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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umbau beim Möbelgiganten "Wir erkennen unser Ikea nicht wieder"
Ikea setzt auf das Online-Geschäft, großes Vorbild ist Amazon. Mitarbeiter fürchten, dass Roboter und Apps bald ihre Jobs übernehmen. Ein Bericht aus dem Innenleben des Konzerns.
Irene Gutlow* ist im Einzelhandel groß geworden. Sie hat in Leipzig in der Möbelbranche gelernt und arbeitet nun schon seit über 20 Jahren für den schwedischen Konzern Ikea. "Als ich angefangen habe, konnte ich mein Glück kaum fassen. Ein toller Arbeitgeber, faires Gehalt, wunderbare Kollegen", sagt Gutlow.
"Wir Mitarbeiter haben Angst"
Die Ikea-Mitarbeiterin bezieht 13 Monatsgehälter, übertariflichen Lohn, Zusatzleistungen zur Rente und bis vor kurzem auch noch jährliche Bonuszahlungen, wenn Ikea Deutschland die gesteckten Ziele erreicht hatte. Es sind Arbeitsbedingungen, die in der Branche eine Seltenheit sind – und die nun auch von der Ikea-Führung infrage gestellt werden.
"Seitdem Ikea-Patriarch Ingvar Kamprad tot ist, verändert sich vieles im Unternehmen – nicht zum Guten. Die Kamprad-Söhne drehen den Konzern auf Profit, Profit und noch mehr Profit", sagt Gutlow. "Wir Mitarbeiter haben Angst. Wir fürchten uns davor, unsere Jobs zu verlieren. Und erkennen unser Ikea nicht wieder – es wirkt heute wie der Wolf im Schafspelz."
Hintergrund: Ikea-Gründer Ingvar Kamprad konnte bis ins hohe Alter nicht von seinem Möbelkonzern lassen. Langjährige Mitarbeiter des Unternehmens umschreiben Kamprad heute noch mit warmen Worten und wünschen sich den Patriarchen zurück. Im Alter von 86 Jahren entschied sich der Gründer aber schließlich doch dazu, seinem Sohn Mathias die Geschäftsführung zu überlassen und leitete damit 2013 den Generationswechsel im Unternehmen ein.
Gutlows Angst ist nicht unbegründet. Ikea hat in Deutschland in diesem Jahr den Gesamtbetriebsvertrag gekündigt, den sogenannten "Multi-Channel-Vertrag". Damit kann die Unternehmensführung betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. 86 Prozent aller Ikea-Mitarbeiter in Deutschland teilen die Befürchtungen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die von der Gewerkschaft Verdi und den Betriebsräten in allen deutschen Ikea-Häusern durchgeführt wurde und die "Business Insider" exklusiv vorliegt. Rund 2.600 Mitarbeiter nahmen teil.
Die Ergebnisse der Befragung werfen einige Fragen auf: Wie konnte die Ikea-Führung das Vertrauen der Belegschaft verspielen, die sonst so anerkennend von ihrem Unternehmen spricht? Wie reagiert die Unternehmensführung auf eine Belegschaft, bei der anscheinend die Nerven blank liegen? Und wie verändert der Möbel-Riese eigentlich sein Geschäft?
Belegschaft fühlt sich nicht informiert
"Business Insider" hat mit zahlreichen Ikea-Mitarbeitern unterschiedlicher Hierarchiestufen gesprochen. Es wurde schnell deutlich, dass der Möbelkonzern grundlegende Veränderungen seines Geschäfts vorbereitet und das wohl einen hohen Stellenabbau bedeuten dürfte. Die Konzernführung informiert die Belegschaft nicht darüber, diese spürt aber, was ihr blüht.
So auch Laura Kohler*, die seit vielen Jahren bei einem Ikea-Möbelhaus in Süddeutschland arbeitet. "Die Geschäftsführung werkelt und testet an ganz vielen Ecken und Enden im Betrieb. Wir spüren das. Unser Wissen über die Pläne der Geschäftsführung ist aber unvollständig. Ikea informiert nur scheibchenweise. Das ist Kalkül", sagt Kohler.
