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Wiedereröffnung der Friseure ab 1. März: "Anstieg der Preise ist unausweichlich"


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Wiedereröffnung in der Pandemie
Friseur: "Ein Anstieg der Preise ist unausweichlich"


Aktualisiert am 26.02.2021Lesedauer: 4 Min.
Friseurbesuch: Ab Montag ist das wieder möglich.Vergrößern des Bildes
Friseurbesuch: Ab Montag ist das wieder möglich. (Quelle: Christian Charisius/dpa)

Am 1. März dürfen die Friseure wieder aufmachen – unter strengen Auflagen. Drohen nun deshalb erneut steigende Preise? t-online hat nachgefragt.

Ein Ende des Lockdowns ist zwar nicht in Sicht, wohl aber der Lockdown-Frisur. Denn: 80.000 Friseure dürfen am 1. März wieder öffnen – unter strengen Hygienemaßnahmen.

Nach dem ersten Lockdown sind die Preise bereits gestiegen – im Mai um 5,4 Prozent im Vergleich zu Mai 2019. Der Grund: Der zusätzliche Aufwand der Friseurbetriebe für Hygiene und Infektionsschutz. Ziehen erneut die Preise für den Friseurbesuch an? t-online hat nachgefragt: Es zeigt sich ein geteiltes Bild.

"Wir erwarten coronabedingt keine höheren Preise"

Deutschlands größte Friseurkette Klier, die wegen Corona in finanzielle Schieflage geraten ist, versichert auf Nachfrage von t-online: "Die Preise werden zum 1. März nicht erhöht."

Auch der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks sieht keine neuerlichen Preissteigerungen. "Wir erwarten coronabedingt keine höheren Preise", sagt Jörg Müller, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, im Gespräch mit t-online. "Davon ausgenommen können natürlich individuelle Anpassungen sein" – etwa, wenn Mieten gestiegen seien.

Das heißt: Die Hygienemaßnahmen, die beim Friseurbesuch eingehalten werden müssen, sollen – nicht noch einmal – an die Kunden weitergereicht werden. Auch jetzt müssen Friseure Hygieneregeln beachten:

  • Mindestfläche von 10 Quadratmeter pro Person
  • Sicherheitsabstand von 1,5 Meter
  • Tragen einer medizinischen Maske
  • Ständiges Wechseln der Umhänge
  • Desinfizieren der Arbeitsflächen
  • Vorherige Terminvergabe

"Darüber hinaus können wir Getränke- oder Zeitschriftenservices nicht wie gewohnt anbieten", so Müller. Er resümiert: "Die Preise wurden vergangenes Jahr wegen der Hygienekonzepte angepasst, nochmals erhöhen sie sich in der Breite deshalb sicher nicht."

"Ein Anstieg der Preise ist unausweichlich"

Anders sieht das Jörn Lüdecke, Obermeister der Friseurinnung Chemnitz und Inhaber eines Friseursalons in Zschopau. "Ein Anstieg der Preise ist unausweichlich", sagte er im Gespräch mit t-online. Das habe gleich mehrere Gründe: So müssen in Sachsen Friseure einmal die Woche einen Schnelltest machen, was die Kosten steigere.

"Die Hygieneregeln sind jetzt strenger. Die 10-Quadratmeter-Regel sorgt etwa dafür, dass gerade in kleineren Salons weniger Kunden bedient werden können." Und es gelte außerdem: "Die Friseure waren wochenlang geschlossen, während die Kosten weiterliefen. Klar ist deshalb, dass viele das auf die Kunden umlegen."

Noah Wild widerspricht. Er – selbst zwar kein Friseur, sondern Vertreiber von Friseurprodukten – ist Gründer der Initiative "Friseure in Not". Organisiert haben sich in ihr 16 Friseurunternehmer aus allen Bundesländern, die gegen die Corona-Verordnungen der jeweiligen Bundesländer per Eilantrag Klage eingereicht haben. "Die Friseure wälzen ihre Schieflage nicht auf die Kunden ab."

