Unnötig oder unverzichtbar? Diese Versicherungen braucht jeder
Die Versicherungswirtschaft ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Endsprechend groß und unübersichtlich ist die Vielfalt der Versicherungsprodukte. Aber: Welche braucht man eigentlich wirklich? Der Experte sagt: "Zwei sind unverzichtbar."
Versicherungen versprechen, das Leben sorgenfreier zu gestalten. Bis es so weit ist, gilt es jedoch, einer schier unüberschaubaren Zahl von Produkten Herr zu werden, denn die mehr als 600 Versicherungsunternehmen in Deutschland verwalten derzeit insgesamt über 430 Millionen Verträge. Allein bei der Kfz-Versicherung sind es dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zufolge 114,2 Millionen. "Eine Kfz-Versicherung braucht aber nicht jeder", sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des unabhängigen Verbraucherportals "Finanztip". "Voraussetzung ist der Besitz eines Autos."
Ähnlich wie bei der Kfz-Versicherung verhält es sich bei einer Hausratsversicherung. "Auch diese ist nicht zwingend", macht Tenhagen deutlich. "Schraube ich zu Hause noch hauptsächlich Billy-Regale von Ikea zusammen, lohnt sich diese Versicherung eher nicht. Habe ich Designermöbel, hochpreisige Unterhaltungselektronik oder auch eine neue, teure Küche, dann bietet sich eine Hausratsversicherung auf alle Fälle an."
Und auch bei Risiko-Lebensversicherungen gilt es, zuvor abzuwägen. "Habe ich Frau, Kind, Familie, sollte ich über eine solche Versicherung nachdenken, denn genau sie wären die Begünstigten im Todesfall und dann finanziell abgesichert", erklärt Tenhagen. "Bin ich aber Single, ohne Anhang oder familiäre Bindung ist eine solche Versicherung überflüssig."
Zwei sind unverzichtbar
Für unverzichtbar hält der Experte dagegen ganze zwei Versicherungen – die Krankenversicherung (KV) und die Private Haftpflichtversicherung (PHV). "Ohne die geht es nicht", so Tenhagen. Während eine KV dem Versicherten voll oder teilweise die Kosten für die Behandlung bei etwaigen Erkrankungen erstattet, schützt die PHV den Versicherten samt Familie im selbst verursachten Schadensfall vor Forderungen Dritter. Da die Haftung laut Gesetzgeber "voll umfänglich", also ohne eine betragsmäßige Grenze gestaltet ist, können die in der PHV abgesicherten Summen mehrere Millionen betragen.
"Eine Private Haftpflichtversicherung ist dennoch nicht teuer", sagt Experte Tenhagen. "Singles sind mit um die 60 Euro im Jahr gut dabei, Familien mit etwas über 100 Euro."
Die gesetzliche Krankenkasse ist dagegen einkommensabhängig. Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich den zu zahlenden Betrag. Aktuell liegt der Beitragssatz bei 14,67 Prozent des Bruttoeinkommens. Hinzu kommt ein Zusatzbeitrag von einem Prozent oder mehr, den Arbeitgeber allein tragen müssen. Bei der KV machen auf der Kostenseite daher die Zusatzbeiträge den Unterschied.
Vergleichen lohnt sich immer
"Wenn meine Krankenkasse ein Prozent teurer geworden ist als die preiswerteste im Markt, bedeutet das bei einem Bruttolohn von beispielsweise 3.000 Euro, dass ich 30 Euro pro Monat aus ihrem Nettoeinkommen drauflegen muss", erläutert Tenhagen. "Das sind 360 Euro im Jahr." 360 Euro, die Versicherte an anderer Stelle einsparen müssen.
Allerdings spielt bei der Krankenversicherung nicht allein die Kostenseite eine Rolle. Vielmehr gilt es die für jeden Versicherten individuell perfekte Leistungsabdeckung zu finden. "Da kann man ein paar Euro mehr durchaus in Kauf nehmen", ist sich Tenhagen sicher.
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Bei einer Kfz-Versicherung hängt der Preis etwa davon ab, wie lange jemand bereits einen Führerschein besitzt und unfallfrei fährt. "Hier ist es so, dass die kostengünstigste und die teuerste immer um rund 200 Prozent auseinanderliegen", sagt Experte Tenhagen. Wenn die kostengünstigste 300 Euro kostet, ist die teuerste schnell bei 900 Euro. Das ist – im Idealfall – ein Einsparpotenzial von 600 Euro. "Ein Vergleich lohnt daher immer, denn Sparen lässt sich bei allen Versicherungen – auch bei den beiden unverzichtbaren."