Windenergie-Krise Enercon streicht Tausende Jobs
Die Windindustrie in Deutschland kommt nicht aus der Krise. Auch Deutschlands größter Turbinenhersteller Enercon hat Einsparungen angekündigt. Jetzt bedroht die Krise auch die Klimaziele.
Turbinenhersteller Enercon werde mehr als 3.000 seiner 18.000 Stellen streichen, heißt es in übereinstimmenden Medienberichten am Freitag. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies hatte zuvor im Bundesrat gesagt, noch am Freitag werde der Abbau von Tausenden Stellen in der Windbranche verkündet werden. Enercon selbst war für eine Bestätigung nicht zu erreichen.
Flaute in der Windenergie-Branche dauert an
Hintergrund ist die Flaute in der Branche: In den ersten neun Monaten des Jahres wurden nur noch rund 350 Windräder an Land neu genehmigt, wie der Bundesverband der Elektrizitätswirtschaft (BDEW) mitteilte. Vor drei Jahren seien es in diesem Zeitraum mehr als dreimal so viele gewesen.
Für die von der Regierung ausgeschriebenen Zubaumengen habe es zudem im Oktober nicht einmal Gebote für ein Drittel gegeben. Grund ist ein Mangel an Flächen und Widerstand und Klagen von Bürgern aus der Nachbarschaft.
Enercon leidet besonders unter der Branchenkrise
Enercon mit Sitz im niedersächsischen Aurich und einem weiteren Schwerpunkt in Magdeburg hatte sich lange ganz auf den deutschen Markt konzentriert und leidet daher besonders unter der Krise. "Die Politik hat uns den Stecker gezogen", sagte Firmenchef Hans-Dieter Kettwig der "Süddeutschen Zeitung". "Und einen Akku haben wir nicht."
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Die Krise der Branche bedroht so die Klimaziele der Bundesregierung, die einen Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen von 65 Prozent im Jahr 2030 vorsehen. Windräder an Land sollten den Löwenanteil beisteuern. In ihrem Klimaprogramm hat die Regierung die Ausbauziele schon zusammengestrichen. Jährlich sollen nun nur noch etwa 1,7 Gigawatt statt wie bisher vorgesehen 2,9 Gigawat installiert werden. Die Lücke soll durch die Solarbranche geschlossen werden, wo jedes Jahr dann rund 4,8 Gigawatt zugebaut werden müssten. In den letzten Jahren lag der Ausbau hier weit darunter.
- Nachrichtenagentur Reuters