Die Ikea-Mitarbeiterin ist frustriert: "Der große Möbel-Tanker manövriert sich gerade ins digitale Zeitalter – und plant, analoge Jobs abzubauen." Die Veränderung für die Belegschaft komme durch die "Salami-Taktik" der Führung schleichend, daher merke sie bisher kaum, was sich anbahne. "Ikea macht das klug. Und die Mitarbeiter – das gehört auch zur Wahrheit – halten es nach dem Motto: Solange es mich nicht direkt betrifft, ist alles gut", sagt Kohler.
Online-Umsatz wuchs um 33,2 Prozent
Ikea krempelt das Geschäft aus gutem Grund auf digital um: Im Onlinehandel gibt es das mit Abstand höchste Wachstum – und das nicht erst seit Corona. Das zeigen die Geschäftszahlen aus dem vergangenen Jahr. Der Online-Umsatz wuchs um 33,2 Prozent und steuerte 494 Millionen Euro zu den rund 5,28 Milliarden Euro Gesamtumsatz bei. Der Erlös aus dem Online-Geschäft machte damit rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Die Wachstumsrate dürfte in der Corona-Zeit noch kräftig angestiegen sein. Der Deutschland-Chef von Ikea, Dennis Balslev, zeigte sich mit dieser Entwicklung bei der Präsentation der Zahlen aus 2019 hochzufrieden: "Damit zeigt sich, dass unsere Strategie, sich auf den Ausbau des Online-Geschäftes und die nahtlose Verknüpfung aller Kanäle zu konzentrieren, bei unseren Kunden gut angekommen ist."
Kunden first, das scheint die Strategie der Geschäftsführung zu sein. Die Kunden sind nämlich schon heute dank Homepage und Ikea-Apps oftmals besser informiert über neue Produkte als die Verkäufer auf der Fläche, sagt Kohler. Das "Click und Collect"-Prinzip, bei dem Kunden Möbel online bestellen und anschließend in der Filiale abholen, sei so beliebt wie nie zuvor. Und auch "Click und Deliver", die Onlinebestellung inklusive Auslieferung werde immer wichtiger. Gleichzeitig sinke die Relevanz der riesigen Ikeaflächen in den Stadt-Speckgürteln.
Ikea-Standorte wie Hipster-Läden?
Die Geschäftsführung hat diese Entwicklung längst antizipiert. Sie plant komplett neue Store-Formate, will mit kleinen Ikea-Showrooms in die Innenstadtlagen von deutschen Metropolen und in die Nähe der Wohngebiete. Es sollen Einkaufsorte sein, an und in denen Menschen Zeit verbringen wollen, zusammenkommen, einkaufen, auch Yoga machen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Die Stores ähneln auf diese Weise eher Hipster-Läden aus Berlin-Mitte als den traditionellen Ikea-Einrichtungshäusern. Kein Wunder also, dass Ikea dieses Konzept aktuell in Berlin testet.
Das Unternehmen sagt auf Nachfrage, dass die Stärke Ikeas in dem Zusammenspiel von Einrichtungshäusern und E-Commerce liege. "Unser Ziel ist es, den Kunden überall dort zu treffen, wo er uns treffen möchte: Das kann im Einrichtungshaus sein, das kann aber auch der Katalog oder das Smartphone sein", sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Inzwischen würden viele Kunden zwar die Angebote – beispielsweise die persönliche Beratung, Inspiration, Probesitzen, das Restaurant –, die speziell das Einrichtungshaus bietet, nutzen, später dann aber von zu Hause aus online bestellen, so die Sprecherin weiter.
Für dieses Zusammenspiel von E-Commerce und analoger Präsenz braucht es freilich nicht die riesigen Einrichtungshäuser an den Stadträndern, die Showrooms in der Innenstadt erfüllen genau den gleichen Zweck.
Betriebsräte erwarten Abbau von Verkaufsfläche
Vieles spricht deswegen dafür, dass sich diese kleinen Ikea-Showrooms, die den aktuellen Zeitgeist treffen, in der "analogen Welt" durchsetzen. Betriebsräte und die Gewerkschaft erwarten, dass Ikea deswegen Verkaufsflächen in den großen Einrichtungshäusern in der Stadtperipherie künftig zu großen Teilen in Logistikhallen umfunktioniert wird. Das Unternehmen braucht nämlich immer mehr Lagerfläche, um der Nachfrage aus der Onlinewelt gerecht zu werden. Die Einrichtungshäuser würden demnach zu zwei Dritteln Lager und zu einem Drittel Showroom werden. In Gewerkschaftskreisen geht man davon aus, dass zwischen 10.000 bis 100.000 Kubikmeter pro Jahr in den Ikea-Häusern zu Logistikfläche werden könnten.
Es ist aber nicht nur die Fläche, die bei Ikea im Verkauf verringert werden soll. Auch die Arbeit an sich wird zunehmend automatisiert.
Die Geschäftsführung plant, sogenannte "Hitta"-Terminals flächendeckend in Ikea-Einrichtungshäusern einführen, erfuhr "Business Insider" von zahlreichen Mitarbeitern. Über diese digitalen Terminals können sich Kunden ihre Ware selbst zusammenstellen und schauen, ob sie mit den Maßen in ihre Zimmer passt. Die Arbeit der Verkäufer werde dadurch zunehmend ersetzt, klagen zahlreiche Mitarbeiter. Die Beratungsleistung der Mitarbeiter solle in Zukunft vor allem "remote" stattfinden, also telefonisch oder über den Ikea-Chat von zu Hause aus, sagen zahlreiche Mitarbeiter.
Ikea: Interesse an Online-Angebot wächst
Ikea sieht die Remote-Angebote als Erfolg. "Wir sehen, dass das Interesse der Kunden an den Serviceangeboten Remote- und Live-Planung besonders in Zeiten der Pandemie groß ist. In unseren Augen stellt dieses Angebot außerdem einen zeitgemäßen Baustein unserer Multichannel-Strategie dar", sagt eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage.
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Mitarbeiter, Betriebsräte und Gewerkschaften klagen, Ikea habe sich bei der eigenen Transformation ein kontroverses Vorbild ausgesucht: den US-Konzern Amazon. Wer in der digitalen Arena vorne mitspielen will, orientiert sich an dem Online-Riesen. Die Ikea-Angestellten wissen allerdings auch um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter bei Amazon, und davor graut es ihnen, sagt Kohler.
In der repräsentativen Verdi-Umfrage gaben demnach 92 Prozent der Mitarbeiter an, dass es ihnen wichtig ist, durch die Einführung neuer Technik nicht weniger zu verdienen. 84 Prozent gaben an, dass es ihnen wichtig ist, dass auf Ergonomie und Gesundheit der Mitarbeiter bei Einführung neuer Technik geachtet werde. Beides sind Problemfelder bei den Beschäftigten bei Amazon.
Technologien wie bei Amazon
Es ist nicht so, dass die Ikea-Belegschaft sich gegenüber neuer Technik versperren würde: 86 Prozent wünschen sich, dass sie gut qualifiziert und vorbereitet werden auf den Umgang mit der Technik. 61 Prozent der Mitarbeiter sind mit der bisher stattfindenden Einführung und Einarbeitung bei Ikea unzufrieden.
Die Konzernführung bei Ikea testet derweil ganz offen Technologien, die auch bei Amazon im Einsatz sind — und die bei flächendeckender Einführung Tausende Jobs kosten würden. "Wir wissen, dass es viele Tests gibt mit kassenlosen Geschäften — in denen man wie bei Amazon GO mit seinem Handy zahlt", sagt Kohler. Die Folge: Der Kassierer wird bei Ikea auf lange Sicht obsolet.
"Wir gehen davon aus, dass in dem Bereich und bei den Verkäufern auf der Fläche die meisten Arbeitsplätze mittel- und langfristig verschwinden werden", so Kohler. Kurzfristig werden die Kassierer immer weniger Arbeit haben. Eine Entwicklung, die sich im stationären Einzelhandel branchenübergreifend schon länger abzeichnet. "Die Ikea-Geschäftsführung widerspricht dem auch nicht. Sie versucht, uns mit dem Argument zu beruhigen, dass wir dann ja mehr freie Zeit hätten", sagt Kohler.
Künftig andere Jobs?
Das klingt zwar ähnlich wie "Freizeit", löst aber bei den Mitarbeitern andere Emotionen aus. "Nicht Freizeit im Sinne von Erholung, sondern von Kündigung", fügt die Ikea-Mitarbeiterin an.
Diese Befürchtungen und Einschätzungen teilen die Betriebsräte und die Gewerkschaft Verdi. Sie gehen davon aus, dass bei Ikea die Mitarbeiter aus dem Kassenbereich und dem Verkauf zu großen Teilen in die Logistik versetzt werden, weil dieser Geschäftsbereich stark wachsen und kurz- und mittelfristig Arbeitskraft gebraucht wird. Und das bereitet Mitarbeitern und Mitarbeitervertretern viele Sorgen.
"Ikea beschäftigt heute lediglich ein Drittel der Belegschaft in Vollzeit. In der Logistik werden mehr und mehr Zeitarbeitsfirmen und Werkverträge eingesetzt. Wir sorgen uns darum, dass Ikea noch mehr Vollzeitstellen abbaut und künftig deutlich mehr Arbeit auslagert", sagt Kohler.
"Nicht auf unserem Rücken"
Die Ikea-Mitarbeiter, mit denen "Business Insider" gesprochen hat, wollen nicht in die Logistik wechseln. "Bin ich in einem oder zwei Jahren noch Verkäuferin oder Paketschlepperin?", sagt Irene Gutlow. "Wir Mitarbeiter erarbeiten für das Unternehmen die Millionen und Milliarden. Wir machen das gerne, die Firma war gut zu uns. Das ändert sich jetzt aber alles." Ihre Kollegen und sie verstünden, dass das Unternehmen sich weiterentwickeln müsse. "Aber nicht auf unserem Rücken", sagt Gutlow. "Wir sollen jetzt zum Paketschleppen verdonnert werden. Das geht nicht."
Viele Mitarbeiter fühlen sich der Aufgabe körperlich nicht gewachsen. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert, dass die Mitarbeiter in der Logistik in der Tat enormen physischen Belastungen ausgesetzt wären. Die Kassierer und Verkäufer würden unterhalb ihrer Qualifikation und zu deutlich geringerem Lohn in der Logistik eingesetzt werden.
Auf Anfrage zeichnet Ikea allerdings ein völlig anderes Bild der Situation. "Wir sehen, dass unsere Kunden vor allem deshalb gerne ins Einrichtungshaus kommen, weil sie die direkte und persönliche Beratung unserer Mitarbeitenden schätzen. Aus diesem Grund planen wir nicht, Beratungskompetenz im Einrichtungshaus abzubauen oder Mitarbeitende entsprechend anders einzusetzen", sagt eine Konzernsprecherin.
Mutmaßliche Angebote an Mitarbeiter
Die Wirklichkeit scheint aber doch anders auszusehen, als Ikea sie darstellt. "Business Insider" erfuhr aus Unternehmenskreisen, dass die Ikea-Geschäftsführung seit Anfang November in fast allen Märkten in Deutschland damit angefangen habe, Mitarbeitern aus dem Verkauf und dem Kassenbereich Angebote zu machen, in die Logistik zu wechseln.
In Wahrheit ist aber auch die Logistik kein zuverlässiger Jobhafen für die Ikea-Mitarbeiter. Denn der Konzern automatisiert und digitalisiert auch dort fleißig. Ikea breitet etwa den Einsatz von automatisierten Hochregallägern aus, die vor allem über Roboter gesteuert werden. Die Roboter, räumt Ikea auf Anfrage ein, könnten auch in allen anderen Bereichen der Logistik eingesetzt werden. Der Grund: Sie könnten "ergonomisch Abhilfe leisten", sagt eine Sprecherin des Unternehmens.
Ikea testet die Roboter aktuell in der Logistik in Montreal in Kanada. "Dass wir den Einsatz einer solchen Technik aktuell in Montreal testen, bedeutet nicht zwingend einen globalen Rollout – lediglich einen ersten Entwicklungsschritt, auf dem zukünftige Lösungen aufbauen", sagt die Sprecherin weiter.
Gabelstapler ohne Fahrer
Auch im Transportbereich in der Logistik, etwa bei Gabelstaplern, testet Ikea aktuell selbstfahrende Fahrzeuge – "wegen Knappheit an Arbeitskräften", wie es auf Anfrage heißt. "Fahrerlose Systeme sind zweifellos ein Lösungsansatz, aber bis zu einem potenziellen und finalen Einsatz müssen sowohl die technischen als auch die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sein. Derzeit haben wir bereits fahrerlose Gabelstapler für bestimmte Abläufe sehr erfolgreich im Einsatz."
Für den zunehmenden Digitalfokus des Möbelhändlers spricht außerdem die jüngste Ikea-Investition in das KI-Startup Nyris, mit dessen Software Algorithmen künftig Gegenstände über eine Kamera erkennen und damit viele Prozesse in den Warenlagern und der Logistik digitalisieren könnten. Dies erklärte Ikea gegenüber "Business Insider" bereits in einem früheren Gespräch.
"Business Insider" erfuhr, dass Ikea in Zukunft auf sogenannte Store-Operation-Apps und Co-Worker-Apps setzen möchte. Mithilfe dieser Applikationen können Teamleiter jeden Tag ihren Mitarbeitern Aufgabenlisten digital übermitteln und die Teams können in Echtzeit über ihr Handy sicher miteinander kommunizieren. Wenn die Systeme weiter ausgereift sind, würde ein Algorithmus den Mitarbeitern ihre Aufgaben auf ihre Endgeräte schicken – vollkommen automatisiert. Heute schreiben sich Ikea-Mitarbeiter im Verkauf und in der Beratung ihr Tageswerk noch auf einem Zettel auf.
Gewerkschaften fürchten "gläsernen Mitarbeiter"
Diese digitalen Systeme haben aber auch Schattenseiten. Die Teamleiter und die Geschäftsführung könnten in Echtzeit sehen, in welcher Zeit die Mitarbeiter ihre Aufgaben erledigen. Aus den Leistungsdaten könne man Leistungskurven der Angestellten aggregieren, für den Tag, für einen Monat, für ein ganzes Jahr. Und auch die Verkaufsperformance der Verkäufer auswerten. Gleiches gilt für Mitarbeiter in der Logistik. Ikea würde den gläsernen Mitarbeiter schaffen. Das ist die Befürchtung der Betriebsräte und der Gewerkschaften.
Eine Anfrage dazu ließ Ikea unbeantwortet.
Die zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretärin, Maren Ulbrich, fordert von Ikea, den Mitarbeitern gegenüber endlich reinen Tisch zu machen. "Die Unternehmensleitung muss endlich ihre Digitalisierungsstrategie offenlegen. IKEA digitalisiert zunehmend die Arbeitsprozesse im Betrieb, ohne die Beschäftigten dabei einzubinden. Dabei sind sie die Expertinnen und Experten und müssen über die Veränderungen informiert, qualifiziert und an Prozessen beteiligt werden. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, wie wichtig es ist, die Digitalisierungsprozesse bei IKEA zu tarifieren – und zwar unter Beteiligung der Beschäftigten."
Ikea-Mitarbeiterin Irene Gutlow macht sich aber weniger Sorgen um sich selbst, sie hat nicht mehr viele Arbeitsjahre vor sich. "Ich bin bei uns so etwas wie die Abteilungsmutti." Sie sorge mich um die jungen Mitarbeiter, die noch ihr ganzes Berufsleben vor sich haben. "Es macht mich traurig, dass sie heute nicht das gleiche Glück hatten, wie ich damals. Sie starten bei Ikea in eine ungewisse Zukunft."
*Die Namen der Ikea-Mitarbeiterinnen wurden zu ihrem Schutz geändert.
- Die Recherche erschien zuerst bei "Business Insider".