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Experte im Gespräch: "Elon Musk scheitert am deutschen Beamtentum"


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Neue Tesla-Fabrik
"Elon Musk scheitert am deutschen Beamtentum"

InterviewVon Mauritius Kloft

03.05.2021Lesedauer: 3 Min.
"Technoking" Elon Musk: Der E-Autopionier baut eine riesige Tesla-Fabrik in Brandenburg.Vergrößern des Bildes
"Technoking" Elon Musk: Der E-Autopionier baut eine riesige Tesla-Fabrik in Brandenburg. (Quelle: HANNIBAL HANSCHKE/POOL/AFP/getty-images-bilder)
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Eigentlich sollte die Produktion im neuen Tesla-Werk bei Berlin bereits im Sommer starten. Daraus wird nun nichts. Analyst Jürgen Pieper verteidigt Musk im Interview – und erklärt, für wen die Tesla-Aktie noch etwas ist.

In Grünheide bei Berlin baut Elon Musk, selbsternannter "Technoking" und Chef des größten E-Autobauers der Welt Tesla, eine riesige Fabrik, die "Giga-Factory". Hier sollte der erste Tesla-Wagen eigentlich bereits im Sommer 2021 vom Band rollen. Nun ist klar: Der Produktionsstart verschiebt sich.

Musk habe dem Team vor Ort offiziell ein halbes Jahr mehr Zeit gegeben, berichtete die "Automobilwoche" am Sonntag unter Berufung auf Unternehmenskreise – also bis Ende Januar 2022. Im jüngsten Quartalsbericht hieß es bereits, Tesla wolle mit der Produktion bis Ende 2021 beginnen.

Ein späterer Start hatte sich zuletzt angedeutet. Denn der Antrag zur Genehmigung des Vorhabens muss laut Landesumweltamt erneut öffentlich ausgelegt werden, weil Tesla auch den Bau einer Batteriefabrik in den bisherigen Antrag miteinbeziehen will.

t-online hat mit Jürgen Pieper, Autoanalyst beim privaten Bankhaus Metzler, gesprochen – über die Tesla-Pläne, die Aktie des Autoherstellers und über die Person "Elon Musk".

t-online: Herr Pieper, der Produktionsstart bei Tesla verzögert sich wahrscheinlich bis Anfang kommenden Jahres. Wie schlimm ist das für Musk?

Jürgen Pieper: Das ist ein kleines bis mittleres Problem. Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass Tesla nicht im Sommer mit der Produktion beginnen kann. Doch nun ist es fix: Elon Musk scheitert am deutschen Beamtentum – wenn auch nur vorübergehend.

Aber überraschend kommt das nicht. Schließlich war doch klar, dass er sich an die geltenden Regeln halten muss.

Ja, das stimmt. Diese typisch "amerikanische" Vorgehensweise passt eben nicht zur deutschen Bürokratie. Musks Pläne waren schlicht viel zu optimistisch. Es ist einfach ein skurriles Bild: Musk tritt wie ein Cowboy auf, der jetzt die Schranken aufgezeigt bekommt.

War die Idee einer Tesla-Fabrik in Deutschland also von vorneherein zum Scheitern verurteilt?

Nein, auf keinen Fall. Um gegen die deutsche Bürokratie zu kämpfen, braucht es einen solchen Unternehmergeist wie Musk ihn hat. Andere Hersteller hätten es sicher nicht geschafft, ein solches Werk in so kurzer Zeit aus dem Boden zu stampfen. Tatsächlich ist Tesla seit Jahren die erste ausländische Autofirma, die massiv in Deutschland investiert. Das schafft Arbeitsplätze und macht den Standort attraktiver. Schließlich sollen in Grünheide rund 40.000 Jobs entstehen. Klar, dass sich dort auch weitere Dienstleister ansiedeln.

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Nun will Musk noch eine Batteriefabrik errichten, gleich die weltgrößte soll es werden. Kann ihm das gelingen?

Sagen wir es mal so: Das Batteriegeschäft ist für E-Autobauer – und damit auch Tesla – enorm wichtig. Es ist nur konsequent von Musk, dass er in Deutschland Batterien für die Wagen produzieren möchte. Das wird ihm auch gelingen. Doch die weltgrößte wird es sicher nicht werden, schon gar nicht dauerhaft. Musk ist einfach ein Übertreiber, andere Hersteller wie VW ziehen nach. Musks Traumreise ist bald vorbei.

Wie meinen Sie das?

Zurzeit gibt es zwei Welten in der Autobranche: Die Tesla-Welt, in der Musk lebt, und die andere Welt, in der alle anderen Autohersteller agieren. Diese Welten nähern sich an – und in zwei bis drei Jahren stellt man Tesla neben VW oder Toyota und sieht keine Unterschiede mehr. Das Wettrennen wird Tesla verlieren.

Endet dann auch die Reise der Tesla-Aktie?

Rational betrachtet ist die Aktie sehr teuer und preist ein sehr optimistisches Szenario ein. Aber so schnell wird die Gemeinde der Tesla-Fans nicht aufgeben. Es ist praktisch schon eine Liebhaberaktie geworden, wie beispielsweise auch Ferrari.

Für wen ist die Aktie denn noch etwas?

Nun ja, Tesla-Fans und Enthusiasten können sie gerne kaufen. Aber man sollte solche Entscheidungen nicht blauäugig treffen. Ich rate vernünftigen Anlegern daher von einem Engagement ab.

Herr Pieper, vielen Dank für das Gespräch!

t-online weist ausdrücklich darauf hin, dass veröffentlichte Artikel keine Beratung ersetzen und keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren darstellen. Auf Finanzanalysen von Dritten hat t-online keinen Einfluss.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Jürgen Pieper
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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