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Zölle von Donald Trump: Wie der US-Präsident weltweit Preise beeinflusst


Trumps Zollpläne
Das kann sich Deutschland kaum leisten


Aktualisiert am 18.02.2025 - 07:52 UhrLesedauer: 5 Min.
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Donald Trump: Der US-Präsident will mit Zöllen die heimische Wirtschaft stärken. (Quelle: Alex Brandon/AP/dpa/dpa-bilder)
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US-Präsident Trump behauptet, Zölle könnten die amerikanische Wirtschaft stärken. Bezahlen müssten dann andere Länder. Doch die Auswirkungen sind komplizierter.

Gute Freundschaft sieht anders aus: Bei der Münchner Sicherheitskonferenz versammelte sich am Wochenende eine breite Riege der Staats- und Regierungschefs. Für die USA war allerdings nicht US-Präsident Donald Trump anwesend, stattdessen schickte er seinen Vize J. D. Vance.

Mit einer umstrittenen Rede leitete er das Wochenende ein. Darin kritisierte er nicht nur eine angeblich mangelnde Meinungsfreiheit in Deutschland, sondern gab auch noch direkt eine Wahlempfehlung für die AfD ab. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die politischen Reaktionen aus den anderen Parteien ließen nicht lange auf sich warten. Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch seine Konkurrenten bei der bevorstehenden Bundestagswahl, CDU-Chef Friedrich Merz und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck, kritisierten die Äußerungen scharf.

Doch es war nicht nur Kritik, es war auch eine tiefe Sorge, die aus den Worten der deutschen Politiker herauszuhören war. "Die Differenzen zwischen den USA und Europa bekommen damit eine ganz neue Qualität", sagte Merz. Und diese Differenzen könnten bald auch deutsche und europäische Verbraucher im Geldbeutel spüren.

USA sind wichtiger Handelspartner

Während bei der Münchner Sicherheitskonferenz die großen Konflikte in der Welt im Vordergrund standen und um die künftige Unterstützung für die Ukraine gerungen wurde, berechnen Firmen weltweit derzeit, was die angekündigten US-Zölle für sie bedeuten. Wie sehr könnte Trump also die Preise in Europa beeinflussen?

Grundsätzlich stark. Immerhin ist die Weltwirtschaft heute eng ineinander verwoben. Das hatte sich zuletzt während der Lieferengpässe in der Corona-Pandemie gezeigt. Auch durch den Ukraine-Krieg mussten einige Lieferketten umgestellt werden.

Die USA sind dabei ein besonders wichtiger Partner für Deutschland: Das Exportland Deutschland schickte im Jahr 2023 Waren im Wert von 158 Milliarden Euro in die USA – mehr als in jedes andere Land. Im Gegenzug importierte Deutschland Güter im Wert von 95 Milliarden Euro. Damit landen die USA in dieser Kategorie auf Platz drei.

Zwei wichtige deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute, das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) und das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW), haben die möglichen Auswirkungen der Zölle berechnet und geben dennoch vorsichtige Entwarnung:

Deutschland würde nur in einem überschaubaren Umfang Wirtschaftswachstum einbüßen. Ökonom Julian Hinz vom IfW sagt "tagesschau.de" dazu: "Das meiste, was in Deutschland produziert wird, bleibt auch in Deutschland. Vom Rest geht das meiste nach Europa, erst dann kommen die USA."

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Einen großen Einfluss hat dabei auch die genaue Ausgestaltung der Zölle: Eine Angleichung der US-Zölle an das Niveau der Handelspartner wäre einer Studie zufolge für die Europäische Union verkraftbar und entspräche etwa einem nur 0,5 bis 1,7 Prozentpunkte höheren Zollsatz als bislang. Sollten hingegen tatsächlich pauschale Zollerhöhungen um zehn oder gar 20 Prozent erfolgen, könnte "deren Auswirkungen einen dreistelligen Milliardenschaden anrichten", schreibt das IW.

Deutschlands Wirtschaftslage ist schwierig

Allerdings kann sich Deutschland derzeit auch geringe Einbußen kaum leisten. Zur Erinnerung: In den vergangenen beiden Jahren ging die Wirtschaftsleistung zurück. Prognosen sehen auch für 2025 nur ein geringes Wachstum von 0,3 Prozent vorher. Mehr dazu lesen Sie hier.

