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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorbild Lilli Das hat die "Bild"-Zeitung mit der Erfindung von Barbie zu tun
Lange Beine, blonde Haare, viele Outfits: Die Spielzeugpuppe Barbie ist eine Ikone. Erfinderin Ruth Handler ließ sich dafür von einer Puppe aus Deutschland inspirieren.
Der Barbie-Hype greift um sich: Ob auf pinker Kleidung, Elektronik oder Einrichtungsgegenständen – überall prangt aktuell das schnörkelige Logo der bekannten Puppenmarke. Grund dafür ist der Film "Barbie" von Regisseurin Greta Gerwig mit der australischen Schauspielerin Margot Robbie in der Hauptrolle.
Dieser sprengt derzeit einen Rekord nach dem nächsten und sorgt weltweit für eine gigantische Nachfrage an Barbie-Produkten (mehr dazu lesen Sie hier). Doch was viele nicht wissen: Die bekannte US-amerikanische Plastikpuppe hatte ein deutsches Vorbild.
Europareise inspiriert Erfinderin
Denn als die spätere Barbie-Erfinderin und Mattel-Mitgründerin Ruth Handler 1958 mit ihrer Familie eine Europareise bestritt, kaufte sie in der Schweiz mehrere sogenannte Lillis. "Wir waren absolut fasziniert, konnten uns von dem Laden gar nicht mehr losreißen", schreibt Handler darüber später in ihren Memoiren.
Bei den Lillis handelte es sich um ein Produkt der "Bild"-Zeitung. Die Puppen basierten auf einem beliebten Comic, der in der Zeitung erschien und wurden ab 1955 zum Verkauf angeboten. Es gab sie in zwei Größen: 30 und 19 Zentimeter Höhe. Die größere wurde für 12 D-Mark, die kleinere für 7,50 D-Mark angeboten. Dazu gab es eine ganze Reihe an Kleidungsstücken zu kaufen. Vermarktet wurde die Lilli als originelles Geschenk für Erwachsene.
Handler war begeistert. Sie selbst war zuvor mit der Idee einer ähnlichen Puppe bei den Spielzeugdesignern im Hause Mattel gescheitert. Mit den Lillis im Gepäck sollte sich das ändern. Sie entwickelte die Barbie und landete damit einen Kassenschlager. Bereits im ersten Verkaufsjahr 1959 gingen 300.000 Barbies über die Ladentheke.
Lilli-Comic entstand eher zufällig
Die Produktion von Vorbild Lilli musste nach einem Patentstreit mit Mattel gegen eine Zahlung von 25.000 Mark im Jahr 1964 eingestellt werden. Insgesamt wurden 130.000 Puppen des Typs verkauft.
Laut "Bild" entstand der erste Lilli-Comic übrigens aus der Not heraus. Am 24. Juni 1952 erschien die erste Ausgabe der Zeitung, doch am Vortag klaffte bei der Planung auf der zweiten Seite noch eine Lücke. Der Cartoonist Reinhard Beuthien zeichnete daraufhin eine junge Frau mit Schmollmund, Wimpern und Pferdeschwanz, die bei einer Wahrsagerin sitzt und fragt: "Können Sie mir nicht Namen und Adresse dieses reichen und gutaussehenden Mannes sagen?"
Von da an bis zum Januar 1961 erschien täglich ein neuer Comic. Lilli wird darin als Sekretärin dargestellt, die ihr eigenes Geld verdient, diverse Liebhaber hat und oft nur spärlich bekleidet ist.
Das könnte auch einer der Gründe sein, warum die Inspiration für Barbie aktuell wenig thematisiert wird. Immerhin präsentiert sich Mattel seit einiger Zeit als progressiver Konzern, der Spielzeug für Jungen und Mädchen gleichermaßen anbietet. Barbie soll dabei eine Inspiration, gerade für junge Mädchen, sein. "Barbie, übrigens benannt nach Handlers Tochter Barbara, sollte zeigen, dass Mädchen alles sein können. Insgesamt mehr als 200 Berufe hatte Barbie bis heute", sagte Mattel-Deutschlandchef Sebastian Trischler im Gespräch mit t-online.
Die "Bild"-Zeitung selbst hingegen ist stolz auf ihre Rolle im aktuellen Barbie-Hype und schreibt selbstbewusst: "Ohne Bild würde es den Barbie-Film nicht geben".
- Eigene Recherche
- bild-lilli.com
- bild.de: "Ohne BILD würde es den Barbie-Film nicht geben"
- museen.nuernberg.de: Kunststoffpuppe "Bild-Lilli"