Unternehmen Prinovis schließt Tiefdruckerei - Aus trifft rund 1000 Mitarbeiter
Nächster Schock in der Druckerbranche: Am Druckstandort Itzehoe in Schleswig-Holstein schließt der Prinovis-Konzern in der zweiten Jahreshälfte 2014 ein Werk mit rund 1000 Mitarbeitern. In der Tiefdruckerei werden unter anderem Magazine wie "Spiegel" und "Stern" hergestellt. Große Kritik richten die betroffenen Mitarbeiter und die Gewerkschaft Ver.di sowie etliche Politiker der Region an dem Mehrheitsgesellschafter Bertelsmann.
Druckerei nicht genügend ausgelastet
"Die Druckerei in Itzehoe ist nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben", sagte der Prinovis-Vorstandschef Bertram Stausberg. Die bisher fünf Druckereien im Konzern - neben Itzehoe die Standorte Ahrensburg, Dresden, Nürnberg und Liverpool (Großbritannien) - seien im Durchschnitt nur zu 80 Prozent ausgelastet und damit mittel- und langfristig nicht zu betreiben. Itzehoe habe die mit Abstand höchsten Stückkosten aller Prinovis-Standorte und verfüge über die mit Abstand schlechteste Prognose, teilte das Unternehmen mit. Es erzielt insgesamt rund 600 Millionen Euro Umsatz.
Marktbereinigung seit einigen Jahren im Gange
Die Überkapazitäten im europäischen Druckmarkt - es gibt mehr Maschinenkapazität als Nachfrage nach Druckereierzeugnissen - haben sich somit auch auf Prinovis ausgewirkt. "Die Marktbereinigung ist seit einigen Jahren im Gange", sagte Stausberg. Er erwartet, dass nach der Schließung dauerhaft rund 20 Millionen Euro eingespart werden können. Die aktuellen Restrukturierungskosten beliefen sich auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.
Die geplante Schließung im übernächsten Sommer ergibt sich den Angaben zufolge aus der Kündigung eines Beschäftigungs-Sicherungsvertrages bis 2015 sowie gesetzlichen und individuellen Kündigungsfristen. Das Weihnachts- und Urlaubsgeld, auf das die Mitarbeiter für 2012 und 2013 vertraglich verzichtet hatten, muss nun gezahlt werden.
1000 Mitarbeiter verlieren ihren Job
Die Druckaufträge für Itzehoe sollen auf die anderen Prinovis-Standorte verteilt werden. Wo es logistisch sinnvoll ist, bietet sich Ahrensburg nahe Hamburg als Ausweich-Standort an. 74,9 Prozent der Prinovis-Anteile gehören dem Bertelsmann-Konzern, der Rest der Axel Springer AG.
Prinovis will mit den Arbeitnehmervertretern über einen Interessensausgleich und einen Sozialplan verhandeln. Den Unternehmensangaben zufolge verlieren 750 Mitarbeiter und rund 250 Leiharbeitskräfte ihren Job im Betrieb. Sie weichen um rund 100 Mitarbeiter weniger von den Gewerkschaftszahlen ab.
"Schließung aufgrund von Planzahlen"
Die Beschäftigten würden zum Opfer einer unverantwortlichen Unternehmensstrategie, teilte der stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Frank Werneke in Berlin mit. Dass die Anteilseigner nicht bereit seien, über Alternativen am Standort zu sprechen, mache ihn wütend, sagte Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB-Nord.
Die Gewerkschaften würden nicht nachlassen, die Gesellschafter finanziell in die Verantwortung zu nehmen - für die Beschäftigten, für die Region und für die Volkswirtschaft. Der Betriebsratsvorsitzende Stefan Lützen warf der Unternehmensleitung fehlendes Entgegenkommen vor. "Wir sind innerlich total aufgewühlt. Es reibt uns auf, dass die Schließung aufgrund von Planzahlen geschieht."
Politiker wollen Hilfe leisten
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) will sich dafür einsetzen, dass möglichst viele Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region gerettet werden. Itzehoes Bürgermeister Andreas Koeppen sprach von einem rabenschwarzen Tag für die Stadt und die Region, es sei eine Katastrophe.