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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bürgerinitiative kritisiert Strecke Magnetbahn: "Schaufensterbähnchen für die Prominenz"
Die Debatte über die Magnetschwebebahn in Nürnberg geht weiter. Die CSU verteidigt weiterhin die geplante Strecke, doch nun kontert eine Bürgerinitiative.
Eine Magnetbahn könnte unter bestimmten Voraussetzungen für Nürnberg sinnvoll sein – darüber herrscht in der Stadtpolitik weitgehend Einigkeit. Heiß diskutiert wird aber die Frage, ob die geplante Strecke das auch ist. Ministerpräsident Markus Söder und die Stadtratsfraktion seiner CSU haben eine Verbindung zwischen Bauernfeindstraße, Messe und Südklinikum ins Spiel gebracht und zuletzt auch gegen Kritik verteidigt. Nun kontert der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr.
Dessen Sprecher Stefan Scherer teilte t-online mit, dass die Bürgerinitiative grundsätzlich gegenüber der Magnetschwebebahn aufgeschlossen sei und das "starke Engagement der neuen Bayerischen Staatsregierung für zukunftsweisende Technologien für die Metropolregion Nürnberg" begrüße. Allerdings bewerte die Initiative die Strecke völlig anders als die CSU. Der Tenor: Auf diesem Streckenabschnitt sei eine Tram klar im Vorteil.
- Der Fraktionsvorsitzende der CSU erklärte kürzlich t-online, warum er die Strecke zwischen Bauernfeindstraße und Südklinikum für besonders sinnvoll hält. Seine Argumente lesen Sie hier.
- Grüne und SPD haben eine andere Meinung als die CSU. Ein SPD-Mann fragt sich deshalb: "Wenn Söder eine Magnetbahn spendieren will, warum da?"
Knackpunkt: Bauernfeindstraße
Würde die Magnetbahn wie von der CSU vorgeschlagen gebaut, würde sie an der Bauernfeindstraße beginnen und von dort aus über die Messe zum Südklinikum führen. Die Bauernfeindstraße würde damit zum Umsteigebahnhof. Derzeit halten dort nur Busse und die U-Bahnlinie U1. Zukünftig soll auch die Tramlinie 7 die Station anfahren. Diese soll – unabhängig vom Bau der Magnetbahn – von der Tristanstraße aus zur Bauernfeindstraße verlängert werden, wie Baureferent Daniel Ulrich t-online sagte.
Straßenbahnlinie 7 vs. Magnetschwebebahn
Derzeit fährt die Straßenbahnlinie 7 zwischen Hauptbahnhof und Tristanstraße. An der geplanten, südlichen Verlängerung der Linie bis zur Bauernfeindstraße will die Stadt unabhängig von der Magnetbahn festhalten. Allerdings hat der Stadtrat 2023 auch beschlossen, eine Verlängerung von der Bauernfeindstraße bis zum Südklinikum voranzutreiben – auf dieser Strecke wird nun aber über die Magnetbahn diskutiert. Wenn die Magnetbahn auf dieser Strecke kommt, würde die Tram voraussichtlich an der Bauernfeindstraße enden. Wer zum Südklinikum will, müsste in diesem Fall dort umsteigen. Im Norden wird die Linie 7 gerade in Richtung Stadtpark verlängert – dieser Abschnitt ist bereits im Bau.
Die CSU sieht im Umstieg keinen Nachteil und sagt, dass die meisten Fahrgäste aus der Innenstadt vermutlich nicht mit der Tram bis Bauernfeindstraße fahren, sondern die U1 nutzen würden. Diese sei ohnehin deutlich schneller als die geplante Straßenbahnverbindung. Dagegen argumentiert Scherer, dass durch das Umsteigen der Zeitvorteil der U-Bahn gegenüber der Tram aufgezehrt werde. Zudem gehe es zulasten des Komforts. "Man muss den bisherigen (Sitz)platz aufgeben, das Fahrzeug verlassen und eventuell an der nur eingeschränkt witterungsgeschützten Station Bauernfeindstraße warten", sagt Scherer.
Doch das ist nicht sein einziger Kritikpunkt: Die Tramlinie 7 könne zudem "die zu bestimmten Zeiten an der Kapazitätsgrenze operierende U1 entlasten", sofern sie durchgängig zum Südklinikum fahre. Dazu kommt laut Scherer, dass die Verlängerung der Linie 7 bis zum Stadtpark – also Richtung Norden ab Hauptbahnhof – bereits im Bau ist. Deshalb seien die Aussagen der CSU zum bisherigen Endpunkt am Hauptbahnhof obsolet, so Scherer.
Magnetbahn muss "Leistungfährigkeit demonstrieren"
Zudem argumentiert der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr, dass bei der Straßenbahn der Takt während Großveranstaltungen – beispielsweise in der Messe oder rund um das Stadion – verdichtet werden könnte. Bei einem "Inselbetrieb" der Magnetschwebebahn sei das nicht möglich. Scherer fürchtet: "Eine solche Magnetschwebebahn wäre dann wie ein Schaufensterbähnchen für die Prominenz, stiftet aber für die Allgemeinheit keinen Nutzen."
Auch daran, ob die Magnetbahn auf dieser Strecke industriepolitisch sinnvoll sei, äußert er Zweifel. "Wenn man eine Magnetschwebebahn vorsieht, dann muss diese auch Leistungsfähigkeit demonstrieren, sonst wird sie niemals ein Exportschlager", meint Scherer.
Initiative fordert: Fahrgastnutzen muss im Mittelpunkt stehen
Generell begrüße der Arbeitskreis aber das Engagement des Oberbürgermeisters, der Stadtratsfraktionen sowie der Staatsregierung für den öffentlichen Nahverkehr in der Metropolregion Nürnberg. Auch dass die Firma Max Bögl Einsatzfelder für ihre Magnetschwebetechnik suche, befürworte der Arbeitskreis. "Das Ganze wird aber nur sinnvoll, wenn der langfristige Fahrgastnutzen im Mittelpunkt steht", sagt Scherer. Der Nutzen müsse darüber hinaus in vertretbarer Proportion zu den laufenden Kosten stehen.
Scherer hofft nun auf plausible Ergebnisse durch die Machbarkeitsstudie, die Kosten und Nutzen zwischen Tram und Magnetschwebebahn vergleichen soll. Diese wird der Stadtrat aller Voraussicht nach bereits am Mittwoch (20. März) in Auftrag geben.
- E-Mail des Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr
- Eigene Recherchen