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Atteste unrichtig?
Polizei zu Hausdurchsuchung bei "Querdenken"-Arzt Bodo Schiffmann

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Aktualisiert am 27.10.2020Lesedauer: 2 Min.
Bodo Schiffmann: Der HNO-Arzt war seit Ende September mit Unterbrechung auf einer Demo-Tour durch Deutschland mit einem Luxusbus. Nachdem er wieder in seiner Heimat Sinsheim ist, kamen am Dienstag Polizisten zu einer Hausdurchsuchung.Vergrößern des Bildes
Bodo Schiffmann: Der HNO-Arzt war seit Ende September mit Unterbrechung auf einer Demo-Tour durch Deutschland mit einem Luxusbus. Nachdem er wieder in seiner Heimat Sinsheim ist, kamen am Dienstag Polizisten zu einer Hausdurchsuchung. (Quelle: imago-images-bilder)

Der "Querdenker" und HNO-Arzt Bodo Schiffmann hat in seiner Praxis Besuch von der Polizei bekommen. Bei der Hausdurchsuchung ging es offenbar um Maskenatteste.

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg ermittelt offenbar gegen den "Querdenken"-Aktivisten Bodo Schiffmann, Betreiber einer Schwindelpraxis in Sinsheim. Der HNO-Arzt sprach am Dienstagabend von einer Hausdurchsuchung in seiner Praxis durch drei Polizisten. Zuvor hatte der SWR von den Ermittlungen berichtet. Demnach soll Schiffmann Personen Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt haben, ohne sie untersucht zu haben.

Die Durchsuchung kommt einen Tag nach einem Bericht von t-online, dass Ärztekammer und Approbationsbehörde bisher keine Handhabe sehen, gegen Schiffmann vorzugehen. Die diversen Äußerungen von Schiffmann berührten nicht das direkte Arzt-Patienten-Verhältnis, so die Bezirksärztekammer Nordbaden, hieß es. Schiffmann sprach unter anderem von einem Militärputsch und ist verantwortlich für Millionen Flyer mit irreführenden und falschen Behauptungen in der Coronakrise.

Die Bezirksärztekammer hatte bereits ein berufsgerichtliches Verfahren gegen Schiffmann eingestellt, in dem es um möglicherweise unrichtige Atteste gegen die Maskenpflicht ging. Schiffmann habe ja für Rückfragen die Adresse von Personen gehabt, die ihm für Atteste Symptome genannt und einen Rückumschlag zugeschickt hatten. Der Kammeranwalt schrieb: "Dass er [Schiffmann] keine sorgfältige Anamnese durchführt, kann jedenfalls gegenwärtig nicht angenommen werden."

Attest offenbar ohne Arztbesuch

Genau diesem Verdacht von Attesten ohne Untersuchung geht jetzt die Staatsanwaltschaft nach, wie Schiffmann selbst sagte. Die Beamten hätten mehrere Atteste gegen die Maskenpflicht mitgeführt, so der Arzt in einem Video auf Telegram. Ein Attest sei "offensichtlich eine Fälschung" gewesen. "Bei zwei anderen konnten wir nicht feststellen, ob die Patienten bei uns waren". Bei einem weiteren habe die Polizei die Akte abfotografiert. Dem "Mannheimer Morgen" sagte er, bei dem "Besuch" der Beamten seien kein Schrank und keine Schublade geöffnet worden.

Schiffmann zeigt offenbar kein Unrechtsbewusstsein. "Jeder Mensch hat nach meiner Ansicht ein Recht auf ein Attest", sagte er im Video. In einem Posting schrieb er: Aus seiner Sicht "macht sich jeder Arzt schuldig, der kein Attest ausstellt".

Schiffmann hatte in den vergangenen Wochen unter anderem gesagt, Kinder würden an Masken sterben "gegen eine Krankheit, die es nicht gibt". Seine Darstellungen zu Todesumständen gestorbener Kinder stellten sich als unbelegt oder erfunden heraus.

In diesem Zusammenhang wird etwa auch vom Polizeipräsidium Unterfranken gegen Schiffmann ermittelt. Ermittlungen gegen den Arzt gibt es auch wegen möglicher Verstöße gegen das Versammlungsgesetz bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen.

Beim Regierungspräsidium Stuttgart, der für die Zulassung von Ärzten zuständigen Stelle in Baden-Württemberg, laufen Prüfungen wegen mehrerer Ärzte. Dort kann das Ruhen der Approbation angeordnet werden. Voraussetzung ist ein Strafverfahren wegen einer Straftat, die auf eine Unwürdigkeit oder Unzuverlässigkeit zur Ausübung des ärztlichen Berufs schließen lassen würde.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • swr.de: Heidelberger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Arzt aus Sinsheim
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