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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Rekordvergütung für Musk Demut ist ein Fremdwort für ihn
Elon Musk lässt sich bei der Tesla-Hauptversammlung feiern und streicht einen Rekordbonus ein. In Zeiten von stagnierenden E-Auto-Absätzen und Stellenabbau ist das gerade zu zynisch.
Der große Auftritt, die frenetischen Anhänger – in der Inszenierung von Elon Musk als Unternehmer gehören sie genauso dazu wie Produktinnovationen und Absatzzahlen. Das stellte Musk bei der diesjährigen Tesla-Hauptversammlung einmal mehr unter Beweis. Spektakulär wirkt da auch das Vergütungspaket in Höhe von 56 Milliarden US-Dollar, das Musk sich bei der Gelegenheit absegnen ließ. Denn Tesla kämpft aktuell mit geringer Nachfrage. Statt einer überdimensionierten Vergütung wäre eine gewisse Demut angemessener.
Es ist das größte Vergütungspaket für einen Firmenboss in der Geschichte der USA. Oder um es noch deutlicher zu machen: Es entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung von Island und Malta zusammen. Als einer der reichsten Menschen der Welt wird Musk damit also noch einmal um einen kaum vorstellbaren Betrag reicher. Mehr zu den Details des Pakets lesen Sie hier.
Hoher Bonus trotz Stellenabbau
Doch Musk tanzt über die Bühne, wird beklatscht. Der Plan der vergangenen Monate, mit Kampagnen auf sozialen Netzwerken und Werksführungen die Sympathien auf seine Seite zu ziehen, ist geglückt. Sein Dank gilt lediglich den Aktionären und Investoren. Ein absurdes Zeichen der Selbstbezogenheit. Dabei hatte Musk erst im April angekündigt, die Belegschaft des Unternehmens weltweit um zehn Prozent kürzen zu wollen, insgesamt 14.000 Jobs zu streichen. Auch am deutschen Standort in Grünheide bei Berlin sollen 400 Jobs wegfallen.
Eine Restrukturierung ist für ein Unternehmen dieser Größe nicht per se ungewöhnlich. Doch allein mit effizienteren Produktionsabläufen lässt sich ein solcher Einschnitt nicht erklären, zumal das erklärte Ziel weiteres Wachstum lautet.
Stattdessen muss auch Musk – all seiner ambitionierten Zukunftsvisionen zum Trotz – anerkennen, dass der Markt für E-Autos stagniert. Und sich viele Kunden, wenn überhaupt, dann nach preisgünstigen Alternativen umschauen, die sie dank umfassender staatlicher Unterstützung immer häufiger bei chinesischen Anbietern finden. So fiel die Zahl der ausgelieferten Teslas im ersten Quartal 2024 um neun Prozent, der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar um 55 Prozent ein. Geht es so weiter, könnte der Konzern in diesem Jahr gar kein oder ein nur sehr geringes Wachstum verzeichnen.
Kritische Stimmen werden ignoriert
Das klingt eigentlich weniger nach Feiern. Kritische Stimmen überhört Musk aber geflissentlich. Denn auch wenn es bei der Hauptversammlung nicht den Anschein erweckte: Die gibt es. Längst nicht alle Aktionäre waren einverstanden. Viele Großaktionäre und einige Kleinanleger stimmten gegen seinen Bonus. Musk ignoriert sie, will sich von ihnen genauso wenig ausbremsen lassen wie von der Justiz.
Nachdem ein Gericht am derzeitigen Unternehmenshauptsitz Delaware das bereits im Jahr 2018 von den Aktionären gebilligte Vergütungspaket gekippt hatte, zieht Musk nun mit der Tesla-Zentrale nach Texas um. Von den Politikern vor Ort wird er begeistert erwartet. Der Gouverneur schreibt: "Willkommen in einem Bundesstaat, der weder eine Einkommensteuer noch eine Körperschaftsteuer hat."
Für Musk und vor allem für die Tesla-Angestellten könnte die zur Schau gestellte Ignoranz gegenüber Kritik ein böses Erwachen bedeuten. Denn das Eigenlob ist das eine, die harten Zahlen sind das andere. Und die zeigen klar: Vom Börsenhöhepunkt 2021 ist die Tesla-Aktie mittlerweile weit entfernt.
- Eigene Überlegungen
- spiegel.de: "Tesla-Aktionäre segnen 56-Milliarden-Dollar-Vergütungspaket für Musk ab"
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters