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Ukrainischer General nutzt offenbar russische Schwäche aus


Gezielte Angriffe
Ukrainischer Stargeneral nutzt russische Schwäche aus

Von t-online, wan

Aktualisiert am 11.04.2025Lesedauer: 3 Min.
Ein ukrainischer Soldat präpariert einen "Vampir", eine schwere, unbemannte Drohne.Vergrößern des Bildes
Ein ukrainischer Soldat präpariert einen "Vampir", eine schwere, unbemannte Drohne. (Quelle: REUTERS/Oleksandr Ratushniak/File Photo)
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Die Ukraine versucht offenbar eine neue Taktik an der Front. Ein junger General spielt dabei eine große Rolle.

In der umkämpften Region Luhansk machen ukrainische Truppen offenbar Fortschritte bei der Verteidigung, auch dank eines neuen Generals. Bei Attacken gegen russische Stellungen sollen in großer Zahl Artilleriewaffen zerstört worden sein, heißt es von ukrainischer Seite. Damit könnten russische Pläne einer neuen Offensive zumindest verzögert werden.

Wie das ukrainische Nachrichtenportal Euromaidan Press berichtet, spielt bei den jüngsten Angriffen das 3. Angriffscorps der ukrainischen Armee eine besondere Rolle. Es steht unter dem Kommando von Generalmajor Mychajlo Drapatyj. Er ist seit Januar zuständig für die Regionen Charkiw, Luhansk und Donezk, jene ukrainischen Gebiete, die Russland für sich beansprucht und größtenteils besetzt hat.

"Seit Drapatyi das Kommando übernommen hat, haben die ukrainischen Streitkräfte sowohl ihre Verteidigungskoordination als auch ihre Widerstandsfähigkeit auf dem Schlachtfeld verbessert, was zu einem erheblichen Anstieg der russischen Verluste und der operativen Kosten geführt hat", berichtet Euromaidan. Drapatyis Truppen hätten alleine im ersten Monat ihres Einsatzes doppelt so viel Gelände zurückerobert wie zuvor. Seit März wurden 36 Attacken pro Quadratkilometer durchgeführt.

Mehr Autonomie für Drapatyis Truppe

Viele militärische Erfolge seien der 3. Angriffsbrigade zu verdanken, die Teil des von Drapatyi befehligten Chortysja-Verband ist, der für die Frontabschnitte zuständig ist. Der General orientiere sich an Taktiken der Nato, die aber an die Bedingungen des Kriegsverlaufs in der Ukraine angepasst sind, so Euromaidan. Drapatyi habe größere Autonomie und auch mehr Unterstützung beim Bau von Verteidigungsanlagen. So könnten seine Einheiten selbst entscheiden, wo diese am besten errichtet werden.

Es sei dem in der Bevölkerung äußerst beliebten Militär gelungen, alleine im März 1.644 russische Kanonen und Mörser zu zerstören, so der Bericht. Die Zahlen beruhen auf ukrainischen Angaben und können nicht unabhängig überprüft werden.

Die Taktik hinter den Angriffen: Russland wird der Einsatz seiner Artillerie erschwert. Sie muss die Geschütze immer wieder verlegen, was deren Verwendung weniger effizient macht. Außerdem gebe es eine Doktrin in der russischen Armee, die noch aus Sowjetzeiten stammt, so das ukrainische Nachrichtenportal. Demnach dürfe Artillerie nur bei Beschuss zurückgezogen werden. Dann ist es aber oft zu spät. Diese Schwäche versucht Drapatyi offenbar mit seinen gezielten Angriffen auf russische Artilleriestellungen auszunutzen.

Zweitwichtigster Militär in der Ukraine

Der 42-jährige Generalmajor Mychajlo Drapatyj gilt als einer der Hoffnungsträger der ukrainischen Armee. Im Dezember war er von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits zum Kommandeur der Landstreitkräfte befördert worden, der zweitwichtigste Posten nach Armeechef Oleksandr Syrskyj. Sein Talent wird unter anderem von dem Projekt Deep State gepriesen, das öffentlich zugängliche Daten des Kriegsverlaufs analysiert. "Der neue Kommandeur genießt großen Respekt und hat ein positives Image unter den Soldaten und verfügt über die Fähigkeit, Probleme zu lösen und akute Situationen an Brennpunkten an der Front stabilisieren zu können", schrieben etwa die Analytiker.

Der Shooting-Star hat eine steile Karriere im ukrainischen Militär hinter sich: Aufgewachsen in einer ukrainischen Kleinstadt nördlich der Grenze zu Rumänien und Moldau, begann er nach der Schule seine militärische Ausbildung bei den Panzertruppen in Charkiw, die er 2004 abschloss.

Zehn Jahre später war Drapatyj Kommandeur, als der Krieg mit Russland infolge der Euromaidan-Proteste ausbrach: Der damals 31-Jährige lieferte sich dabei Kämpfe mit russischen Separatisten in der Hafenstadt Mariupol, die die ukrainischen Streitkräfte im Sommer 2014 für sich entscheiden konnten. Damals soll Drapatyj unter anderem für Aufsehen gesorgt haben, weil er wagemutig mit einem Panzer durch eine Straßensperre der Separatisten gerast sein soll.

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Kaum Geländegewinne an der Front

Jetzt liegt die Hoffnung des ukrainischen Militärs auf seinem Talent, und dass er auch an der Front Erfolge bringen kann. Noch immer ist der Frontverlauf weitgehend unverändert. Das amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtete am Donnerstag, dass ukrainische Truppen bei Toretsk und Pokrowsk vorgerückt seien, russische Truppen aber ebenfalls bei Kupjansk, Lyman, Toresk, Pokrowsk und im Westen der Oblast Saporischschja.

Meistens handelt es sich dabei um geringe Geländegewinne. Drapatyjs Hauptjob dürfte deshalb derzeit sein, weitere größere russische Landgewinne und Offensiven zu verhindern. Luhansk ist zu 99 Prozent unter russischer Kontrolle, aber das eine Prozent zu verteidigen, könnte auch im Hinblick auf mögliche Verhandlungen über einen Waffenstillstand oder gar Frieden von Bedeutung sein.

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