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Reinhold Würth warnt Mitarbeiter vor AfD: Ist das gerechtfertigt?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Reinhold Würth warnt vor AfD
So deutlich wurde noch keiner


Aktualisiert am 19.03.2024Lesedauer: 1 Min.
Reinhold WürthVergrößern des Bildes
Reinhold Würth (Archivbild): Der Unternehmer warnt vor der Wahl der AfD. (Quelle: Christoph Schmidt/dpa/dpa-bilder)
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Reinhold Würth ist kein Fan der AfD. In einem Schreiben warnt er seine Mitarbeiter davor, die Partei zu wählen. Ist das genau richtig oder eine Grenzüberschreitung?

Ob Bertelsmann-Chef Thomas Rave, Evonik-CEO Christian Kullmann oder jüngst Unternehmerlegende Reinhold Würth: Es geschieht immer häufiger, dass Großunternehmer sich in der Öffentlichkeit politisch positionieren und dabei mehr oder weniger explizit von der Wahl der AfD abraten.

Würth, einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer, empfiehlt den rund 25.000 deutschen Mitarbeitern der Würth-Gruppe in einem Rundschreiben nun, die AfD nicht zu wählen. Das Vorgehen wirft die Frage auf: Ist das gerechtfertigt oder grenzüberschreitend?

Pro
Frederike HolewikWirtschaftsredakteurin

Ja, die Brandmauer muss stehen.

So deutlich wie Reinhold Würth haben sich bislang wenige Wirtschaftslenker gegen die AfD positioniert. Mit einem eindringlichen Appell hat sich der Chef des Schraubenherstellers Würth an seine Belegschaft gewendet und warnt explizit vor einer Wahl der AfD. Das ist kein Verbot, kein Eingriff in freie und geheime Wahlen. Denn was die Mitarbeiter letztlich in der Wahlkabine ankreuzen, bleibt weiterhin allein ihnen überlassen.

Würths Appell ist verständlich, denn die deutsche Wirtschaft braucht einen florierenden europäischen Binnenmarkt, gute internationale Beziehungen und den Zuzug von ausländischen Fachkräften, darüber sind sich Experten einig. AfD-Funktionäre fabulieren stattdessen von einem Austritt aus der EU, dem Dexit, sprechen sich für Protektionismus aus und schüren bewusst Angst vor Migranten und Asylbewerbern.

Sollte die AfD in Regierungsverantwortung kommen, besteht eine ernst zu nehmende Gefahr für das friedliche Zusammenleben und den Erhalt des deutschen Wohlstands. Es ist daher kaum erstaunlich, dass auch Wirtschaftsvertreter mit Blick auf die Umfragewerte der AfD Sorgenfalten bekommen.

Die wirtschaftlichen Argumente gegen die AfD sind sicher nicht komplett uneigennützig, schließlich wären Unternehmen wie Würth selbst von den Plänen der Partei betroffen. Dadurch sind sie aber nicht weniger wichtig.

Denn die deutsche Gesellschaft braucht deutliche Worte für eine starke Demokratie, kann diese nicht oft genug, aus nicht genug Richtungen hören. Die gerne zitierte Brandmauer nach rechts besteht aus vielen Bausteinen und muss von der gesamten Gesellschaft, inklusive der Wirtschaft, instand gehalten werden.

Kontra
Mario ThiemeCommunity-Redakteur

Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Reinhold Würth ist nicht nur ein sehr erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein Mann des öffentlichen Lebens, als der er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält. Das ist sein gutes Recht; Meinungsfreiheit ist schließlich ein hohes Gut. Doch es mutet seltsam an, wenn immer mehr Geschäftsleute, die ihrer beruflichen Funktion nach nichts mit politischen Inhalten zu tun haben, immer häufiger öffentlich politisch Stellung beziehen. Man möchte ihnen zurufen: Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Noch unangemessener ist es, wenn Reinhold Würth seine Mitarbeiter in einem persönlichen Schreiben davor warnt, die AfD zu wählen, selbst wenn er sie nicht zu einer konkreten Wahlentscheidung auffordert. Es geht dabei gar nicht darum, dass er sich gegen diese Partei positioniert. Es geht hier ums Prinzip.

So wie es Arbeitgebern nicht gestattet ist, politische Überzeugungen oder persönliche Wahlentscheidungen von (potenziellen) Arbeitnehmern zu erfragen, sollte sich ein Reinhold Würth auch zurückhalten, Zehntausenden Mitarbeitern nahezulegen, bei welcher Partei sie ihr Kreuzchen lieber nicht setzen sollten. Seine Angestellten sind mündige Bürger, die sich außerhalb ihrer Arbeitsstätte über Politisches informieren und an den Wahlurnen entscheiden können, wie sie möchten. Sie brauchen keine Wahlhilfe eines Multimilliardärs.

 
 
 
 
 
 
 

Wie lässt sich der Aufstieg der AfD stoppen? Die Frage war auch schon Thema in unserem "Tagesanbruch"-Podcast.

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Verwendete Quellen
  • eigene Beobachtungen
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