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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tarifverhandlungen Was verdienen Angestellte bei der Bahn?
Die Eisenbahngewerkschaft ringt mit der Deutschen Bahn um höhere Gehälter. Aber wie viel verdienen Bahnmitarbeiter überhaupt?
Lokführer, Kundenservice, Reinigungspersonal: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert höhere Gehälter für die rund 180.000 Angestellten der Deutschen Bahn. In der Corona-Pandemie hätten die Mitarbeiter als systemrelevante Kräfte weitergearbeitet, auch die Mehrbelastungen durch Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hätten sie hingenommen, so EVG-Vorstand Martin Burkert.
Nun ist es aus Sicht der EVG an der Zeit, das mit höheren Gehältern zu kompensieren. Um ihre Forderungen durchzusetzen, hat die Gewerkschaft in den vergangenen Monaten mehrfach zu Streiks aufgerufen. Die Bahn hat sich zwar an den Verhandlungstisch begeben, doch in fünf Runden wurde bislang keine Einigung erzielt. Der Konzern behauptet, die Gewerkschaft sei nicht kompromissbereit und beharre auf ihrer Ursprungsforderung. Mehr dazu lesen Sie hier. Am Montag hat nun eine neue Verhandlungsrunde begonnen.
t-online erklärt, um wie viel Geld es für die Beschäftigten geht.
Das sind die Einstiegsgehälter bei der Bahn
Es kursieren ganz unterschiedliche Zahlen dazu, was Angestellte bei der Bahn verdienen. Das liegt daran, dass oft verschiedene Daten zusammengeworfen und gemittelt werden. Einstiegsgehälter seien da besser vergleichbar, heißt es von der EVG.
So viel verdienen Angestellte bei der Deutschen Bahn brutto monatlich:
- Reinigungspersonal: 2.100 Euro
- Busfahrer: 2.200 bis 2.400 Euro
- Kundenbetreuer im Nahverkehr: 2.500 Euro
- Lokführer ohne Zulagen: 2.600 bis 3.000 Euro
Hinzu kommen Zuschläge für Schicht- und Wochenendarbeit.
Erst im Mai hatte die Deutsche Bahn zugestimmt, dass künftig in allen Tarifgruppen der Mindestlohn von 12 Euro gelten werde. Zuvor hatten Angestellte in den Bereichen Reinigung und Sicherheit laut Tarif 10,45 Euro pro Stunde verdient. Um dennoch auf den Mindestlohnbetrag zu kommen, wurden Schichtzuschläge angerechnet oder das Monatsbrutto aufgestockt.
Die Verankerung des Mindestlohns war eine Kernforderung der EVG im Tarifkonflikt, damit die etwa 2.000 Beschäftigen, die davon betroffen waren, auch von weiteren Gehaltserhöhungen profitieren können, ohne dass diese mit der Differenz zum Mindestlohn verrechnet werden.
EVG fordert 650 Euro mehr pro Monat
Die EVG hält die oben genannten Beträge für zu gering. Sie fordert für die rund 180.000 Bahnangestellten einen Festbetrag von mindestens 650 Euro pro Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen zwölf Monate betragen. Einmalzahlungen lehnte die EVG bislang strikt ab.
Die Bahn hatte zuletzt angeboten, die Gehälter stufenweise um zwölf Prozent bei den unteren Einkommensgruppen zu erhöhen. Insgesamt zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen, die oberen acht Prozent.
Diese Gehaltserhöhung soll dabei in zwei Stufen erfolgen, die erste soll bereits in diesem Jahr greifen. Hinzu kommt eine ebenfalls stufenweise ausgezahlte Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab diesem Juli an die Angestellten fließen könnte. Die Laufzeit für den Tarifvertrag soll nach Vorstellung von Personalvorstand Martin Seiler 24 Monate betragen. Die EVG lehnte das Angebot ab, nun wird neu verhandelt.
Ob dabei ein anderes Ergebnis erzielt werden kann, ist unklar. Die Streikbereitschaft innerhalb der Gewerkschaft sei jedenfalls hoch, so EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch am Montag. Wenn sich in den kommenden Tagen "nichts deutlich bewegt", müssten die Menschen mit weiteren Streiks rechnen. "Welche Form der Streiks, das werden dann die entsprechenden Gremien beschließen." Gemeint ist damit auch die Möglichkeit, eine Urabstimmung abzuhalten. Fiele diese positiv aus, könnte die Gewerkschaft auch unbegrenzt streiken.
Unterschiedliche Tarife je nach Gewerkschaft
Doch diese Daten treffen nicht auf alle Beschäftigten bei der Bahn zu, denn nicht alle sind bei der EVG gewerkschaftlich organisiert. Auch die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) wirbt um Mitglieder. Mit beiden Gewerkschaften verhandelt die Bahn Tarifverträge, teilweise für dieselben Berufsgruppen.
Welcher Tarifvertrag angewendet wird, hängt dann davon ab, welche Gewerkschaft im jeweiligen Unterbetrieb der Bahn mehr Mitglieder hat. Nach Angaben der Bahn werden so aktuell in 282 der 300 Betriebe die EVG-Verträge verwendet, in 18 Betrieben gelten die Tarife der GDL.
Während die EVG aktuell verhandelt, gelten die GDL-Tarife noch bis Ende Oktober. Es ist sehr wahrscheinlich, dass GDL-Chef Claus Weselsky danach ähnliche Forderungen stellen wird – und, sollte die Bahn ablehnen, ebenfalls zum Arbeitskampf aufruft.
- Eigene Recherche
- Daten von der EVG
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa