Comeback des DDR-Kultautos Preise steigen: So teuer sind Trabis jetzt
Der Trabant erlebt ein Comeback: weniger im Alltag auf den Straßen, dafür bei Sammlern und Nostalgikern. Und die Preise steigen.
Das DDR-Kultauto Trabant lebt als Oldtimer wieder auf und avanciert zur lukrativen Investition. Im Schnitt würden die einst als "Plastebomber" und "Rennpappe" belächelten Kleinwagen derzeit für rund 7.300 Euro angeboten, sagte Gerd Heinemann vom Beratungsunternehmen BBE Automotive der Deutschen Presse-Agentur.
Es erstellt regelmäßig Marktanalysen für Old- und Youngtimer in Deutschland. Für einige besondere Trabi-Varianten werden im Internet gar Preise von 25.000 Euro und mehr verlangt. "Die Preise werden tendenziell weiter steigen", schätzt Heinemann. Fünf Prozent im Jahr seien durchaus realistisch. Dass es in Deutschland wieder mehr Trabis gibt, sei auch auf Reimporte zurückzuführen, erklärt Heinemann. Aber vor allem die einfache Konstruktion befeuert sein Revival. Denn vieles lässt sich von Hobbyschraubern reparieren und mit vorhandenem Rahmen wird ein Trabant auch schon mal komplett neu aufgebaut.
Umwelthilfe fordert Oldie-Verbot
Der Deutschen Umwelthilfe sind die Abgase der Zweitakter ein Dorn im Auge. Dabei gehe es vor allem um unvollständig verbrannten Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid. "Wir fordern ein Fahrverbot für alte wie neue Fahrzeuge ohne eine wirksame Abgasreinigung", heißt es in einer Stellungnahme. Denn mit H-Kennzeichen können Fahrer von Trabis und anderer Oldtimer auch in Umweltzonen in Großstädten. Das sei nicht vertretbar, "da sie zur Luftbelastung und damit zur Gesundheitsgefährdung beitragen", moniert die Umwelthilfe.
Zulassungszahlen steigen wieder
Zweitakt-Motor mit zunächst 23 PS, Luftkühlung, Maximaltempo 100 und eine Karosse aus Duroplast statt Blech: Vor 60 Jahren präsentierten die VEB Sachsenring Automobilwerke den Trabant 601 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der internationalen Öffentlichkeit – neben einem Horch Baujahr 1911, um auf die stolze Autotradition der Region zu verweisen. Vorgänger hatte es gegeben, doch mit mehr als 2,8 Millionen Exemplaren wurde der 601 der meistverkaufte Wagen Trabant und bis 1990 produziert. Ob pastellblau, polarweiß oder cliffgrün - der 601 hat das Trabi-Bild in den Köpfen geprägt.
Von einer vollkommen neuen Karosserie schwärmt im Frühjahr 1964 das Magazin "Der Deutsche Straßenverkehr", "die im Stil der modernen Trapezlinie dem internationalen Geschmack entspricht". Im Vergleich zu seinen Vorgängern biete er mehr Kopffreiheit, einen größeren Kofferraum, Kurbelfenster und Druckknopftürgriffe. "Mit dem Platzangebot im Innenraum liegt der Trabant 601 im internationalen Maßstab an der Spitze der vergleichbaren Fahrzeuge", frohlockt die DDR-Zeitschrift.
Zwar geht das neue Modell im Juni 1964 in Serie, die Produktion hält aber mit der Nachfrage nie Schritt. Die Folge: Wartezeiten von mehr als zehn Jahren. Das lag auch an Besonderheiten der Karosserie, wie Bernd Cyliax erzählt. Der 79-Jährige arbeitete einst beim VEB Sachsenring. Heute teilt er im Zwickauer Horch-Museum sein Wissen mit Besuchern. Weil es an Devisen und Rohstoffen fehlte, wurde für die Karosserie Duroplast verwendet. "Duroplast besteht im Prinzip aus Baumwolle, die aus der Sowjetunion kam, und Phenolharz aus Braunkohlenteer." Das Ganze – jeweils zehn Teile je Auto – wurde bei 180 Grad gepresst und musste wieder abkühlen. "So ein Pressvorgang dauerte acht Minuten - das war das Problem", sagt Cyliax.
Nach der Wiedervereinigung war er zwar als Auto im Alltag kaum noch gefragt, avancierte aber in Filmen wie "Go Trabi Go" und "Trabbi goes to Hollywood" zum Star auf der Kinoleinwand. Seit einigen Jahren steigen die Zulassungszahlen in Deutschland wieder: 2023 wurde laut Kraftfahrt-Bundesamt wieder die Marke von 40.000 geknackt.
- Nachrichtenagentur dpa