Schwere Vorwürfe von Mitarbeitern Bericht: Boeings größte Fabrik befindet sich im "Panikmodus"
Boeing erlebt ein turbulentes Jahr: Nach mehreren Pannen steht der Flugzeugbauer in der Kritik. Nun packen Mitarbeiter über die Zustände im größten Boeing-Werk aus.
Inmitten einer Sicherheitskrise befindet sich die größte Fabrik des US-Flugzeugherstellers Boeing laut Angaben von Arbeitern und Gewerkschaftsvertretern im "Panikmodus". Das geht aus einem Bericht der britischen Zeitung "The Guardian" hervor.
Im Zentrum der Vorwürfe steht das Boeing-Werk in Everett im US-Bundesstaat Washington. Ein Mechaniker des Werks, der seit mehr als drei Jahrzehnten für Boeing arbeite und anonym blieb, sagte dem "Guardian", dass das Werk voll von fehlerhaften 787-Jets sei, die repariert werden müssten. Er behauptete, dass es bei Boeing ein Klima der Angst gebe: "Es gibt keine Möglichkeit auf Gottes grüner Erde, dass ich Pilot in South Carolina sein möchte und diese Flugzeuge von South Carolina hierherfliege", so der Mechaniker.
Die Vorwürfe beziehen sich darauf, dass viele Jets aus Boeings Anlage in dem US-Bundesstaat kommen. Dort wurde 2021 die Endmontage der 787 verlagert – eine Maßnahme, die als kostensenkendes Manöver galt.
"Boeing muss in den Spiegel schauen"
Der Mitarbeiter warf den Managern in Everett vor, die Belegschaft zu drängen, Bedenken hinsichtlich der Qualitätssicherung und möglichen Reparaturen nicht zu äußern und Sicherheitsaspekte zugunsten von Geschwindigkeit und Effizienz zu vernachlässigen. "Boeing muss in den Spiegel schauen und sagen: 'Wir liegen falsch'", sagte er.
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Derweil hat ein weiterer anonymer Boeing-Mitarbeiter im Gespräch mit dem "Guardian" einen deutlichen Unterschied zwischen der Produktivität in Washington und der Fabrik in North Charleston, South Carolina, festgestellt. Während sie in Washington zehn bis zwölf Flugzeuge pro Monat bauten, würde die Anlage in South Carolina kaum mehr als zwei oder drei pro Monat schaffen.
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Boeing hat die Vorwürfe nicht kommentiert und auf ein etabliertes Überprüfungsprogramm verwiesen, das die Arbeit an den 787-Jets in Everett steuert. Die Diskussionen über die Art und Weise, wie Boeing mit Qualitätskontrollproblemen umgeht, wurden jedoch in diesem Zusammenhang intensiviert.
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Boeing legt US-Behörde Aktionsplan vor
Am vergangenen Donnerstag hatte Boeing der US-Luftfahrtaufsicht FAA den von ihr eingeforderten Aktionsplan zur Verbesserung der Qualitätskontrollen vorgelegt. Einzelheiten zu den Maßnahmen wurden zunächst nicht bekannt. Boeing-Chef Dave Calhoun betonte aber in einer Stellungnahme, dass bei der Ausarbeitung des Plans Empfehlungen von Experten und Hinweise von Mitarbeitern berücksichtigt worden seien.
Die FAA hatte den Aktionsplan nach einem Beinahe-Unglück mit einer Boeing 737-9 Anfang des Jahres eingefordert. Boeing müsse sich zu "echten und tiefgreifenden Verbesserungen" verpflichten und jeden Aspekt der Qualitätssicherung auf den Prüfstand stellen, betonte damals FAA-Chef Mike Whitaker.
Anfang Januar war bei einer nahezu neuen 737-9 Max kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpfteil herausgebrochen. Es waren mehr als 170 Menschen an Bord. Zufällig waren die beiden Plätze direkt an der Öffnung leer geblieben – verletzt wurde niemand. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass an dem herausgebrochenen Teil Befestigungsbolzen fehlten. Es gab auch wiederholt Probleme mit falsch gebohrten Löchern im Rumpf.
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- theguardian.com: "Boeing’s largest plant in ‘panic mode’ amid safety crisis, say workers and union officials" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP