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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Analyst sieht DFB-Deal als Chance "Langfristig könnte das sportlich einen Unterschied machen"
Dass der DFB die Verbindung mit dem deutschen Traditionsunternehmen Adidas zugunsten eines Deals mit dem US-Konzern Nike gekappt hat, schafft viel Aufregung. Börsenexperten sehen in dem lukrativen Vertrag eine Chance.
Für den Kurs der Adidas-Aktie war die Hiobsbotschaft aus der DFB-Zentrale offenbar nicht mehr als ein kapitaler Schluckauf. Zur Börseneröffnung am Vormittag ging der Kurs noch einmal leicht zurück auf knapp unter 200 Euro, erholte sich aber zügig.
Nike konnte umgekehrt kaum bis kein Kapital aus dem neuen Ausrüstervertrag mit dem DFB schlagen. Am Donnerstagabend hatte der amerikanische Sportartikelriese die Aktionäre nach US-Börsenschluss auf eine schwächere Umsatzentwicklung in der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres eingestimmt. Der Aktienkurs brach ein von mehr als 120 Dollar auf bis um die Marke von 100 Dollar herum. Von einem Stimmungshoch durch den gefeierten DFB-Deal – keine Spur.
Die Aufregung um den Wechsel des Ausrüsters und die entstandene wütende Debatte um fehlenden "Standortpatriotismus" (Zitat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck) verfolgen Börsenanalysten staunend. Auf dem Parkett in Frankfurt schlägt das EKG der Experten ebenso wenig aus wie die Aktienkurse.
Manuel Koch, Chefredakteur von "Inside Wirtschaft", sieht den Deal zwischen dem DFB und Nike gelassen: "Nach einer halben Stunde normalisierte sich wieder alles. Die Nike-Aktie konnte von dem Coup nicht profitieren, weil das US-Unternehmen trübe Geschäftsprognosen vorgelegt hat. So starten ab 2027 vermutlich alle ein neues Spiel."
Zur Person
Manuel Koch ist Gründer und Chefredakteur des Medienunternehmens "Inside Wirtschaft". Er produziert tägliche Videos für seinen gleichnamigen YouTube-Kanal, war Börsenkorrespondent für N24 und hat über 3.000 Live-Schalten und 500 Talkshows von der New York Stock Exchange und der Nasdaq präsentiert.
Zur Erinnerung: Ab Januar 2027 läuft der neue Ausrüstervertrag zwischen dem DFB und Nike. Die bisherige Übereinkunft mit dem Herzogenauracher Unternehmen Adidas endet zum Jahreswechsel. CDU-Chef Friedrich Merz hatte die Entscheidung "unpatriotisch" genannt, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gar davon gesprochen, der Kommerz habe "ein Stück Heimat vernichtet".
Börsenanalysten zucken angesichts solcher Aussagen mit den Achseln. "Geld regiert die Welt und vor allem den Sport", so Manuel Koch, und weiter: "Sollte man patriotisch auf die über 70 Jahre bestehende Partnerschaft mit Adidas setzen und das deutlich bessere wirtschaftliche Angebot von Nike ausschlagen? Nike zahlt wohl über 100 Millionen Euro pro Jahr, Adidas bisher etwa die Hälfte."
Das Volumen des neuen Deals ist laut Koch im Gegenteil eine Chance – auch für Deutschland: "Viel Geld, das der DFB in die Entwicklung des deutschen Fußballs stecken will. Aktuell reagieren viele mit Unverständnis auf diesen Ausrüsterwechsel, mittel- und langfristig könnte das aber vielleicht auch sportlich einen Unterschied machen. Investitionen sind nötig, um oft Jahre später die Früchte zu ernten. Das ist in jeder Branche so – gerade, wenn es aktuell nicht rund läuft."
- Interview mit Manuel Koch, Chefredakteur "Inside Wirtschaft"