Mitarbeiter übernommen Wirecard-Kerngeschäft geht an spanische Großbank
Die Wirecard-Beschäftigten können aufatmen: Für das Kerngeschäft des Pleite-Konzerns gibt es einen Käufer – die spanische Banco Santander. Doch ausgestanden ist der Bilanzskandal noch nicht.
Die spanische Großbank Banco Santander übernimmt das Kerngeschäft des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard. "Trotz ungünstigster Voraussetzungen" habe der Verkauf erfolgreich abgeschlossen werden können, teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé mit. Banco Santander wird demnach die Technologieplattform von Wirecard in Europa sowie "alle dafür notwendigen Vermögenswerte" übernehmen.
Gleichzeitig werde der Großteil der verbliebenen Wirecard-Mitarbeiter "Teil des globalen Händlerservice-Teams von Santander", fügte der Insolvenzverwalter hinzu. Damit sei das Ziel erreicht worden, "eine bestmögliche Lösung" für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gläubiger zu finden. Den Mitarbeitern biete sich nun wieder eine "positive Perspektive".
Finanzielle Details nannten Jaffé und das Unternehmen nicht, die "Süddeutsche Zeitung" nennt eine Summe von mehr als 100 Millionen Euro. Zuletzt war neben Santander noch der britische Mobilfunkanbieter Lycamobile im Rennen um den Kern des mutmaßlich in einen milliardenschweren Bilanzbetrug verwickelten ehemaligen Dax-Konzerns.
Santander übernehme keine rechtlichen Risiken von Wirecard
Die Bank übernehme keine rechtlichen Risiken des Skandalkonzerns, betonte Santander. Mit der Akzeptanz und Herausgabe von Kreditkarten – dem Kerngeschäft der Zahlungsdienste von Wirecard für Händler – stärke Santander die eigene Bezahltochter Getnet, sagte Verwaltungsratschefin Ana Botin.
Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden und soll nach Angaben des Insolvenzverwalters "voraussichtlich bis Ende des Jahres" abgeschlossen sein.
Der erfolgreiche Verkauf sei "umso bemerkenswerter, als der gesamte Prozess durch immer neue Skandal-Meldungen über Geschehnisse in der Vergangenheit überschattet wurde und anfänglich keine Liquidität zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs verfügbar war", erklärte Jaffé.
U-Ausschuss beschäftigt sich mit Wirecard
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte das Unternehmen einräumen müssen, dass in der Bilanz aufgeführte Gelder von 1,9 Milliarden Euro, die vermeintlich auf asiatischen Bankkonten lagern sollten, nicht auffindbar seien.
Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Am Donnerstag befasst sich erneut ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit dem Skandal – auch mit möglichen Versäumnissen der Aufsichtsbehörden.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa
- Süddeutsche Zeitung: "Spanische Großbank kauft Kerngeschäft von Wirecard"