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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Straßenbahn schon geplant Tram oder Magnetbahn? Das sagt Nürnbergs Baureferent
Wie soll Nürnbergs Süden an den Nahverkehr angeschlossen werden? Baureferent Daniel Ulrich will an einer Entscheidung definitiv festhalten.
Im Süden Nürnbergs entsteht mit Lichtenreuth ein komplett neues Stadtviertel. Tausende Menschen sollen dort einmal leben, auch die neue Technische Universität wird dort ihren Sitz haben. Wenige Kilometer weiter liegen Messe und Südklinikum. Die Frage, ob die drei Punkte mit einer Magnetschwebebahn oder mit einer Tram verbunden werden sollen, sorgt für Diskussionen. Nun äußert sich Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich gegenüber t-online dazu.
Ursprünglich war geplant, die bestehende Straßenbahnlinie 7 Richtung Süden zu verlängern. Ein erstes Teilstück sollte von der aktuellen Endhaltestelle Tristanstraße durch Lichtenreuth zum bestehenden U-Bahnhof Bauernfeindstraße führen. Die Planungen dafür sind weit fortgeschritten. Ab 2026 sollen hier Bagger rollen, heißt es zumindest auf der Homepage der Stadt.
Doch die Planungen gehen bereits weiter: Im Juli 2023 hat der Verkehrsausschuss des Stadtrats einstimmig beschlossen, eine Verlängerung der Straßenbahn über die Messe bis zum Südklinikum voranzutreiben. Also über Lichtenreuth und Bauernfeindstraße hinaus.
"Was Berlin kann, kann Nürnberg schon lange"
Ende 2023 brachte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen völlig neuen Vorschlag für die Strecke ins Spiel: eine Magnetschwebebahn für Nürnberg. Details dazu wurden bei einer Pressekonferenz von Söder und der CSU-Stadtratsfraktion Anfang Februar bekannt. Eine Magnetschwebebahn sei wesentlich innovativer als eine Straßenbahn, sagte Söder damals. Und weiter: "Berlin plant eine Magnetschwebebahn. Was Berlin kann, kann Nürnberg schon lange." Im Gespräch ist seitdem der Bau einer vom Oberpfälzer Bauunternehmen Max Bögl entwickelten Bahn.
Eine Machbarkeitsstudie soll nun Kosten und Nutzen der Tramverlängerung mit einer Magnetschwebebahn vergleichen. Ist also die Verlängerung der Straßenbahnlinie 7 vom Tisch, wenn eine Magnetschwebebahn gebaut wird?
Nein, sagt Baureferent Ulrich auf t-online Nachfrage. Die Verlängerung der Tramlinie durch Lichtenreuth bis zur Bauernfeindstraße werde "uneingeschränkt" weiter geplant, so der Baureferent. Die Stadtverwaltung wolle dem Stadtrat im März eine Studie vorschlagen, die bis zum Sommer Klarheit über die Realisierbarkeit der Strecke schaffe. Ulrich ergänzt: "Insbesondere ist der bundesgesetzliche Rahmen zu Planung und Förderung noch zu schaffen."
Auch über die Bauernfeindstraße hinaus wird weiter geplant
Auch die Verlängerung der Linie 7 über die Bauernfeindstraße hinaus werde trotz der Diskussion um die Magnetschwebebahn weiter geplant. Der Baureferent sagt, die Planungen "werden weder gebremst noch zurückgestellt".
Dennoch gefällt Ulrich offenbar der Gedanke, dass eine Magnetschwebebahn durch Nürnberg fahren könnte. "Nürnberg hat eine reiche Mobilitätsgeschichte – von der ersten Eisenbahn in Deutschland über die erste fahrerlose U-Bahn bis vielleicht zu ersten Magnetbahn im Regelbetrieb", so der Baureferent weiter.
Ulrichs Meinung nach könnte eine solche Bahn ein wichtiges industriepolitisches Signal für Stadt und Region sein, "dass Innovation bei all den Debatten, die man über Bau und Stadtentwicklung führt, noch Platz in der Stadt hat". Dieser Gedanke mache die Magnetbahn interessant, so Ulrich weiter. Alle anderen Aspekte könne man mit anderen Verkehrsmitteln ebenso lösen.
Stadt kann nicht mehr zahlen als für eine Straßenbahn
Weiter kündigte Ulrich an, sowohl eine Verlängerung der Straßenbahn als auch die Magnetbahn "bis zur Baureife" vorantreiben zu wollen. Eine Magnetbahn habe in Deutschland schließlich noch niemand gebaut. Man wolle deshalb nicht riskieren, dass das Projekt auf halber Strecke scheitere und dann weder Straßenbahn noch Magnetschwebebahn komme.
Welches der beiden Verkehrsmittel gebaut werde, könne erst entschieden werden, "wenn Kosten und Kostenteilung" klar seien. Ein Meilenstein dürfte also das Ergebnis der Machbarkeitsstudie sein, die der Freistaat mit 90 Prozent bezuschussen will. Ulrich betonte aber: "Die Stadt Nürnberg wird dabei in keinem Fall höhere Kosten tragen können, als sie durch die Straßenbahn ausgelöst werden würden."
- Schriftliche Anfrage bei der Stadt Nürnberg
- Telefonat mit Daniel Ulrich