Bauboom Holz wird knapp und teuer – aus diesen Gründen
Wer zurzeit in den Baumarkt geht, und Holz kaufen will, könnte sich über gestiegene Preise wundern. Das hat mehrere Gründe – und Auswirkungen für viele Betriebe.
Zurzeit überschlagen sich die Meldungen, welche Produkte knapp und teurer werden. Letztens war es die Paprika, das Toilettenpapier oder Gartenbedarf. Erst jüngst berichtete t-online von Engpässen bei Plastikverpackungen.
Auch bei einem wichtigen Rohstoff für die Baubranche gibt es zurzeit Lieferengpässe: Holz.
"Wir sehen zurzeit eine spürbare Verknappung an Schnittholz und bestimmten Holzprodukten. Deshalb haben die Preise wie bei anderen Bauprodukten zuletzt stark angezogen", sagte Denny Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der deutschen Holzindustrie (HDH), zu t-online.
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Das sind die Gründe für die Holz-Knappheit
Es gibt mehrere Gründe für die Schnittholz-Knappheit. Zum einen exportierten viele europäische Schnittholzhersteller in die USA, nachdem Donald Trump die Zölle auf Schnittholzimporte aus Kanada stark angehoben hat, erklärt Ohnesorge. Die Zölle sind zwar mittlerweile wieder reduziert – aber nicht vollständig.
Zum anderen sei die Nachfrage aus dem In- und Ausland besonders groß, so Ohnesorge. Das belegt auch die Statistik: Im Corona-Jahr 2020 exportierte Deutschland rund 12,7 Millionen Kubikmeter, das waren 42,6 Prozent mehr als 2019.
Gut die Hälfte davon ging nach China, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die Konjunktur in Asien zieht schneller an als hier, was die Nachfrage antreibt – und den Handel durcheinanderwirbelt.
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Doch die USA spiele hier ebenfalls eine wichtige Rolle, so Ohnesorge. Denn auch dort zog die Nachfrage an. "Das billionenschwere Konjunkturpaket von Joe Biden treibt den Bau von Häusern an. Viel wird aus Deutschland exportiert", erklärt der Verbandschef. "Doch auch hierzulande zieht der Bedarf an. Denn viele Menschen widmen sich ihren Eigenheimen, weil Urlaub nicht möglich ist."
Betrieben drohen Verluste
Die Folgen dieser Entwicklung bekommen vor allem Dachdecker, Tischler und andere Handwerksbetriebe zu spüren. Viele Firmen würden ausgebremst, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer dem "Münchner Merkur".
Die Entwicklung stelle viele Bau- und Ausbau-Gewerke "vor enorme Probleme". Zwischen den kurzfristig stark gestiegenen Preisen und der ursprünglichen Preiskalkulation klaffe bei vielen Betrieben "jetzt häufig ein großes Loch", betonte Wollseifer. "Wenn die Betriebe den Vertrag dann ohne Preisanpassung erfüllen müssen, machen sie faktisch Verluste."
Rückmeldungen aus den Mitgliedsbetrieben zeigten, dass die Entwicklung für nicht wenige Betriebe inzwischen zu einem existenziellen Problem geworden sei. "Erste Betriebe haben bereits Kurzarbeit angemeldet, weil das Material nicht zu beschaffen war", so Wollseifer. An einigen Baustellen drohe wegen Materialmangels inzwischen gar ein Baustopp.
Forderung nach Exportbeschränkungen
"Sollte sich die Lage unserer Betriebe weiter verschärfen, sollten angesichts der wirklich sehr angespannten Situation zumindest interimsmäßig Exportbeschränkungen angedacht werden", sagte Wollseifer.
Auch Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) plädierte für zeitweise Exportbeschränkungen – als Ultima Ratio. "Wenn wichtige Rohstoffe hier benötigt werden, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie auch hier verfügbar sind."
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) erteilte solchen Forderungen dagegen eine Absage. "Exportbeschränkungen sind in aller Regel nicht das geeignete Mittel, um Knappheiten zu beheben", erklärte das BMWi am Montag. "Vielmehr kommt es in der Regel zu Marktanpassungen, wie einer Ausweitung des Angebots, Substitutionen und Ähnlichem." Das Ministerium hat die Preisentwicklung eigenen Angaben nach im Blick und ist auch mit der Branche hierzu im Austausch.
"Höhepunkt ist durchschritten"
Dass die Preise kurzzeitig weiter steigen werden, ist wahrscheinlich. Auf mittlere Sicht werde sich die Liefersituation aber wieder beruhigen, so Verbandschef Ohnesorge. "Der Höhepunkt ist aber durchschritten."
Er gehe davon aus, "dass sich die Lage im Laufe der nächsten Monate entspannen wird. Panikkäufe jetzt sind daher nicht angebracht – und verschärfen die Situation nur noch", sagte er.
"Wir können alle Marktpartner nur zur Besonnenheit aufrufen. Dann könnte eine Beruhigung dieser Situation schon bald folgen."
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Denny Ohnesorge
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP