Unternehmen Deutsches Start-up-Unternehmen lässt Männer hoffen
Ein kleines deutsches Start-up-Unternehmen gegen die großen Weltkonzerne: Was sich als Todesfahrt anhört, könnte für die Herren der Nassrasur Hoffnung auf das Ende der überteuerten Rasierklinge geben. Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" stehen die Chancen gar nicht schlecht.
"Günstige Klingen aus bestem US-Stahl"
In den Hinterhöfen des Prenzlauer Bergs in Berlin tummeln sich etliche dieser jungen Unternehmen. Darunter befindet sich auch die Firma Mornin' Glory. Gründer ist der 26-Jährige Nicholas Stoetter.
Seine Firma will den großen der Branche, Gilette und Wilkinson, Konkurrenz machen und Kunden mit preiswerten Rasierklingen locken. "Günstige Klingen aus bestem US-Stahl", so lautet der Slogan. In Kürze werden bereits die ersten Werbespots im Schweizer Fernsehen laufen, erklärt Stoetter im Gespräch mit der "Welt".
Ein großer Markt
Der Markt ist nach Informationen der Zeitung riesig. Demnach geben allein deutsche Männer rund 500 Millionen Euro jährlich für Nassrasur inklusive Rasierwasser aus - das entspreche fast 50 Prozent ihres gesamten Körperpflegebudgets. Der größte Kostenfaktor sei dabei der Kauf von Klingen. "Denn während die Rasierer den Kunden zu symbolischen Preisen hinterhergeworfen werden, langen Hersteller und Handel bei den Ersatzschneiden kräftig hin", erklärt die "Welt".
So verlangen die Marktführer Gilette und Wilkinson zum Beispiel für einen Viererpack um die 18 Euro, eine einzelne Klinge kostet bereits 4,50 Euro. Bei dem deutschen Unternehmen soll der Preisvorteil dagegen bei "bis zu 50 Prozent gegenüber den Marktführern" liegen, wirbt Stoetter für sein Produkt.
Kaufen kann man online
Das Unternehmen startete dem Bericht zufolge erst vor einem halben Jahr mit dem Onlineverkauf - produziert wird in den USA. Mitinhaber ist Fabio Paltenghi. Das Gründungskapital, einen mittleren sechsstelligen Betrag, holten sie sich dem Bericht zufolge von Risikokapitalgebern.
Das Prinzip funktioniert so: Nachdem bestellt wurde, sollen die Klingen jeden Monat mit der Post geliefert werden. Als Bonbon gibt es kleine Zugaben wie eine Tube Rasiercreme oder einen Bierdeckel.
Nur ein Zehntel des Marktes bleibt für andere Firmen
Nach sechs Monaten hätten bereits knapp 5000 Kunden ihre Klingen bei den Berlinern geordert. "Bis zum Ende des Jahres wollen wir fünfstellig sein – und profitabel", sagt Stoetter im Gespräch mit der Zeitung. Gillette, seit 2005 ein Teil von US-Konzern Procter & Gamble, besitzt dagegen 70 Prozent des Weltmarktanteils - Konkurrent Wilkinson hält 20 Prozent. Nur ein Zehntel des Marktes bleibe demnach für "Private Labels", wie die Eigenmarken des Handels genannt werden, erklärt die "Welt".
Konkurrenz via Internet
Der Markt ist hart umkämpf, wodurch immer neue Innovationen die Preise letztlich in die Höhe treiben. Mit Unternehmen wie Mornin' Glory könnte jedoch eine neue Konkurrenz entstehen, zumal solche Firmen ihren Vertrieb über das Internet führen und so die Möglichkeit haben "an den großen Händlern vorbei zu vermarkten".
Als Positivbeispiel nennt die "Welt" das Start-up "Shave-Lab". Als erster Internet-Unternehmer wagte vor eineinhalb Jahren der Münchner Christopher von Hallwyl den Konkurrenzkampf. Sein Unternehmen fertigt die Rasierer auf eigenen Maschinen in Fernost an und vertreibt seine Produktionen ausschließlich über das Internet. Das Unternehmen wachse um mehr als 30 Prozent und erwarte noch in diesem Jahr eine Kundenzahl im sechsstelligen Bereich.
Angst um den Gewinn
Doch die Platzhirsche wollen anscheinend keine Konkurrenz: Wie die Zeitung erfuhr, soll einer der großen Hersteller in den vergangenen Monaten mehrfach juristisch gegen den kleinen Konkurrenten vorgegangen sein. Gründe dafür könnte die Angst um die Preisbestimmung sein. Denn die Margen sollen laut "Welt" sehr hoch sein. Eine Klinge des Typs Gillette Fusion Power zum Beispiel kostete in der Herstellung inklusive Verpackung umgerechnet nur etwas über acht Cent, werde aber im Handel für fast drei Euro verkauft.
Den größten Profit mache demnach der Hersteller selbst, der die Klingen mit über 2000 Prozent Preisaufschlag weiterverkaufe.