Im Klartext heißt das, dass die von Trump vorgeschlagenen Zölle zwar vor allem die eigene Bevölkerung und den Handel mit China treffen werden, spurlos werden sie an Europa aber auch nicht vorbeigehen. Denn auch wenn es aus deutscher Sicht so scheinen mag – Trumps Vorstoß ist nicht allein dazu gedacht, anderen Ländern zu schaden. Vielmehr versucht Trump damit, das Handelsdefizit der USA zu verkleinern. Denn die Vereinigten Staaten importieren deutlich mehr, als sie exportieren.

Durch die Zölle will er amerikanische Produkte im Vergleich attraktiver machen. Die heimischen Unternehmen will er zudem durch günstige Energiepreise und niedrige Steuern unterstützen. In Deutschland hingegen klagen Unternehmer seit Jahren über verhältnismäßig hohe Energiekosten und Steuern sowie zu viel Bürokratie.

Für große deutsche und europäische Konzerne wird somit eine Verlagerung von Produktionsstätten in die USA zunehmend attraktiver. Einen Vorgeschmack darauf hatte es schon unter dem vorherigen US-Präsidenten Joe Biden gegeben, der mit dem Inflation Reduction Act viel beachtete Wirtschaftsanreize für die heimische Wirtschaft gesetzt hatte. Auch deutsche Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA profitierten damals. Nun könnte es zu einer weiteren Verlagerung von Investitionen zugunsten der USA kommen.

Das wäre eine große Belastung für Deutschland, dessen Status als Export- und Industrienation seit Jahrzehnten insbesondere an klassischen Technologien der Automobilbranche, des Maschinenbaus und der chemischen Produktion hängt und deutlich weniger an innovativen Hightech-Lösungen.

Die betroffenen Branchen reagieren unterdessen unterschiedlich auf die mögliche Bedrohung. Der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Bertram Kawlath, sagte der "Augsburger Allgemeinen": "Wir beobachten Trumps Bestrebungen aus einer robusten Position heraus".

Er fügte hinzu: "Unsere Firmen stellen Produkte her, die Unternehmen so nicht von amerikanischen Konkurrenten kaufen können". Und weiter: "Wenn Trump will, dass Firmen mehr in den USA investieren, kommen sie also nicht umhin, Maschinen deutscher Hersteller zu kaufen."

Vorsichtiger fällt hingegen die Einschätzung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) aus. "Zusätzliche Zölle würden vor allem in Nordamerika erhebliche Auswirkungen auf sämtliche Liefer- und Produktionsnetzwerke der Automobilindustrie mit sich bringen –ebenso höhere Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher", heißt es in einer Pressemitteilung. Das werde auch Auswirkungen auf Arbeitsplätze in den betroffenen Firmen haben.

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Auch Bundesbank-Chef Joachim Nagel mahnt Vorsicht an. Einer Modellrechnung seines Geldinstituts nach könnten Trumps Zollpläne die deutsche Wirtschaftsleistung spürbar drücken. Diese könnte demnach für 2027 um fast 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen als bislang vorhergesagt. Eine Abwertung des Euro könne zwar die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken. Aber das reiche nicht, um die negativen Effekte zu kompensieren." Auch die Inflation könnte angefacht werden, wenngleich das Ausmaß sehr unsicher sei. Es handle sich um ein hypothetisches Szenario, betonte Nagel.

Wirtschaft fordert politisches Handeln

Es ist aktuell nicht abschließend zu sagen, in welchem Maße sich Trumps Maßnahmen auswirken werden. Nicht zuletzt weil die genaue Ausgestaltung teils bislang nicht bekannt ist. Einigkeit besteht unter einem Großteil der europäischen Wirtschaftsexperten, dass Einfuhrzölle zunächst vor allem die US-amerikanischen Verbraucher stark treffen werden.

Für große europäische Unternehmen könnten niedrigere Steuern in den USA zudem einen Anreiz setzen, ihr Geschäft und ihre Produktion vor Ort auszubauen und damit aus Europa zu verlagern. Das wiederum könnte gerade für kleinere und mittlere Betriebe, die einen solchen Schritt scheuen dürften, zum Wettbewerbsnachteil werden. Sicher ist auf jeden Fall, dass Wirtschaftsvertreter von einer neuen Bundesregierung nicht nur eine sicherheitspolitische Antwort auf Trump fordern. Sondern auch eine wirtschaftspolitische.

Verwendete Quellen

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