Geheimbericht Deutsches Kriegsgerät versagt in der Ukraine

Panzerhaubitze 2000, Leopard 2, Patriot-Flugabwehr: Deutschland hat der Ukraine viel Kriegsgerät geliefert. Doch die Systeme bereiten offenbar große Probleme.
Ein Geheimbericht des Militärattachés der Deutschen Botschaft in Kiew stellt dem von Deutschland gelieferten Kriegsgerät ein schlechtes Zeugnis aus. Demnach bereiten viele der gelieferten Systeme so große Probleme, dass sie sich kaum an der Front einsetzen lassen. Das berichten WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung", denen der Geheimbericht vorliegt.
Demnach habe die Panzerhaubitze 2000 eine "so hohe technische Anfälligkeit, dass Kriegstauglichkeit stark infrage gestellt wird". Der Kampfpanzer Leopard 1A5 gelte zwar als zuverlässig, werde "aber aufgrund zu schwacher Panzerung oft nur als Behelfsartillerie eingesetzt". Beim neueren Leopard 2A6 sei der Aufwand der Instandsetzung hoch und eine Reparatur an der Front oft nicht möglich.
"Kompliziertes Gerät bleibt ungenutzt"
Auch im Luftkampf ist der Nutzen der von Deutschland gelieferten Waffen offenbar begrenzt. Das Flugabwehrsystem Iris-T sei zwar sehr wirkungsvoll, allerdings sei der Preis für die Munition zu hoch und diese "nicht in der notwendigen Zahl vorhanden", heißt es in dem Bericht auf tagesschau.de. Patriot sei zwar grundsätzlich ein "hervorragendes Waffensystem", aber "untauglich für den Kriegseinsatz, weil Trägerfahrzeuge zu alt und keine Lieferung von Ersatzteilen seitens Hersteller mehr möglich" seien.
"Uneingeschränkt kriegstauglich ist kaum ein deutsches Großgerät", heißt es dem Bericht zufolge in dem geheimen Protokoll eines Vortrags, den der Militärattaché kürzlich an der Unteroffizierschule des Heeres im sächsischen Delitzsch gehalten habe. Die Schlussfolgerung des Militärangehörigen sei ernüchternd: "Kompliziertes Gerät bleibt ungenutzt. Der Einsatzwert von hochmodernem und kompliziertem Großgerät ist gering, wenn die Truppe nicht vor Ort die Instandsetzung durchführen kann", zitiert tagesschau.de aus dem Protokoll.
Dieses deutsche Kriegsgerät überzeugt in der Ukraine
Bewährt habe sich dagegen älteres Kriegsgerät, das die Bundeswehr schon ausgemustert hatte. So gelte der Flakpanzer Gepard, der gegen russische Drohnen und Marschflugkörper eingesetzt wird, als "das beliebteste, effizienteste und zuverlässigste Waffensystem", heißt es laut Bericht in dem Vortragsprotokoll. Auch der Schützenpanzer Marder sei ein "sehr beliebtes Gefechtsfahrzeug ohne Einschränkung".
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums habe sich auf Anfrage nicht zu dem internen Papier und den darin beschriebenen Erfahrungswerten der Ukraine äußern wollen, heißt es. Er habe nur erklärt, dass man sich mit den ukrainischen Stellen zu allen gelieferten Waffensystemen, zur Instandsetzungsmöglichkeiten und Ersatzteilversorgung sowie zu deren Munitionsversorgung in einem ständigen Austausch befinde.
"Man muss mit der Ukraine in ein enges, partnerschaftliches Gespräch kommen und sich genau diese Unzulänglichkeiten angucken und das für die zukünftigen Beschaffungen auch berücksichtigen", zitiert der Bericht die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni. Sie fordert, dass die Lehren aus dem Ukrainekrieg schnell in Ausbildung, Planung und Beschaffung einfließen.
- tagesschau.de: Kaum ein Großgerät "uneingeschränkt kriegstauglich"