausbrüche in Geflügelbetrieben zahllose Legehennen gekeult werden mussten. Nun droht die nächste Lebensmittelkrise infolge der Vogelgrippe. US-Forscher konnten nachweisen, dass das Virus in Rohmilchkäse monatelang infektiös bleibt und damit ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellen könnte.

Rohmilchkäseherstellung
Rohmilchkäse wird aus unbehandelter Milch sowohl von Kühen als auch von Schafen, Büffeln und Ziegen hergestellt, die nicht wärmebehandelt oder pasteurisiert wurde. Typische Sorten sind Camembert, Feta, Raclette, Tilsiter und Roquefort sowie Bergkäse, Allgäuer Emmentaler, Parmesan und Le Gruyère.
Eine Reifezeit von mindestens 60 Tagen soll eigentlich verhindern, dass Krankheitserreger in Rohmilchkäse überdauern. Doch offenbar reicht diese Vorschrift nicht aus, um das Vogelgrippevirus im Käse zu eliminieren. Die Forscher fanden heraus, dass der Erreger während der gesamten Reifezeit überlebte – insbesondere bei weniger sauren Käsesorten. Sie produzierten dazu verschiedene Käse selbst und stellten fest, dass das Virus in weniger sauren Arten durchgehend infektiös blieb.
Besser pasteurisierte Milchprodukte
"Der Protein- und Fettgehalt im Käse und in der Milch bietet dem Virus ein gutes Umfeld, um bei Kühlschranktemperatur zu überleben", sagte der Studienautor Diego Diel bei "CNN". Das bestätigte auch die Auswertung von Rohmilchkäseproben eines Bauernhofs, der den Käse versehentlich mit Milch von mit Vogelgrippe infizierten Kühen hergestellt hatte. Auch hier war die Viruskonzentration nach zwei Monaten hoch und das Virus infektiös.
Allerdings gibt es bislang keine bestätigten Fälle, in denen Menschen sich durch den Verzehr von Rohmilchkäse mit H5N1 infiziert haben. Einige Landarbeiter steckten sich allerdings durch den Kontakt zu kontaminierter Milch an.
Experten raten zu pasteurisierten Milchprodukten. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Pasteurisierung das Vogelgrippevirus sicher abtötet.
- biorxiv.org: "Stability of influenza A H5N1 virus in raw milk cheese" (englisch)
- CNN: "H5N1 bird flu virus is infectious in raw milk cheese for months, posing risk to public health, study shows" (englisch)
- scrippsnews.com: "Study finds cheese made with raw milk may contain active bird flu virus" (englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.