"Wir haben bereits Hunderttausende Termine vergeben"

Wo sich alle einig sind: dass es zu einem regelrechten Ansturm auf die Friseure kommt. "Wir haben bereits Hunderttausende Termine vergeben", sagte Müller vom Friseur-Zentralverband. "Der März ist vielerorts schon ausgebucht." Warum sollte also eine Grundregel der Marktwirtschaft – mit steigender Nachfrage und sinkendem Angebot steigt der Preis – ausgerechnet für Friseure nicht gelten?

"Wir sind alle sehr erleichtert, dass die Friseure wieder öffnen dürfen", sagte Müller. "Die Friseure werden deshalb kein wertvolles Vertrauen verspielen." Dass manche Friseure nun einen Aufschlag für Neukunden verlangten, nennt Müller indes "nicht statthaft". "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das viele Friseure machen – Gott sei Dank. Einen Aufpreis für Neukunden lehnen wir klar ab."

Scholz und Altmaier hätten Betriebe "kurz vor den Ruin getrieben"

"Was mir die Friseure unserer Initiative berichten: Sie freuen sich auf die Kunden und werden sie sicher nicht durch höhere Preise abschrecken", sagt auch Wild. Vielmehr weiten sie die Öffnungszeiten aus, wie auch Müller bestätigt.

Die Friseure wünschten sich viel eher höhere Trinkgelder, so Wild. "Unsere Branche lebt zu einem guten Teil von Trinkgeldern." Das Kurzarbeitergeld gleiche das bei weitem nicht aus.

Neben den freiwilligen Zahlungen der Kunden hofften die Friseure derweil auf rasche Hilfe vom Staat. "Scholz und Altmaier haben mit ihrem Überbrückungshilfen-Ping-Pong viele Betriebe kurz vor den Ruin getrieben", so Wild. Auch Müller sagte: "Tausende Geschäfte sind von der Insolvenz bedroht."

Zentrale Forderung der Friseure wurde kassiert

Mit Blick auf die Gastronomie haben auch die Friseure einen verringerten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gefordert. Dieser hätte sich womöglich auch auf die Kunden und die Preisstruktur ausgewirkt. Das hat aber Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) nun kassiert.

"Wir sind schon einen sehr weitreichenden, sehr teuren Schritt gegangen, was die Frage Gastronomie und Hotellerie betrifft, wo wir das gemacht haben", sagte Scholz in einer Videodiskussionsrunde mit Friseur- und Kosmetikbetrieben. Eine entsprechende Steuererleichterung auch für Friseurbetriebe wäre eine "dauerhafte Komplikation für die Staatsfinanzierung, die wir nicht gut hinbekommen können", so Scholz weiter.

"Wir lassen uns nicht entmutigen"

Anfang Februar hatten sich die Koalitionsspitzen geeinigt, dass für Speisen in Restaurants und Cafés bis Ende 2022 ein verringerter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gelte. Der Bundestag stimmte am Freitag dieser Regelung zu. Zuvor ist die Ausnahmeregelung zunächst bis zum 30. Juni 2021 befristet gewesen.

Die Friseure geben sich derweil nicht geschlagen. "Wir lassen uns nicht entmutigen", sagt Müller. "Die Wirtschaft muss wieder auf einen Regenerationskurs. Da können Steuererleichterungen durchaus helfen."

Vertriebler Wild stellt auf den anstehenden Wahlkampf ab. "Welche Entscheidungsmacht hat denn Scholz alleine?", so Wild. "Ich gehe davon aus, dass noch viel Bewegung in die Sache kommt, wenn der Wahltag näher rückt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Statistisches Bundesamt
  • Gespräch mit Jörg Müller
  • Gespräch mit Noah Wild
  • Gespräch mit Jörn Lüdecke
  • Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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