Unternehmen 150 Millionen Euro Insolvenzgeld für Schlecker-Mitarbeiter
Die rund 33.000 Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette Schlecker können zunächst einigermaßen beruhigt sein. Für sie wurden 150 Millionen Euro Insolvenzgeld für die Lohn- und Gehaltsansprüche bis Ende März bereitgestellt. Das teilte die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Stuttgart mit. Die Zahlungen entsprechen der Nettoentlohnung der Beschäftigten. Betroffene müssen Angaben der Behörde zufolge keine Einzelanträge stellen, um ihr Geld zu bekommen.
Die Arbeitsagentur will außerdem direkt in der Schlecker-Zentrale in Ehingen ein Büro aufmachen, um möglicherweise Arbeitsplätze zu vermitteln, sollte es zu Kündigungen kommen. Die Arbeitsagentur erklärte, derzeit seien bundesweit rund 25.000 offene Stellen allein für Verkaufsberufe gemeldet. Der Handel und die Dienstleistungsbranche seien "aufnahmefähige Branchen am Arbeitsmarkt". Ähnlich hatte sich der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, Anfang der Woche geäußert: Im Einzelhandel gebe es einen hohen Bedarf an Fachkräften.
Vorläufige Sicherheit für Mitarbeiter
Insolvenzgeld wird für die drei Monate vor einem sogenannten Insolvenzereignis gezahlt. Ein solches Ereignis ist etwa die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Da dies bei Schlecker noch nicht passierte, ist das Insolvenzgeld bis Ende März gesichert. Finanziert wird das Insolvenzgeld über eine Umlage aller Arbeitgeber.
Weitere Einigungen mit Lieferanten
Schlecker einigte sich unterdessen mit einem weiteren Lieferanten: Nachdem die Einkaufsgemeinschaft Markant ihre Lieferungen wieder aufgenommen habe, werde dies nun auch der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (u.a. Ariel, Gillette) tun, erklärte die Drogeriekette. Schlecker hatte am Montag mit drei Gesellschaften Insolvenz angemeldet, die Tochter IhrPlatz war am Donnerstag gefolgt.
Auch die Inhaber von Schlecker-Gutscheinen können aufatmen. Nachdem das Einlösen vorübergehend nicht möglich war, werden die Gutscheine jetzt wieder in den Geschäften akzeptiert. Online können die Gutscheine dagegen vorerst nicht verwendet werden. Schlecker einigte sich außerdem mit seinen Mobilfunk- und Fotopartnern. Damit können Prepaid-Karten wieder aufgeladen werden und auch die Bearbeitung von Fotobüchern und Bildbestellungen wurde wieder aufgenommen. Unklar ist noch, wann die aufgelaufenen Internetbestellungen ausgeliefert werden. Hier gebe es noch Gespräche, hieß es.
Gutscheine besser direkt einlösen
Verbraucherschützer rieten derweil, Schlecker-Gutscheine bald einzulösen. Problematisch werde es nämlich, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet sei, sagte Marion Schmidt von der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig. "Dann können Verbraucher ihre Forderungen aus dem Gutschein nur noch beim Insolvenzverwalter anmelden." Falls es Probleme bei der Einlösung gebe, sollten sich Kunden an den vorläufigen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wenden.
Am Montag will Geiwitz zusammen mit Vertretern der Familie Schlecker und des Managements Details zum weiteren Vorgehen erläutern. Es ist die erste Pressekonferenz der Kette seit den 1990er Jahren. Schlecker strebt weiterhin ein Insolvenzplanverfahren an und will als Unternehmen komplett erhalten bleiben.