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GDL-Streik hat begonnen – Weselsky: Bahn soll "vom hohen Ross" herunterkommen


Lokführer-Streik sorgt für Unmut
Weselsky: Bahn soll "vom hohen Ross" herunterkommen

Von dpa, afp
Aktualisiert am 24.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Konzernsprecherin Bröker: Sie äußert sich zum GDL-Streik (Quelle: reuters)

Verwaiste Bahnhöfe, genervte Fahrgäste. Seit dem Morgen müssen Bahn-Kunden damit klarkommen, dass kaum ein Zug fährt. Ein Minister zeigt seinen Unmut.

Der Lokführerstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ist angelaufen. Der Ausstand begann am Abend um 18.00 Uhr im Güterverkehr, in der Nacht um 2.00 Uhr weitete die GDL ihn dann auf den Personenverkehr aus. Das bestätigte die Bahn am frühen Morgen. Bis Montagabend um 18.00 Uhr soll der Arbeitskampf andauern. Fahrgäste müssen sich in den nächsten Tagen also mit erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr arrangieren.

Wie schon bei den vorigen Streiks hat die Bahn einen Rumpffahrplan mit stark reduziertem Angebot aufgestellt. Welche Züge fahren, können Kundinnen und Kunden über die Internetseite der Bahn oder deren App erfahren. Der Konzern hat außerdem eine kostenlose Info-Rufnummer eingerichtet, über die individuelle Auskünfte zum Fahrplan erteilt werden.

Wer vorher ein Ticket für den Streikzeitraum gekauft hat, kann seine Fahrt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Die Bahn hat die Zugbindungen aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Video | So äußerte sich Olaf Scholz zum Bahnstreik
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Quelle: reuters

Bisher längster Streik der GDL

Es ist der vierte und bisher längste Streik der Gewerkschaft. Erstmals im laufenden Tarifkonflikt umfasst er auch ein komplettes Wochenende.

In den kommenden Tagen entstehen dadurch große Einschränkungen im Bahnverkehr erwartet. Die Bahn hat wie bei vergangenen Streiks einen Notfallplan mit stark reduziertem Angebot erstellt. Welche Züge fahren, können Passagiere über die Internetseite der Bahn und über die App erfahren. Wie Sie trotz Streik ans Ziel kommen, lesen Sie hier.

Situation im Tarifkonflikt verfahren

Die Situation im Tarifkonflikt ist verfahren. Verhandlungen zwischen der GDL und der Bahn hat es seit Ende November nicht mehr gegeben. Auch im jüngsten Angebot der Bahn sah die Gewerkschaft unter ihrem Chef Claus Weselsky keine Gesprächsgrundlage. Im Dezember ließ die GDL ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen. Rund 97 Prozent der teilnehmenden Beschäftigten sprachen sich dafür aus. Seither sind mehrtägige Streiks möglich.

Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, soll die GDL der Deutschen Bahn nun aber ein Kompromissangebot vorgelegt haben (mehr darüber lesen Sie hier).

Weselsky: "Wir müssen länger und auch härter streiken"

Weselsky übte am Morgen Kritik an der Bahn: "Was die Deutsche Bahn AG macht, ist nichts anders als die wiederholende Ablehnung aller Forderungen", sagte GDL-Chef Weselsky am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Die Bahn bewege sich nur millimeterweise. Auf die Frage, wann die Gewerkschaft wieder verhandeln werde, sagte der Gewerkschafter: "Sobald die Deutsche Bahn vom hohen Ross herunterkommt."

Weselsky verteidigte den vierten und längsten Streik in dieser Tarifrunde. "Das ist verhältnismäßig, das ist rechtmäßig, und es ist zulässig – drei Elemente, die die Gerichte geprüft haben." Dass ein Streik Kunden im Personen- und Güterverkehr treffe, sei nicht zu vermeiden. "Wir müssen länger und auch härter streiken, weil das Management der Bahn beratungsresistent ist."

Kritisch hat sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zum Verhalten der Lokführergewerkschaft geäußert. "Dass nun bereits zum vierten Mal im laufenden Konflikt zum Streik aufgerufen wird, ohne dass überhaupt miteinander geredet wird, ist inakzeptabel", sagte Wissing der "Bild"-Zeitung.

Es sehe immer mehr danach aus, "dass der Konflikt völlig festgefahren ist", sagte der FDP-Politiker. "Deshalb sollte ein Moderator oder eine Moderatorin eingeschaltet werden." Wissing forderte die Tarifparteien auf, "Lösungen am Verhandlungstisch zu finden oder eine Schlichtung einzuleiten". Der Streik sei nicht nur eine enorme Belastung für die Volkswirtschaft, sondern auch nervenaufreibend für alle Reisenden oder Pendler.

Konkurrierende Bahn-Gewerkschaften

Neben finanziellen Forderungen dreht sich der Tarifstreit vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat unter anderem ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.

Verkompliziert wird der Tarifkonflikt dadurch, dass die GDL ihren Einfluss im Unternehmen ausweiten und Tarifverträge auch für die Beschäftigten der Infrastruktursparte abschließen will. Dort gibt es bereits Tarifverträge der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), mit der die GDL konkurriert. Die Bahn lehnt diese Forderung bislang ab.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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